Siegen. . Seit 2015 ist Siegen offiziell „Fairtrade-Stadt“. Das soll zukünftig so bleiben. Angelika Flohren vom Lenkungskreis verrät, worauf es ankommt.
Im Rat der Stadt Siegen, in den Ausschüssen und den Rathäusern wird Kaffee und Tee aus fairem Handel getrunken. Der Grund: Die Stadt trägt seit 2015 ein Siegel von dem Verein „TransFair“, das sie zur Fairtrade-Stadt erklärt. Die Verwaltung fungiert dabei als Schnittstelle, verrät Angelika Flohren, Sprecherin der Steuerungsgruppe „Fairtrade-Stadt Siegen“, im Gespräch mit Rebecca Häfner. Sie hat außerdem erzählt, was hinter der „fairen“ Stadt steckt und was die Siegener selbst machen können.
Siegen ist seit 2015 offiziell Fairtrade-Stadt. Was bedeutet das?
Angelika Flohren: Dass sich Siegen zu einer Fairtrade-Stadt entwickeln sollte, hat mit einem Antrag der Grünen im Jahr 2011 seinen Anfang genommen. Diese Idee musste dann in den politischen Gremien diskutiert und besprochen werden. Bei der Fairtrade-Stadt geht es uns um den Gedanken, dass es auch eine „Welt“ außerhalb der unseren gibt. Wir möchten uns daran beteiligen, dass die Welt gerechter wird, dass die Menschen aus den Ländern der Dritten Welt faire Löhne erhalten, unter menschenwürdigen Arbeitsbedingungen beschäftigt werden und nicht ausgebeutet werden.
Was muss Siegen dafür tun?
Ein Jahr bevor „TransFair“ die Stadt Siegen ausgezeichnet hat, haben wir damit begonnen, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass alle Kriterien erfüllt sind. Eine Bedingung war, dass es eine Arbeitsgruppe gibt, die die Aktionen zur Fairtrade-Stadt plant, organisiert und auch die Entwicklungen beobachtet. Dafür wurde der Lenkungskreis gegründet, dem ich als Sprecherin vorsitze. Außerdem muss es in der Stadt unter anderem eine gewisse Anzahl an Geschäften und Gastronomiebetrieben geben, die faire Produkte anbieten. Bei den Ratssitzungen gibt es fairen Kaffee, Tee und Zucker. Für öffentliche Veranstaltungen haben wir einen Brief entwickelt, in dem wir vorschlagen, fair gehandelte Produkte anzubieten. Ob wir alle Kriterien erfüllen, prüft „TransFair“ alle zwei Jahre; erfüllen wir sie, dürfen wir Fairtrade-Stadt bleiben.
Was macht der Lenkungskreis?
Der Lenkungskreis besteht aus je einem Politiker jeder Fraktion, Ehrenamtlichen des Weltladen Siegen, des Eine-Welt-Forums und der bisher einzigen Fairtrade-Schule in Siegen, dem Peter-Paul-Rubens-Gymnasium. Die Pressestelle der Stadt übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit, so unterstützt sie uns zum Beispiel beim Erstellen von Infomaterial. Gemeinsam steuern wir die Arbeit rund um die Fairtrade-Stadt Siegen, wobei die Verwaltung als Schnittstelle fungiert. Wir planen verschiedene Aktionen, wie das Verteilen von fair gehandelten Rosen zum Weltfrauentag oder gehen in die Geschäfte und schlagen ihnen vor, faire Produkte anzubieten. Wir möchten uns auch stärker vernetzen und arbeiten mit verschiedenen Partnern zusammen; neu dabei sind beispielsweise Vertreter des geplanten Unverpackt-Ladens, worüber wir uns sehr freuen.
Und das Konzept?
Ziel ist es, das Bewusstsein der Bürger für Nachhaltigkeit und den fairen Handel zu stärken. Damit einher geht der Gedanke, den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen zu unterstützen und zu fördern. Nicht nur Lebensmittel spielen dabei eine Rolle – auch faire Kleidung oder faire Schnittblumen. Insgesamt versuchen wir, das Engagement auf möglichst viele Bereiche auszudehnen. Beim Großbauprojekt „Siegen – Zu neuen Ufern“ hat die Stadt zum Beispiel für die Pflasterung darauf geachtet, dass die Steine unter fairen Arbeitsbedingungen und ohne Kinderarbeit hergestellt wurden. Dafür war die Stadt 2013 für den Vergabepreis NRW nominiert.
Was hat sich in Siegen seit dem Siegel getan?
2016 war unsere bisher größte Aktion in der City-Galerie: eine Ausstellung über den fairen Handel. Außerdem haben wir für alle Siegener Geschäfte und Gastronomen, die faire Produkte verkaufen, einen Aufkleber für die Ladentür entwickelt. Die Kunden sehen dann sofort, wo es fair gehandelte Waren gibt und können sich an dem Aufkleber orientieren. Insgesamt gibt es immer mehr Geschäfte und Gastronomen, die faire Waren anbieten. Das Thema Fairtrade ist in der Stadt präsenter geworden – es ist stärker in den Köpfen verankert.
Ganz aktuell ist, dass wir gemeinsam mit dem Weltladen einen Stand auf dem neuen Mittwochswochenmarkt haben. Hier gibt es nicht nur fair gehandelte Produkte zu kaufen, sondern auch Infos zum Fairen Handel. Und der Unverpackt-Laden ist auch manchmal mit Infos zum eigenen Konzept dabei.
Welche Aktionen stehen an?
Wir möchten das Thema noch weiter in die Fläche bringen; hierfür möchten wir noch mehr Akteure gewinnen, die mit uns das Bewusstsein der Bürger für den Fairen Handel stärken möchten. Wir planen, eine Tafel Schokolade aus fairer Herstellung mit der Silhouette von Siegen zu entwickeln und den Geschäften und Cafés anzubieten. Einen Siegen-Kaffee und eine Siegen-Trinkschokolade gibt es übrigens schon.
Was kann der einzelne Bürger machen, um fairer und nachhaltiger einzukaufen?
Mittlerweile gibt es auch in vielen Discountern fairen Kaffee, Tee, Schokolade und viele weitere Produkte; dort sind sie zu günstigen Preisen zu haben. Wir sollten alle bewusster einkaufen und uns klar machen, was hinter den Produkten steckt, die wir kaufen. Dass der Gedanke aber bei vielen Siegenern zunehmend eine Rolle spielt, zeigt unter anderem schon das große Interesse an einem Unverpackt-Laden in unserer Stadt – und das ist definitiv ein gutes Zeichen!
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