Kyoto. . Im Gegensatz zu Deutschland bietet Japan eine breite Auswahl an Aktivitäten an der Uni, aber auch Wandern und Videospiele stehen auf dem Programm
Während in Deutschland viele Studis ihre Freizeit mit Freunden verbringen, lesen oder feiern gehen, bieten japanische Unis auch außerhalb der Vorlesungen Möglichkeiten zum Zeitvertreib an.
Schulisches
Hier treten Studis sogenannten „Clubs“ oder auch einem „Zirkel“ bei, welche von der jeweiligen Hochschule angeboten werden. Alles findet also in einem schulischen Umfeld statt. Die jeweiligen Inhalte der Clubs oder Zirkel variieren stark – von körperlichen Aktivitäten wie Fußball, Schwimmen oder Tanzen, bis hin zu eher geisteswissenschaftlichen Themen wie Astronomie, Schach und Theater ist alles dabei. Dort können Studenten nicht nur ihre Interessen vertiefen, sondern auch Freunde finden und möglicherweise bereits Erfahrungen für ihre zukünftige Laufbahn sammeln. Dies deckt durchaus schon einen relativ großen Teil der Freizeit ab.
Außerschulisches
An außerschulischen Aktivitäten mangelt es, wie in Deutschland, natürlich nicht. Besonders in Großstädten trifft man auf viel Bekanntes: Kinos, Bowlingbahnen, Bars oder Einkaufszentren. Im Land von Nintendo, Sega und Co. dürfen Videospiele natürlich nicht fehlen. In zahlreichen Game-Centern haben Videospiel-Liebhaber die Möglichkeit sich nach Lust und Laune auszuleben. Beim Spielen wird jedoch nicht nur gesessen, sondern auch getanzt und getrommelt: Bestimmte Automaten verfügen über „dance pads“, auf denen der richtige Takt geschlagen werden muss. Auch wenn es nicht so scheinen mag, kann man dabei ganz schön ins Schwitzen kommen. Je nach Automaten bezahlt man zwischen 100-200 Yen (0,70 – 1,50 Euro) pro Spiel. Für verschiedene Spiele gibt es sogar eine Chipkarte, mit der man seinen Spielstand speichern und neue Dinge freischalten kann. So wird daraus vielleicht sogar ein längerfristiges Vergnügen.
Musikalisches
Eine auch in Deutschland immer beliebter werdende Freizeitaktivität ist Karaoke. Karaoke heißt wortwörtlich „leeres Orchester“ und soll ausdrücken, dass man eben seine eigene Musik macht beziehungsweise singt. In Deutschland findet Karaoke meist in der Öffentlichkeit statt. In Japan ist eine solche Form von Karaoke eher seltener anzutreffen. Da man hier seine Privatsphäre hoch schätzt, singt man lieber im kleinen Kreis oder gar alleine. Dafür gibt es unzählige Karaoke-Center, in denen man sich nach Lust und Laune ausleben kann. Als erstes meldet man sich an der Rezeption an – fast wie in einem Hotel. Man bekommt je nach Anzahl der Personen einen Raum zugeteilt, den man für eine gewisse Anzahl an Stunden anmieten kann. Dies hängt vom jeweiligen Budget ab. Theoretisch kann man einen Raum auch für eine ganze Nacht mieten, wenn man denn das Geld dazu hat. Im eigentlichen Raum angelangt, kann man sofort beginnen auf einem Touchpad Lieder auszuwählen, die man singen möchte. Für jeden Musikgeschmack ist etwas dabei. Die Musikauswahl variiert jedoch leider je nach Anbieter, also kann es sein, dass man sein Lieblingslied nicht unbedingt finden wird. Keine Angst – außer japanischen Songs gibt es selbstverständlich auch bekannte internationale Künstler. Zu meiner Überraschung sogar auch deutsche Lieder von Künstlern wie zum Beispiel Nena oder Rammstein. Im Falle von Getränkebestellungen, Fragen oder Problemen steht im Zimmer ein kleines Telefon bereit, womit man die Rezeption und den Service kontaktieren kann. Man kann also unbesorgt Spaß haben und einen schönen Abend in kleiner Runde verbringen.
Natürliches
Weitere Unterschiede sind Japans geografische Gegebenheiten. Durch eine Vielzahl von Bergen bieten sich Wander- und Hikingmöglichkeiten, die manchmal auch mehrere Tage in Anspruch nehmen könnten. Eine Lehrerin von mir hat einmal gesagt, dass man die schönsten und auch mysteriösesten Tempel in Japan immer in den abgelegeneren Regionen finde. Dies stellt ebenfalls einen gewissen Reiz dar, nicht nur für Touristen oder Austauschstudierende, sondern auch für viele meiner in Japan lebenden Freunde. Es ist eine gute Ausgleichsmöglichkeit, um dem Großstadtdschungel zu entkommen. Die meisten Wanderwege führen dabei in eher abgelegene Ortschaften, zu kleineren Tempeln oder prächtigen natürlichen Gegebenheiten, wie zum Beispiel Wasserfällen, größeren Lichtungen und Aussichtspunkten.
Zusammengefasst denke ich, dass es nicht darauf ankommt, was man in seiner Freizeit macht, sondern mit wem man seine Zeit verbringt. Es muss nicht immer ein teurer Besuch im Kino (oder im Karaokeo-Center) sein - manchmal reicht eben nur ein netter Abend mit Freunden in einer nahe gelegenen Bar, oder einfach ein Tag in der Natur. Sowohl in Japan als auch in Deutschland gibt es für jeden Anlass, für jeden Geldbeutel und für jedes Klientel eine passende Freizeitaktivität.
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