Littfeld/Siegen. . Der Heimatverein Littfeld-Burgholdighausen holt nach Restaurierung den originalen Blasebalg für die Schmiede Krämer in Kreuztal-Littfeld ab ab.
Stolz steht Handwerkermeister Frank Peter in seinem Siegener Betrieb vor einem in Filz gehüllten großen Etwas. Noch dürfen die Mitglieder vom Heimatverein Littfeld-Burgholdighausen ihren Blasebalg nicht sehen. Sie kennen ihn alt, modrig und ein bisschen müffelnd (Vereinsvorsitzender Martin Fick: „Mann, das Teil hat vielleicht gestunken!“). Die Firma Reitsport Peter sollte das ändern. Denn der rund 200 Jahre alte Balg gehört in die Schmiede Krämer, die der Verein gerade auf Vordermann bringt. Zukünftig soll er wieder das Feuer zum Schmieden anheizen.
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Die Aufregung steigt – und Frank Peter kostet den Moment aus. Immerhin hat er rund sieben Monate für diesen Augenblick gearbeitet. „Die Zeit nehmen wir uns jetzt“, sagt er und startet ein Video. Denn Peter hat alle Arbeiten genau dokumentiert. Es ist etwas Besonderes für ihn: Sein zweiter Blasebalg. Den ersten durfte er in der Lehre bearbeiten. Nägel entfernen, Holz freilegen, Löcher verspachteln oder Luftklappen wieder dicht bekommen – das sind nur einige der Arbeiten, die Frank Peter erledigen musste. Nicht alles war leicht („Man muss sich da richtig reindenken.“), aber Spaß hat’s dem Profi trotzdem gemacht. „Das ist ein wunderschönes Projekt. Da blüht das Sattlerherz richtig auf“, sagt er und gibt endlich die Sicht auf das rund zwei Meter lange und 1,25 Meter breite Gerät frei.
Aufwendige Arbeiten
Begeisterung im Raum. Männerherzen gehen auf. Vorsichtig und beinahe so, als seien sie verliebt, tasten die Männer den Blasebalg ab. „Es ist ein Traum, den so zu bekommen. Vorher war er in einem miserablen Zustand“, sagt Martin Fick. Neues, leicht rötliches Rindsleder mit hohem Fettgehalt und schwarz angemaltes Holz – von außen sieht es so aus, als sei der Balg neu. Doch das stimmt nicht. In liebevoller Kleinarbeit wurde der Alte auseinander gebaut, Teile durchnummeriert und dann restauriert und wieder zusammengesetzt. Holzrahmen sowie die Luftklappen zum An- und Absaugen sind original. Auch echtes Kaninchenfell hat Frank Peter zum Abdichten der Klappen verwenden – so wie früher.
Nicht nur für Frank Peter war das ein tolles Projekt. „Auch die Auszubildenden bekommen sowas ja sonst gar nicht mehr zu sehen“, sagt er. Besonders tückisch war der richtige Zuschnitt des Leders. „Wir haben das alte Leder gewaschen und getrocknet und daraus Schablonen erstellt“, sagt er. Doch woran er erst im letzten Augenblick noch dachte: Über die Jahre und durch die Hitze ist das Leder geschrumpft. Die Schnitte mussten also großzügiger ausfallen. „Ich musste 20 Zentimeter auf jeder Seite zugeben.“ Glück gehabt.
Schmiede aus dem Jahr 1890
Rund 70 000 Euro hat der Heimatverein bereits in die Schmiede Krämer aus dem Jahr 1890 investiert. Seit 1984 steht das Bauwerk unter Denkmalschutz. Die Schmiede wird mithilfe von Fördermitteln der NRW-Stiftung und Spenden aufwändig restauriert. So gibt es nun beispielsweise ein neues Dach, einen barrierefreien Eingang – und auch eine Toilette installiert der Verein derzeit. Die letzten Arbeiten laufen und auch der Blaseblag muss noch an seinen Platz neben der Feuerstelle. Wie teuer die Arbeiten am Blasebalg sind, wissen sie nicht genau. „Ich schätze mal rund 5000 Euro“, sagt Martin Fick.
Das Gebäude wird am 23. Juni feierlich eröffnet. Von 11 bis 17 Uhr lädt der Verein alle Helfer, Freunde und Interessierten ein, die Fertigstellung zu feiern. Und vor allem der alte, neue Blaseblag wird für ordentlich frischen Wind sorgen.
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