Helberhausen. . Ein Wochenende lang feiern: Festkommers mit Reden, Imagefilm, Zapfenstreich und neuem Dorflogo, der Festmeile mit 90 Stationen und dem Löffelpfad

Zwei Löffelschnitzer sitzen im Jahr 1818 auf der Wiese und malen sich das Leben in Helber­hausen in 200 Jahren aus. Was wird sich wohl verändert haben und was wird bleiben? Ein Bärenball oder Internet – das liegt außerhalb ihrer Vorstellungskraft. Aber Geselligkeit und Zusammenhalt – das wird es auch 2018 in Helberhausen noch geben, da sind sich die Löffelschnitzer aus Rainer „Zipp“ Fränzens Imagefilm einig. Beim Festkommers anlässlich des 700-jährigen Bestehens des Dorfes feierte der Film Premiere. Auch viele Reden, Vorführungen und Musik standen auf dem Programm.

Das ganze Dorf auf den Beinen

Wassermühle, Kochrezepte, Löffelschnitzen – an über 90 Stationen der Festmeile präsentierte sich Helberhausen . „Das ist das beste Fest, was es je gegeben hat“, sagt etwa Andreas Weisgerber, der einen Löffel aus Ahornholz schnitzt. Fynn Stenzel präsentiert sich als Schuhnagelschmied. Schreinermeister Wolfgang Speck hat eine Tischlerei mit neuen und alten Werkzeugen aufgebaut. Und Julia Neumann, Lucas Türtmann, Max Meier und Leia Haschke zeigen Willkommensschilder, Skulpturen und einen Hauklotz. „Darin kann der Mann sein Bier verstecken, wenn die Frau es nicht mitbekommen soll“, sagt Neumann. Das Helberhäuser Wasserrad betreuen Friedhelm Vorländer und Günter Klotz, ein Kochbuch haben Waltraud Menn, Elli Klotz, Ingrid Busch, Rosi Müller und Christine Roth entworfen, mit fast vergessenen Helberhäuser Rezepten, die einfach nachzukochen sind. „Als Löffelstadt gehört das Kochen dazu“, sagt Waltraud Menn.

Reden

„Wenn Helberhausen feiert, dann richtig“, sagte Raphael Herrmann, erster Vorsitzender des Heimatvereins Helberhausen-Oberndorf. Der Verein war federführend in der Organisation rund ums Dorfjubiläum, führte im Vorfeld einige Aktionen durch: Werbefest, Kohlenmeiler, Löffelpfad, Festbuch – all das sollte aufs große Fest einstimmen, so Herrmann. Über das gut gefüllte Zelt beim Festkommers konnte sich der Vorsitzende des Heimatvereins dann nur noch freuen: „Ich bin überwältigt.“ Über die urkundliche Ersterwähnung von Helberhausen sprachen anschließend Günter Klotz und Martina Schnittert-Bertram und überreichten eine Kopie der Urkunde an Kyra, stellvertretend für die nächste Generation. Durch das Programm führten Jürgen Hunecke und Meinhard Menn.

Thomas Bublitz hielt die Festrede. Er lebt wochentags arbeitsbedingt in Berlin und nur am Wochenende in der ehemaligen Pulvermühle in Helberhausen. „Zuhause bin ich nur in Helberhausen“, sagte er. Das Organisieren und das Machen, das könnten die Helberhäuser. „Hätten wir einen Flughafen zu bauen, dann bin ich ganz sicher, dass hier seit sechs Jahren Flugzeuge starten und landen würden.“ Bublitz lobte den Zusammenhalt im Dorf: „Die Berliner haben alles, aber sie kennen sich nicht. Wir haben uns, kennen einander, stehen füreinander ein.“ Er blickte auch in die Zukunft und wünschte sich funktionierendes Internet und bessere Busverbindung fürs Dorf. „Trotzdem ging es vermutlich keiner der vorherigen 15 Generationen besser als uns.“

Das neue Dorflogo von Helberhausen.
Das neue Dorflogo von Helberhausen. © Ina Carolin Lisiewicz

Torsten Klotz, Vertreter der Ortsvereine, dichtete anlässlich des Jubiläums („Was wir in Helberhausen machen, sind überwiegend runde Sachen“) und lobte die Vereinskultur: „Wir packen gemeinsam in Helberhausen die Herausforderungen der Zukunft an.“ Paul Breuer vom Kreisheimatbund und Burgenverein überreichte eine Urkunde zum 700-jährigen Bestehen an den Heimatverein.

„Ich bin stolz auf die Einwohner von Helberhausen. Hier stehen Geselligkeit und Freude im Vordergrund“, sagte Bürgermeister Holger Menzel. Landrat Andreas Müller versprach in seiner Rede, dass er sich um eine bessere Busverbindung und schnelleres Internet kümmern werde. Landtagsabgeordnete Anke Fuchs-Dreisbach betonte, dass durch die Liebe zur Heimat in der „Löffelstadt“ Helberhausen eine Gemeinschaft entsteht.

Aktionen

Das neue Dorflogo wurde enthüllt: „Hier ist Heimat“ ist der Slogan, den sich Melusine Herrig ausdachte und damit den Wettbewerb gewann. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung vom Gemischten Chor „Eintracht“ Helberhausen und dem Männerchor „Eintracht“ Helberhausen. Auch der Projektchor unter der Leitung von Katharina Kringe, der sich eigens für das Fest formiert hatte, sowie der TSG Helberhausen traten auf. Die Rock’n’Roll Connection Siegerland trat auf, der TSG Helberhausen „Cross Age Fit“ trommelte auf Fitnessbällen und die Freitagsfrauen zeigten einen „Rollator-Tanz“.

Gerhard Menn vom Marketingausschuss präsentierte schließlich eine Foto-Collage mit „allen Kindern aus Helberhausen“, fotografiert von Torben Weiß. Die Bärengruppe überreichte eine Spende in Höhe von 5000 Euro an den Heimatverein Helberhausen-Oberndorf und zum Abschluss des Festkommerses gab es einen großen Zapfenstreich.

Der Löffelpfad

Der Löffelpfad soll an die Zeit der Herstellung von Holzlöffeln in Helberhausen erinnern. Läuft man ihn entlang, bieten sich immer wieder Panoramablicke über Helberhausen, Oberndorf und Hadem. Im Rahmen des Festwochenendes wurde er nun offiziell eröffnet.

Bürgermeister Holger Menzel eröffnet den Löffelpfad offiziell, danach geht es auf eine erste Wanderung.
Bürgermeister Holger Menzel eröffnet den Löffelpfad offiziell, danach geht es auf eine erste Wanderung. © Ina Carolin Lisiewicz

„Die herausragend topografische Lage lechzte nach einem Rundwanderweg“, sagt Raphael Herrmann, erster Vorsitzender des Heimatvereins Helberhausen-Oberndorf. Mit dem Löffelpfad sei eine langjährige Vision nun Realität geworden. Auf halber Höhe führt er rund um das Ferndorftal und ist etwa elf Kilometer lang. „Durch das moderate Höhenprofil ist der Löffelpfad auch für Kinder geeignet“, sagt Bürgermeister Holger Menzel, der den Rundwanderweg zusammen mit dem Heimatverein offiziell freigab. Auch seine eigenen Kinder würden lieber länger auf der gleichen Höhe laufen anstatt Berge zu besteigen. Mit dem Löffelpfad entstehe ein weiteres attraktives Wanderangebot in Hilchenbach.

„Helberhausen hat sich mit der Herstellung von Holzlöffeln einen Namen gemacht“, so Menzel weiter. Ein Jahrhundert lang sei das Gewerbe wichtige Einnahmequelle für die Helberhäuser gewesen. So berichtete Johann Heinrich Jung-Stilling im Jahr 1781 über die „Nassau-Siegensche Löffel-Manufaktur zu Helberhausen“. Mit dem Pfad wird diese Vergangenheit nun honoriert. Eine Informationstafel mit Kartenausschnitt neben dem Haus Menn, Startpunkt des Wanderwegs nahe der Dorfmitte, gibt über die Wegführung und die Hintergründe des Löffelpfads Auskunft.

Günter Kneppe und Horst Schneider sind von der TSG Helberhausen und haben zusammen mit einer neuen Wandergruppe von der TSG den Löffelpfad errichtet. „Sie haben die Wegzeichen angebracht und sorgen dafür, dass der Pfad sicher bleibt“, so Raphael Herrmann. Günter Kneppe und Horst Schneider führten auch die anschließende knapp dreistündige Wanderung auf dem Löffelpfad an.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.