Siegen. . Die Verwaltung sieht beim Personal keinerlei Einsparpotenzial – im Gegenteil: Zunehmend konkurrieren die Rathäuser mit der Wirtschaft.
Der Fachkräftemangel erreicht auch die Rathäuser. „Es wird immer schwieriger für uns, Personal zu rekrutieren“, sagte Dirk Helmes, Leiter der Personalabteilung, jetzt im Haupt- und Finanzausschuss. Die Gemeindeprüfungsanstalt hatte neben Sparmaßnahmen im städtischen Personalwesen Entbürokratisierung und Digitalisierung empfohlen, um die Kosten zu senken. Das weist Helmes zurück: „Es gehen mehr Mitarbeiter in Pension, als neue Bewerber kommen.“
Die Situation
„Es gibt keinen Personalüberhang, ich wünschte, es gäbe ihn“, sagt der Personalchef. Im Gegenteil: Der Krankenstand steige, immer mehr Mitarbeiter fielen auch dauerhaft aus. „Ich kann Abteilungen, die nur noch zu zweit da sitzen, keine Unterstützung schicken.“ Die Einsparung von Stellen sei angesichts der Verluste durch Pensionierung bis 2025 nicht möglich, wenn die Palette der internen und Bürgerdienste auf dem aktuellen Stand bleiben solle.
„Es gibt einen Wettbewerb um Arbeitskräfte, auch unter den Kommunen“, sagt Helmes. Vielleicht sei es an der Zeit, dass Städte und Gemeinden im Kreis darüber nachdenken, zusammenzuarbeiten und Synergien zu nutzen, anstatt sich zu kannibalisieren. Man müsse schauen, was man sich noch leisten wolle – und was nicht mehr.
„Ich habe noch von keinem Unternehmen gehört, dass durch Digitalisierung im Personalbereich Geld gespart hätte“, entgegnete Bürgermeister Steffen Mues auf eine Frage Brigitte Eger-Kahleis’. Um Menschen durch Computer zu ersetzen, brauche es vielmehr zusätzliche Leute. „Wenn wir das gesamte Schrifttum der Verwaltung digitalisieren wollten, bräuchten wir Mitarbeiter, die permanent Millionen von Seiten der letzten Jahrzehnte einscannen“, so der Bürgermeister. Die Verwaltung wolle das Thema nicht vernachlässigen, im Gegenteil sei es ein „Riesenthema“, man hoffe auf Synergien und Sparpotenzial. „Wenn wir das angehen, sind wir zehn Jahre lange massiv damit beschäftigt“, so Mues.
Von künstlicher Intelligenz in der Verwaltung hält sein Personalleiter nicht viel: „Man kann das zusätzlich anbieten, den Kontakt zum Bürger vereinfachen.“ Das ersetze aber eben nicht das persönliche Gespräch. „Ich möchte kein Rathaus, in dem nur noch Maschinen stehen.“ Man könne wohl eine halbe Stelle sparen, wenn Anwohnerparkausweise künftig digital beantragt werden. „Aber nicht 200.“
Vor- und Nachteile
Nachteil: Geld. „Wir haben keine Chance, vernünftig Ingenieure anzustellen und weiterzuentwickeln“, sagt der Personalchef. Wer mehr Verantwortung bekomme, steige gehaltsmäßig von der Entgeltgruppe EG 12 auf EG 13 – und habe unter Strich nur 100 Euro brutto mehr, weil Sonderzahlungen weniger werden.
Vorteil: Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Das ist in der Wirtschaft häufig so nicht darstellbar“, sagt Helmes – aber in den Kommunalverwaltungen. „Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern können.“ Geld, Karriere, schneller Aufstieg – alles Aspekte, die für Nachwuchskräfte nicht von vorrangiger Bedeutung seien.
Vorteil: Inhalte und Entwicklungsmöglichkeiten. „Wir haben 40 Bereiche“, sagt Helmes – wer Bürokaufmann in einer Schraubenfabrik sei, der sei Bürokaufmann in einer Schraubenfabrik. „Bei uns gibt es Möglichkeiten.“
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