Deuz. Auf dem Gelände der AWO Deuz steigt zum siebten Mal das Freak Valley Festival. Internationale Künstler aus Norwegen, USA und Schweden treten auf.
Wenn Stoner-Rock-Klänge durch das Tal wehen und langhaarige Menschen in Pluderhosen das Gelände der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Deuz bevölkern, dann ist es wieder so weit: Das Freak Valley Festival findet das siebte Jahr in Folge statt.
Schon bei den ersten Schritten auf dem Gelände merkt man: Das hier ist kein gewöhnliches Festival. Ein bunter Mix aus Deutsch, Englisch, Niederländisch und diversen anderen Sprachen verdeutlicht die Internationalität des Festivals. Hier scheint niemand unauffällig oder normal zu sein, ein festes Muster und Auftreten oder Äußerlichem lässt sich nicht finden.
In Siegen und Umgebung falle ich mit lila Haaren häufig auf, hier sind die Haarfarben so bunt wie die Batik-Shirts.
Eins gibt es aber doch, das alle gemeinsam zu haben scheinen: Gute Laune. Egal, wo man hinschaut, beinahe jeder hat ein Lächeln auf dem Gesicht und freut sich, hier zu sein. „The Stimmung is good“, grinst ein Gast aus Großbritannien, der auf seiner Kutte (Weste mit Aufnähern) stolz seinen Musikgeschmack präsentiert. Kein Wunder: Nachmittag und Abend versprechen eine musikalische Mischung, die ungewöhnlicher nicht sein könnte.
Fans von Pop, Rap und Chartmusik müssen tolerant sein, wenn sie das Freak Valley besuchen – zum Glück bin ich mit Metal und Rock vertraut.
Die große Wiese vor der Bühne dient gleichzeitig als Sitzmöglichkeit, Schlafplatz oder Treffpunkt der bunten Gruppen. Doch sobald die nächste Band mit dem bekannten „Liebe Freunde“ angekündigt wird, strömen die Freaks nach vorne, allerdings immer mit etwas Abstand, hier wird nicht gedrängelt oder geschubst.
Von Konzerten und Festivals ist man meistens anderes gewohnt, besonders, wenn es um Plätze ganz vorne geht. Nicht so beim Freak Valley, hier pocht niemand auf seinem Recht – gefällt mir!
Die Künstler kommen aus mindestens genauso vielen verschiedenen Ländern wie die Besucher: Norwegen, USA, Schweden und zum ersten Mal auch aus Südafrika! „Ruff Majik“ sind nach eigener Aussage „buchstäblich gerade aus dem Zug gestiegen“ und bringen die Zuschauer mit ihrem alternativen Indie-Sound dazu, einheitlich mit den Köpfen zu wippen.
Die quäkige Stimme des Sängers ist aus meiner Sicht allerdings etwas gewöhnungsbedürftig.
Inmitten der Menge finden sich immer wieder Gestalten, die sogar aus den Freaks noch hervorstechen: Einer im Nachthemd, eine mit Propellerhut und ein dritter, der riesige Seifenblasen produziert, die über den Zuschauern schweben.
Nach dem Auftritt lichtet sich das Publikum wieder, es muss ausgeruht und Energie (und Bier) für die nächste Band getankt werden. Wohl dem, der einen Freak-Seat erworben hat. Die in den AWO-Werkstätten hergestellten Stühle lassen sich bequem auf den Rücken schnallen und mitnehmen.
Ich schiele ein wenig neidisch zu den Menschengruppen, die wahrscheinlich seit Festivalbeginn auf dem Gelände sind und sich eine Sofagruppe mit Überdachung sichern konnten.
Als nächstes tritt die deutsche Band „Mother Engine“ auf. Ihre instrumentallastige Musik ist schwer bis nicht definierbar, irgendwas zwischen Krautrock und Stoner Rock. Man sieht die steigende Popularität der Künstler an der zunehmenden Menschenmasse vor der Bühne, doch selbst kleinere Bands werden hier gefeiert. „No fillers – just killers“ ist nicht umsonst das Motto des Festivals.
Manche der Bands scheinen direkt aus den 70ern auf die Bühne gesprungen zu sein – dunkle runde Sonnenbrillen zu langen Haaren vermitteln Woodstock-Atmosphäre.
Die Abendstunden leitet „Sumac“ ein und weckt mit eindringlichem Post-Metal all diejenigen wieder auf, die in der Sonne eingenickt sind.
Doch immer noch halten sich manche Besucher zurück und betrachten die Band lieber aus der Ferne. „Heute stimmen wir uns nur ein, wir warten auf „My Sleeping Karma“ verrät Jessica, die aus Köln angereist ist.
Die Top-Acts spielen am Abend und in der Nacht: Am Donnerstag „My Baby“ und „OM“, am Freitag sind es „My Sleeping Karma“ und „Candlemass“, bevor am Samstag „The Flying Eyes und „Russian Circles“ das Festival beenden. Dann heißt es wieder ein Jahr warten, bevor die freundlichen Freaks das Deuzer „Valley“ in einen Ort verwandeln, an dem alle irgendwie glücklich sind.