Siegen. . Liebe und Eifersucht waren schon damals unterhaltsame Themen. Dozenten der Mediävistik lassen alte Werke wieder aufleben. Auf Mittelhochdeutsch.
Tapfere Ritter, tugendhafte Fräulein, Liebe, Eifersucht, Rache: Das Mittelalter bietet auch heute noch jede Menge Stoff für Bücher, Filme, Serien. Doch auch damals wurden Geschichten erzählt, zur Unterhaltung der Menschen oder zur Belehrung. Dr. Nathanael Busch und Prof. Dr. Hans-Rudolph Velten, Mediävisten an der Uni Siegen, haben diese alten Texte nun einem breiteren Siegener Publikum präsentiert.
Vorgeschmack auf das Literaturfestival
Die Veranstaltung fand im Rahmen der Medien-, Kunst- und Kulturwoche „Art!Si“ statt; gewissermaßen als „Appetitanreger“ für das Europäische Literaturfestival „Viel-Seitig“ im November.
Eine studentische Projektgruppe unter Leitung Dr. Natasza Stelmazyks ist mit der Organisation betraut sowie für die Umsetzung der Mittelalter-Lesung verantwortlich.
Die Lesung
Busch und Velten sind Dozenten des Fachbereichs Mediävistik (Mittelalterforschung) der Uni Siegen und lasen unter musikalischer Begleitung Dominik Jungs, Lehrbeauftragter im Fachbereich Musik. Das Besondere daran: Auf Mittelhochdeutsch. Thema: Liebe, Lust und Leidenschaft im mittelalterlichen Kontext.
Um den Zuhörern das Verständnis zu erleichtern, gaben sie vor jeder größeren Textpassage eine inhaltliche Zusammenfassung. Trotz der Dauer von zwei Stunden verging die Zeit wie im Flug, dank der unterhaltsamen, mitreißenden Vortragsweise und der wohlklingenden Musik. Die Leidenschaft als roter Faden der Texte spiegelte sich in der Präsentation.
Die Geschichten
1. Tristan und Isolde. Die Geschichte der zwei unglücklich Liebenden dürfte zumindest durch die populärkulturelle Umarbeitung den meisten bereits vor der Lesung ein Begriff gewesen sein. Interessant: Ein für mittelalterliche Verhältnisse skandalöses Thema wie Ehebruch war das Leitmotiv der Erzählung – und die wurde dennoch bereits damals als „Brot für die Edden der Herzen“ gefeiert.
2. Herzmäre. Die Dreiecksgeschichte mit tragischem Ausgang von Konrad von Würzburg thematisiert die unglückliche Liebe zwischen einem Ritter und einer verheirateten Dame. Der Gatte kommt hinter die außerehelichen Ausschweifungen und will seine Gemahlin aus den Armen des Geliebten durch eine Pilgerreise nach Jerusalem entreißen. Der Ritter gibt vor, selbst ins Heilige Land zu reisen – allerdings stirbt er dabei vor Liebeskummer und Sehnsucht nach seiner Angebeteten. Als Liebespfand lässt er der Geliebten sein Herz zukommen, das sie durch eine Intrige ihres Ehemanns unwissend verspeist. Vor Kummer stirbt auch sie. Prof. Dr. Hans-Rudolph Velten wies an dieser Stelle darauf hin, dass die Erzählung als Plädoyer für Leidenschaft und Liebe zu betrachten sei. Sie diene keinesfalls zur Nachahmung, nur zur Nachempfindung. Busch ergänzte: Die Dichtung galt im mittelalterlichen Kontext als Voraussetzung, um überhaupt zu verstehen, was Liebe in Gänze bedeute.
3. Dialog mit Gevatter Tod. Schlussstück der Lesung: Ein Gespräch zwischen einem Bauern und Gevatter Tod aus der Feder des Dichters Hans Sachs.
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