Siegen. . Gründer planen den ersten Unverpackt-Laden im Siegerland. Kunden sollen eigene Verpackungen für Lebensmittel und Alltagsgegenstände mitbringen.

Was haben ein Informatik-Student, eine Doktorandin für Gegenwartslyrik und eine Wirtschaftswissenschaftlerin gemeinsam? Tim Shirley, Nora Manz und Annika Meyer möchten mit ihrem Team den ersten „Unverpackt-Laden“ im Siegerland eröffnen. Einen Laden mit Reis, Spaghetti, Müsli, Rasierern, Klopapier und anderen Alltagsgegenständen. Ganz ohne Plastikverpackungen.

Die Idee: Jeder Kunde bringt seine eigenen Mehrweg-Behälter mit, um die Bio-Produkte nach Hause zu transportieren – der Umwelt zuliebe.

Gemeinsam gut aufgestellt

Egal ob Linsen oder Reis – Sinn des Unverpackt-Ladens ist es, ohne Plastikverpackungen und Müll einzukaufen
Egal ob Linsen oder Reis – Sinn des Unverpackt-Ladens ist es, ohne Plastikverpackungen und Müll einzukaufen © Universität Siegen

Die Drei stehen gemeinsam mit zehn Gründer und Gründerinnen kurz davor, ihren eigenen Laden zu eröffnen. Wenn alles nach Plan läuft, soll es im Sommer losgehen. Für das Projekt hat sich eine bunte Gruppe aus 23 bis 35 Jahre alten Siegerländern zusammengefunden.

Annika Meyer bringt zum Beispiel ihr Wirtschaftswissen aus dem Studium ein. Sie hat an der Uni gelernt, wie man ein Unternehmen gründet und gibt ihr Know-How jetzt an ihre Teammitglieder weiter. Germanistik-Dozent Marcel Barion von der Uni Siegen wurde kurzerhand engagiert, um in die Rolle des Regisseurs zu schlüpfen und einen Imagefilm für den Laden zu drehen. Für alle Beteiligten, egal ob Sozialarbeiter, Bilanzbuchhalter oder Gymnasiallehrerin, ist das Projekt eine Herzensangelegenheit.

Ehrenamtliches Engagement

Deshalb sehen sie es als Herausforderung, ihr Ehrenamt mit ihrem Studium, ihrer Promotion oder ihrer hauptberuflichen Arbeit zu vereinbaren. Nora Manz: „Vieles eignen wir uns selbst an. Die Lebensmittelhygiene-Verordnung können wir mittlerweile im Schlaf aufsagen.“ Manz, 28 Jahre alt und Doktorandin an der Universität, schreibt für den Unverpackt-Laden Texte – zum Beispiel für Flyer oder die Homepage. Sie und Tim Shirley sind die Vorstandsmitglieder des geplanten Ladens.

Crowdfunding-Projekt online gestartet

Wer die Gründer und Gründerinnen bei ihrem Vorhaben unterstützen möchte kann sich online beteiligen.

Die Grundidee für den Laden steht. In anderen Städten hat sich bereits gezeigt, dass Unverpackt-Läden den Nerv der Zeit treffen, ökologisch und nachhaltig einzukaufen. In Umfragen haben die Gründer herausgefunden, welche Produkte im Siegerland am beliebtesten sind.

Diese sollen von zertifizierten Bioläden und Großhändlern kommen, angeliefert in großen Mengen in recycelbaren Stoffsäcken oder Kartons. „Vollkommen ohne Verpackung sind die Lieferungen nicht machbar, aber wir verzichten auf Einweg-Verpackungen so gut und oft es geht“, sagt Tim Shirley. Der 28-Jährige studiert Informatik an der Uni Siegen, programmiert die Website für den Unverpackt-Laden, ist Server-Administrator und zum Beispiel verantwortlich für die Kassensoftware. Für die Zukunft möchten die Gründer vor allem auf regionale Anbieter und Bauern setzen. Das Preisniveau soll dabei höher sein als im Supermarkt, aber ähnlich wie im Bioladen, berichten sie.

10 000 Euro Kapital der Gründer

Als Unternehmensform haben sich die Gründer für eine Genossenschaft entschieden. Das heißt, dass es kein Mindestkapital gibt, und sich das Vorhaben durch genossenschaftliche Anteile finanziert. Jeder, der Anteile erwirbt, hat automatisch auch ein Stimmrecht. „Uns ist es wichtig, dass wir demokratisch entscheiden“, erklärt Tim Shirley.

Alle Gründer haben zusammen 10 000 Euro in das Projekt eingebracht. „Das reicht aber nicht, um ein Lokal anzumieten, alles nach Hygiene-Vorschriften herzurichten, die Behälter und die ersten Produkte anzuschaffen“, sagt Nora Manz. Deshalb haben die Gründer Mitte Mai ein Crowdfunding-Projekt für „Unverpackt Siegen“ gestartet, das jeder mit kleinen oder großen Geldbeträgen unterstützen kann. Mindestens 35 000 Euro benötigen sie, um das Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Die weiteren Kosten versuchen sie durch Genossenschaftsanteile zu stemmen.