Siegen. . Die Onkologie des Siegener Krankenhauses führt wieder Stammzelltransplantationen durch. Außerdem ist eine klinische Studie am Standort geplant.
Die Onkologie des St. Marien-Krankenhauses führt wieder Stammzelltransplantationen an Krebspatienten durch. Die vergangenen zwei Jahre sei dieses Verfahren in dem Siegener Krankenhaus nicht mehr möglich gewesen, wie Chefarzt Prof. Dr. Ralph Naumann erklärt. „In der Zeit ist die von den Krankenkassen festgelegte Mindestgrenze von 25 Stammzelltransplantationen im Jahr nicht mehr erreicht worden.“ Konsequenz daraus: keine Refinanzierung durch die Krankenkassen.
Diese Mindestgrenze sei für viele Einrichtungen ein Scheitelpunkt. „Wenn es allerdings zu einem Wechsel des Chefarztes kommt, bekommt das Krankenhaus eine neue Chance, diese Mindestgrenze zu erfüllen“, erklärt der Chefarzt, der im Frühjahr 2017 aus Koblenz gekommen ist. Bislang sind für das laufende Jahr 19 solcher Eingriffe geplant. Bei allen 19 Fällen sind die Patienten an einem Multiplem Myelom erkrankt – eine Form von Knochenmarkkrebs.
Krebszellen zerstören den Knochen
Dabei handelt es sich um eine Krebserkrankung, die insbesondere bei Menschen im fortgeschrittenen Alter diagnostiziert wird. Aktuell erkranken jährlich etwa 6500 Menschen am Multiplen Myelom. „Krebszellen zerstören dabei den Knochen, so dass diese ohne Verletzungen brechen können“, erklärt Prof. Ralph Naumann. Besonders problematisch sei die Feststellung der Krankheit, da die Symptome denen einer Rheuma-Erkrankung ähneln.
Klinik für Strahlentherapie hat neuen Chefarzt
Das St. Marien-Krankenhaus verabschiedete mit einem Festakt im Haus der Siegerländer Wirtschaft den langjährigen Chefarzt der Klinik für Strahlentherapie Prof. Peter Fritz und begrüßte seinen Nachfolger Dr. René Baumann.
Als Arzt und Wissenschaftler sei Peter Fritz eine Triebfeder des medizinischen Fortschritts in der Region gewesen, waren sich die Festredner einig.
Sein Nachfolger Dr. René Baumann war zuvor als Oberarzt am Universitätsklinikum Kiel tätig und ist in zahlreichen wissenschaftlichen Institutionen Beiratsmitglied.
Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Behandlung von Kopf- und Halstumoren sowie die Immuntherapie. Unter anderem war er auch an Kliniken in Wien und Chile tätig. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.
Bis vor 15 Jahren habe dieser Krebs in vielen Fällen innerhalb eines Jahres tödlich geendet. „Mittlerweile leben die Menschen viel länger damit, wie mit einer chronischen Krankheit“, erläutert der Onkologe. Ziel sei es, dass ein Multiples Myelom zukünftig eine Prognose wie bei einer Zuckerkrankheit zulässt.
Mit der Stammzelltransplantation fülle das St. Marien-Krankenhaus einen „weißen Fleck“ in der Region, wie Prof. Naumann erklärt. Auch in Sachen Selbsthilfe sei das Siegerland in der Lage, dem „durchaus großen Bedarf“ an Hilfesuchenden gerecht zu werden. Das Einzugsgebiet sei enorm. Teilweise gebe es Patienten, die aus Dortmund oder Detmold anrufen.
Neues eigenes Studienzentrum
Die Wiedereinführung der Stammzelltransplantation ist aber nicht alleiniges Novum am St. Marien-Krankenhaus. Im neu gegründeten Studienzentrum soll schon bald die erste klinische Studie für Myelom-Patienten stattfinden. „Wenn man Krebstherapien durchführt, muss man auch an Studien teilnehmen, um am Fortschritt ganz nah dran zu sein“, so Ralph Naumann. Am wichtigsten sei dem Onkologen, dass es sich dabei um Studien handelt, die eine „positive Aura“ haben und die Patienten keine Bedenken haben, dass sie „Versuchskaninchen“ seien. „Mir ist es wichtig, dass wir gute Projekte nach Siegen holen.“
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