Siegen. . Wie können Pflegekinder in Krisen gut begleitet und Pflegeeltern wirksam unterstützt werden? Das diskutierten Experten der Sozialen Arbeit auf der Fachtagung „Familiäre Krisen – Weichenstellungen – Kooperationen“, die die Uni Siegen mit organisierte.

Wie können Pflegekinder in Krisen gut begleitet und Pflegeeltern wirksam unterstützt werden? Das diskutierten Experten der Sozialen Arbeit auf der Fachtagung „Familiäre Krisen – Weichenstellungen – Kooperationen“, die die Uni Siegen mit organisierte.

Viele Kinder, die nach schwierigen Familienerfahrungen aus einer Notsituation heraus in eine Bereitschaftspflegefamilie kommen, würden vor allem mit dem Gefühl fremd zu sein konfrontiert, so die Hochschule. Fremde Menschen, fremde Gewohnheiten, eine unbekannte Familienkultur. Bereitschaftspflegeeltern nehmen Kinder, die oft durch Turbulenzen sehr irritiert sind, in ihrem privaten Lebensfeld auf. Sie begleiten sie eine Zeit lang, bis die Kinder in eine andere Familie kommen.

Z Bereitschaftspflege ist wichtig und wertvoll, sagt Dr. Daniela Reimer, Expertin für Sozialpädagogik und Sozialarbeit von der Universität Siegen, „aber sie stellt für die betroffenen Kinder häufig eine Zumutung dar.“ Die Kinder müssten sich einerseits auf die fremde, neue Familie einlassen, um in und mit ihr leben zu können. Andererseits wüssten die Kinder, dass es sich nur um einen vorübergehenden Lebensort handelt. „Aus dieser brisanten Mischung ergeben sich Belastungen und Spannungsfelder für das Kind und die Bereitschaftspflegefamilie“, sagte Reimer.

Z Dass Pflegefamilien gut begleitet und unterstützt werden, sei dabei entscheidend, sagte Professor Dr. Klaus Wolf von der Forschungsgruppe Pflegekinder in Siegen. „Wenn die Familien diese Unterstützung nicht erhalten, geben sie ihre Tätigkeit auf“, erklärte er. „Für die Bereitschaftspflege gilt: Wer es billig haben will, kriegt es richtig teuer.“ Menschen, die sich diese komplizierte Aufgabe zutrauten, zögerten, wenn sie nicht durch einen guten Pflegekinderdienst begleitet würden. „Dann fehlen Bereitschaftspflegefamilien und die Inobhutnahme von Kindern kann nur über Heime erfolgen“, was erheblich höhere Kosten verursache

Z Wir hätten eine der besten Antworten auf akute Notsituationen von Kindern nicht, sagt Klaus Wolf, wenn es Bereitschaftspflegefamilien nicht gäbe. Sie seien Familien, die die Kinder jederzeit aufnehmen können, in der sie zur Ruhe kommen könnten und die den Jugendämtern die Zeit für eine gute Perspektivklärung geben würden.

Z Es gibt einen Weg zurück zu den Eltern – aber der muss sensibel begleitet werden, betont Nicole de Vries von Pfiff (Pflegekinder und ihre Familie). Der Rückführungsprozess in die Herkunftsfamilie lebe von ständiger transparenter Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Die Bereitschaftspflegefamilien hätten dabei eine Schlüsselfunktion: „Sie übernehmen die Aufgabe, den Prozess stetig für das Kind zu ‚übersetzen‘ und einzuordnen. Eine riesige aber lohnende Herausforderung für alle“, so die Expertin.