Siegen. . Wer mit dem Fahrrad hineinfährt, muss bei der Ausfahrt mit einer Zitterpartie rechnen. Verkehrsfachleute sehen keine Chance auf Besserung.
Nur Ahnungslose oder Tollkühne fahren mit dem Fahrrad in diesen Kreisel. Oder absolute Könner. Im Verkehrsausschuss wurde jetzt ein weiteres Mal deutlich, dass das Schleifmühlchen eine Falle für Fahrradfahrer ist.
Das Szenario: Fahrradfahrer fahren von der Fludersbach oder dem Lindenberg in den provisorischen Kreisel ein und biegen in die Frankfurter Straße Richtung Kochs Ecke ab. Sie geraten auf eine zweispurige Straße, rechts von ihnen kommt der Verkehr über den Bypass aus der Marienborner Straße. Die Fahrbahnmarkierung ist durchgezogen, die Zweiradfahrer können nicht auf die rechte Spur wechseln. Rechts der schnelle Durchgangsverkehr, links womöglich ein überholendes Fahrzeug: „Der Radfahrer wird quasi wie ein Sandwich genommen“, sagte Silke Schneider (Linke).
Keine Mehrheit für neue Parkscheinautomaten
In Sachen Parkraumbewirtschaftung hat das Jamaika-Bündnis keine Mehrheit: Wie im Stadtentwicklungsausschuss konnten CDU und Grüne auch im Verkehrsausschuss nicht verhindern, dass eine Mehrheit dem Vorschlag der Verwaltung folgte, die Parkscheinregelung in der Unterstadt nicht auszuweiten.
Die Linken beantragten, die durchgezogene Linie zu unterbrechen und dem Bypass die Vorfahrtberechtigung zu nehmen. Damit verlöre der Bypass seine Funktion, gab Andreas Haßler (SPD) zu bedenken: „Wir hätten einen Stau bis nach Kaan.“ Jürgen Stinner (CDU) erinnerte daran, dass das Schleifmühlchen schon einmal Unfallschwerpunkt war. Deshalb hatte auch die Verkehrskommission gegen die „gestrichelte“ Linie votiert. Das gab es schon einmal, erinnerte die Polizei: Durch die Fahrstreifenwechsel sei es zu den Unfällen gekommen.
Radler sollen Fußgängerampel nutzen
Der Verkehrsausschuss sah keine Möglichkeit, den Konflikt zu lösen: „Eine schwierige und beklemmende Situation“, räumte Florian Kraft (Grüne) ein. Christian Doppler (CDU) hielt das plastisch dargestellte Beispiel für unangebracht: „Familien mit Kindern würde ich sowieso raten abzusteigen.“ Die Situation sei „eben so“, sagte Doppler. „Wenn einer so mutig ist, muss er eben auf der linken Spur bleiben. Der Radfahrer hat nicht immer Vorfahrt, nur weil er der Schwächere ist.“ Wolfgang Max Könen (FDP) nannte es „unverantwortlich“, den Kreisel überhaupt mit dem Fahrrad zu benutzen: Die meisten Radfahrer kämen aus der Fludersbach; sie könnten den Gehweg bis zur Fußgängerampel benutzen und sich dort in den Verkehr auf der Frankfurter Straße einfädeln.
Noch in diesem Jahr will die Stadt den Planungsauftrag für den Neubau des Verkehrsknotens in Auftrag geben; Baubeginn könnte dann 2020 sein. Bis dahin haben Fahrradprofis nur einen Tipp für die, die nicht absteigen wollen: auf der linken Spur in der Mitte bleiben – dann kann keiner überholen und abdrängen.
Umweg in die Oberstadt
Vor allem für Radfahrer ungemütlich ist die Einbahnregelung im Brüderweg, die auf Vorschlag der Verkehrskommission auch nach Abschluss der Arbeiten an der Stadtmauer beibehalten werden soll. Zwar ist dann ein Fahrradschutzstreifen vorgesehen. Verkehrsteilnehmern, die früher aus der Hainer Hütte nach links in die Oberstadt abbiegen konnten, hilft das aber nicht.
Christian Doppler (CDU) regte einen Umbau an der nächsten Kreuzung an: Zu prüfen sei, ob eine Linksabbiegespur von der Hainer Hütte in die Giersbergstraße eingerichtet werden kann. Bliebe es bei der derzeitigen Verkehrsregelung, müssten Radfahrer über den Hohlen Weg bis zur Keilstraße herunter- und dann den Kampen wieder herauffahren, Autos sogar bis zur Hagener Straße.
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