Kreuztal. . Bürger stimmen über erste Ideen für das Gelände zwischen Schulen und Sporthallen ab. Entstehen soll ein Freizeitbereich für alle Generationen.

Ordentlich und asphaltiert sind die Schulhöfe im Schulzentrum samt dem Vorplatz der Stadthalle und der Sporthallen. Die Wildnis lebt dazwischen: Eine hügelige Wiesenlandschaft mit Bäumen, Kunstobjekten, dem Bike- und Skaterpark und dem Kleinspielfeld, dazu ein Geflecht an angelegten, geteerten, unbefestigten und gewohnheitsmäßig getrampelten Fußwegen. Daraus soll ein grüner Bildungs- und Sportcampus für alle Generationen werden. Bei der ersten „Campuskonferenz“ hatten die Nutzer die Wahl.

Dass die Stadt sich für ein „etwas stressiges Verfahren“ entschieden habe, gab Bürgermeister Walter Kiß bei der Begrüßung am Abend in der Mensa der Gesamtschule zu. Da hatten die Teams von drei Planungsbüros schon einen Arbeitstag in der Stählerwiese hinter sich. Am Morgen waren sie von Stadtbaurat Eberhard Vogel und weiteren Vertretern von Verwaltung und Quartiersmanagement über das Gelände geführt worden, am Nachmittag konnten sie innerhalb von vier Stunden erste Ideen skizzieren. „So wenig Zeit hatten wir noch nie“, sagte Christine Wolf, Geschäftsführerin von wpb Landschaftarchitekten in Bochum – und ihre Mitstreiter empfanden das kaum anders.

„Ökologische Revitalisierung“

Grün, Pflanzen, Entsiegelung, Gewässeröffnung, Biotope kommen in allen Entwürfen vor: „Ganz klar im Vordergrund“, sagt Sarah Kramme vom Quartiersmanagement, „steht die ökologische Aufwertung“. Das Konzept, das diese Aufgabe am besten erfüllt, wird den Zuschlag bekommen.

Für die Stadt Kreuztal geht es um viel Geld: Nachdem die Pläne für die Erneuerung der Jugendbegegnungsstätte, für die Fußwegeverbindung Erlersiedlung-Innen­stadt und die Stadthallen-Erweiterung stehen, kommt es auf den Sport- und Bildungscampus an. Dieses Teilprojekt ist die letzte Station, an der die Stadt das mit der EU-Förderung verbundene Ziel der „ökologischen Revitalisierung“ erfüllen muss.

Die Ideen

Naturerlebnisflächen, Rasenstufen, ein Feuchtbiotop, einen Lehrgarten haben Heinrich Sparla und Jutta Wakob vom Kölner Landschaftsarchitektenbüro Lill und Sparla auf dem Zettel. Vielleicht, so Jutta Wakob, könnte der Baumbestand durch Beschilderung erklärt werden – „wie in einem botanischen Garten“. Die Biolehrer im Plenum macht das hellhörig: Das könnte die naturnähere Alternative zu Dreslers Park sein, sagte einer von ihnen. Der sei doch „stark begärtnert“, die Suche nach einheimischen Gehölzen sei dort auch nicht ganz leicht. Als „ganz große Vision“ skizziert Jutta Wakob die Einrichtung eines Open-Air-Kinos, als Pflicht ein Wege-Leitsystem: „Das haben wir heute morgen gemerkt, als wir hier ankamen.“

Christine Wolf von wpb Bochum lenkt den Blick auf Dreslers Park: „Diesen wunderschönen Park deutlich stärker an den Schulcampus anbinden“ – das ist eine der Ideen ihres Teams. Auch hier spielt der – noch – verrohrte Stählerwiesenbach eine Rolle, der beim Kindergarten oberhalb schon einmal ans Tageslicht tritt. Tümpel und Biotope würden die Natur in den Campus zurückbringen. Spiel- und Fitnessangebote finden Raum, und damit der Hauptweg als Teil der Verbindung zwischen Stadt und Erlersiedlung auch wirklich Hauptweg wird, sollte der von Bäumen gesäumt sein. Auch dieses Team würde gern an den Schulhöfen arbeiten („Pisten ohne jegliche Aufenthaltsqualität“), und auch die Bochumer haben sich erst einmal im Wegegeflecht verlaufen: „Eine unsägliche Situation.“

Thomas Wündrich (Wündrich Landschaftsarchitekten Düsseldorf) rät als einziger nicht zur Terrassierung der grünen Mitte. Die Wiese soll ein Hang bleiben, umsäumt von einem Rundweg („Loop“). Schulgarten, Baumlehrpfad und grünes Klassenzimmer sind Elemente, die auch die anderen Büros in ähnlicher Form berücksichtigt haben. Die Sitzstufenanlage am Stadthalleneingang würde Wündrich lieber bepflanzen, auf den Schulhöfen könnte er sich Hängematten vorstellen, am Kleinspielfeld eine Tribüne – für die, die lieber zuschauen möchten. Und auch hier: die Eingänge zum Campus, die Treffpunkte und Aushängeschilder sein sollten. „Man weiß als Fremder nicht, wo welche Schule ist.“

So geht es weiter

„Ihre Meinung ist gefragt“, sagt Ursula Mölders, die das Quartiersmanagement vertritt, am Schluss der Präsentation. Am Ausgang steht eine Box, in die die Besucher rote, gelbe oder grüne Karten einwerfen – jede Farbe steht für eines der teilnehmenden Büros. Ein Ergebnis wird an diesem Abend nicht bekanntgegeben. Das Bürgervotum wird dem Infrastruktur- und dem Schulausschuss zusammen mit einer Bewertung durch die Verwaltung vorgelegt.

In der Sitzung am Dienstag, 29. Mai, fällt die Entscheidung über das Konzept. Der Auftrag für die Planung, so Stadtbaurat Vogel, müsse dann auch „relativ schnell“ vergeben werden. Die Stadt möchte für das 1,9-Millionen-Euro-Projekt EU-Mittel aus dem Programm „Starke Quartiere – starke Menschen“ bekommen, die bis 1. Dezember beantragt werden müssen. Mit der Bewilligung rechnet Vogel „frühestens Ende 2019“. Gebaut werden könnte dann, wie auch im Stadtentwicklungskonzept vorgesehen, ab 2020.

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