Siegen. . Elke Büdenbender ist Botschafterin von „Schule gegen Rassismus – Schule mit Zivilcourage“. Was sie am Siegener Berufskolleg beeindruckt.

Über hohen Besuch und gleichzeitig die Rückkehr einer ehemaligen Schülerin konnte sich das Siegener Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung freuen. Elke Büdenbender, Gattin des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, ist Patin des Projekts „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und besuchte unter anderem das „Café International“.

In dem umfunktionierten Klassenraum kommen seit der Einführung der Internationalen Förderklassen 2015 einmal pro Woche Schüler unterschiedlicher Herkunft gemütlich zusammen. Ihren Ehrengast aus der Hauptstadt begrüßen die Jugendlichen aus Indien, Palästina oder Mali sehr herzlich, wenn auch sichtlich aufgeregt.

Schüler beeindrucken

Mohammad Abood aus Syrien ergreift im Namen der Schüler das Wort und bedankt sich bei Deutschlands First Lady für ihre Patenschaft. Anschließend erzählt er ihr vom Leben in seiner Heimat und wie der Krieg ihn in die Flucht trieb. „Wenn der Krieg vorbei ist, möchte ich zurück und endlich meine Familie wiedersehen.“

Elke Büdenbender zeigt sich beeindruckt. Zum einen davon, wie die jungen Leute es schaffen, das „Erlebte bestmöglich hinter sich zu lassen und nach vorne zu schauen“. Zum anderen beeindruckt davon, wie „engagiert die Jugendlichen eine völlig neue Sprache lernen. Das ist schwierig!“ Dieser Eindruck verfestigte sich bei ihrem Besuch in einer Unterrichtsstunde zur Alphabetisierung der Förderklassen, die im Vorfeld stattfand. In diesem Kurs geht es um die Grundlagen der deutschen Sprache. Die Schüler lernen das Alphabet und die ersten Begriffe kennen. Elke Büdenbender verfolgte den Deutschkurs für Einsteiger aufmerksam aus der hintersten Reihe.

Büdenbender, die aktuell von ihrer Tätigkeit als Richterin am Verwaltungsgericht in Berlin beurlaubt ist, interessiert sich nicht nur dafür, woher die Schüler kommen und wie ihr Alltag aussieht. Neugierig ist sie auch auf die Berufswünsche. Automechaniker, Medizinische Fachangestellte, Einzelhandelskaufmann – der Großteil der Schülerinnen und Schüler weiß bereits, wohin es beruflich gehen soll. Ein paar von ihnen befinden sich schon mitten in der Ausbildung, andere feilen noch an den Bewerbungen. Wieder andere steuern den Schulabschluss an, den sie für den Traumjob brauchen.

Deutsch als gemeinsamer Nenner

Bei den vielen unterschiedlichen Nationalitäten interessiert die gebürtige Siegerländerin vor allem, in welcher Sprache die Kommunikation im Café International stattfindet. Anfangs haben sich die Jugendlichen überwiegend auf Französisch, Englisch oder mit Gesten verständigt, erklärt Mohammad Abood. „Aber mittlerweile reden wir alle deutsch miteinander. Herr Kring hat mir sogar schon Siegerländisch näher gebracht“, sagt er und sorgt damit für Lacher im Klassenraum. Auch bei der Gattin des Bundespräsidenten, die offenbart, dass ihr Mann bis heute das Siegerländische nicht so richtig versteht.

Bundesweites Projekt

„Schule gegen Rassismus – Schule mit Courage“ setzt nicht nur ein Zeichen gegen Rassismus sondern auch gegen Mobbing, Gewalt und Ausgrenzung.

Das Projekt ist das größte Schulnetzwerk Deutschlands. Bundesweit haben sich 2500 Schulen verpflichtet, für mehr Zivilcourage einzustehen.

Herr (Daniel) Kring ist Lehrer für Wirtschaft und Deutsch, aber noch mehr Spaß als zu unterrichten macht ihm die Rolle als Mitinitiators des Cafés. „Wir haben hier einen Kicker-Tisch, eine Dartscheibe. Wir lernen hier aber auch zusammen, schreiben Bewerbungen oder erledigen Behördenanrufe“, beschreibt Kring das Geschehen. Zusammen mit Lisa Luckenbach, die Deutsch und Religion unterrichtet, leitet er das Café. Es sei aber nicht ausschließlich ein Treffpunkt für Schüler der internationalen Förderklassen, sondern natürlich für alle Schüler. Das Café habe sich allein schon deswegen gelohnt, da hier zahlreiche Vorurteile beseitigt werden konnten.

Entstanden sei die Idee für den Treffpunkt dadurch, dass sich die Verantwortlichen des Berufskollegs die Frage stellten „Was brauchen die Schüler?“ So etablierte die Schule einen Ort, an dem die Jugendlichen „das Gelernte in Alltags-Atmosphäre anwenden können“, so Kring. Seitdem finden sich jeden Donnerstag von 13.30 bis 15 Uhr bis zu 30 Schülerinnen und Schüler im Raum 303 ein. Für Verpflegung sorgen die Jugendlichen selbst. Ein Buffet mit Nationalspeisen aus vielen verschiedenen Ländern ist auch für den Besuch der First Lady angerichtet.

Ziele gesteckt

Vorurteile abbauen, sich kennenlernen und eine friedliche Gesellschaft sein seien nur einige der Ziele, die das bundesweite Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verfolge, sagt Elke Büdenbender zum Abschluss ihres Dialogs mit den Schülern. „Dass meine ehemalige Schule an diesem Projekt teilnimmt, darüber bin ich besonders froh.“

Mindestens genauso froh zeigt sich Schulleiter Karl-Heinz Bremer: „Ich glaube so eine hochrangige Persönlichkeit hatten wir noch nie zu Besuch und natürlich sind wir sehr stolz, dass wir mit der First Lady eine ehemalige Schülerin begrüßen können. Wer kann das schon von sich behaupten?“

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