Prostitutions-Netzwerk: Menschenhändler aus Siegen in U-Haft
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Siegen. . Sieben Beschuldigte sitzen nach Großrazzia der Bundespolizei im Rotlichtmilieu in Untersuchungshaft, darunter die Hautpverdächtigen aus Siegen.
Nach der Zerschlagung des bundesweiten Prostitutions-Netzwerks sitzen sieben Beschuldigte in Untersuchungshaft. Ihnen werde die gewerbs- und bandenmäßige Einschleusung von Ausländern sowie Zwangsprostitution, Zuhälterei und das Vorenthalten von Arbeitsentgelten vorgeworfen, so Oberstaatsanwalt Alexander Badle von der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Donnerstag.
Bei vier weiteren Verdächtigen hat Haftrichter am Abend entschieden, dass sie ebenfalls in Haft kommen. Darunter seien auch die Hauptbeschuldigten, ein deutsch-thailändisches Paar aus Siegen, die am Mittwoch in einem Bordell an der Eiserfelder Straße festgenommen wurden. Sie gelten als die Köpfe des kriminellen Netzwerks.
32 Personen vorläufig festgenommen
Bei der Großrazzia im Rotlichtmilieu sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft 81 Menschen mit illegalem Aufenthaltstitel entdeckt worden, insgesamt 32 Personen davon wurden vorläufig festgenommen.
Das nun ausgehobene Netzwerk hat sich innerhalb der Rotlichtszene auf eine bestimmte Nische spezialisiert und transsexuelle Prostituierte vor allem in ländlicheren Gegenden arbeiten lassen, weil hier die Kapazitäten für Überwachung und Kontrolle weniger engmaschig sind als in Ballungsräumen. Laut Beratungsstelle Tamar, die Prostituierte auch in Siegen-Wittgenstein berät, sei der Anteil von Sexarbeiterinnen aus Thailand hier auffällig hoch.
Razzia gegen Zwangsprostitution in Siegen
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Für die Bande habe sich die „Spezialisierung“ auf Transsexuelle auch insofern gelohnt, da so ein Konflikt etwa mit Rockergruppen innerhalb des Rotlichtmilieus vermieden wurde. Die gehen zwar hart gegen Konkurrenz vor, hätten mit Transsexuellen aber nichts am Hut.
Frauenhilfe kümmert sich um Opfer
Die meisten Frauen, die nach Deutschland geschleust und hier zur Prostitution gezwungen werden, kämen derzeit allerdings aus afrikanischen Ländern: Mehr als 70 Prozent, sagt Pfarrerin Birgit Reiche, Leiterin der Beratungsstelle Nadeschda der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, die sich um Opfer von Menschenhandel kümmert.
Als Nadeschda vor 20 Jahren die Arbeit aufnahm, sei der überwiegende Teil der Zwangsprostituierten aus Mittel- und Osteuropa gekommen, aus Ländern des ehemaligen Ostblocks, die heute zumeist Mitglieder der EU sind. Zu dieser Zeit arbeiteten Prostituierte aus Thailand nur sehr vereinzelt in Deutschland. Das hat sich, zumindest für Siegen-Wittgenstein, geändert.
Auch Heiratsmigration ein Thema
Opfer von Menschenhandel werden dabei nicht nur Prostituierte – auch Heiratsmigration, gerade aus dem südostasiatischen Raum, ist ein Thema: „Sie können nicht frei über ihr Leben verfügen“, so Reiche. Sexuelle Ausbeutung und Zwangsprostitution ist dann der Fall, wenn die Sexarbeiterinnen nicht selbst entscheiden dürfen, wo, wann und mit wem sie schlafen.
Kreisverwaltung registriert Sexarbeiterinnen
Genauso wie die Beratungsstellen steht auch der Kreis Siegen-Wittgenstein als zuständige Aufsichtsbehörde mitunter vor verschlossenen Bordell-Türen.
Seit Juli 2017 ist die Kreisverwaltung mit dieser Aufgabe betraut, hat seither verschiedene Bordelle im Kreisgebiet aufgesucht, registriert, auch mit Betreibern und Prostituierten – auf freiwilliger Basis – gesprochen und erste Kontrollen durchgeführt. Etwa, ob es Sozialräume in den Etablissements gibt.
Rund 70 Prostituierte mit sauberen Papieren wurden bislang im Kreisgebiet registriert und erhielten damit verbunden eine Beratung des Kreisgesundheitsamts.
„Prostituierte können sich in Deutschland in einer beliebigen Stadt anmelden, mit dem Schein, den sie dabei erhalten, können sie in ganz Deutschland legal ihrer Tätigkeit nachgehen“, sagt Pressesprecher Thorsten Manges.
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