Hilchenbach. . Offiziell soll es bei zwei Parallelklassen je Jahrgang bleiben. In der Praxis werden längst in jedem Jahr drei neue 5. Klassen gebildet.

Die Carl-Kraemer-Realschule bleibt zweizügig — zumindest auf dem Papier. Die Bezirksregierung als Schulaufsichtsbehörde hat die Absicht der Stadt, die Schule mit drei Parallelklassen je Jahrgang zu organisieren, zurückgewiesen. Dafür lasse sich „kein Bedürfnis erkennen“. Den geänderten Entwurf des Schulentwicklungsplans verabschiedet der Rat in seiner Sitzung am Mittwoch, 25. April, ab 17 Uhr im Ratssaal.

Was bedeutet das in der Praxis?

Zunächst einmal nichts, sagen Stadtrat Udo Hoffmann als städtischer Schuldezernent und Realschulrektorin Renate Setzer. Alle Kinder, die einen Platz an der Carl-Kraemer-Realschule haben möchten, bekommen auch einen — denn sie ist die einzige weiterführende Schule in Hilchenbach in städtischer Trägerschaft. Das waren bisher immer genug, um in jedem Jahrgang drei Klassen zu bilden — nur die 10, die in wenigen Wochen entlassen wird, ist derzeit zweizügig. „Praktisch geht es nur um die Festschreibung der aktuellen Situation“, sagt Renate Setzer.

Warum wollten Schulkonferenz und Schulausschuss die Dreizügigkeit?

„Sichere Planbarkeit“ war ein Argument. Die Schule könnte auch in schwachen Jahrgängen mit drei sehr kleinen Klassen starten, die erfahrungsgemäß im Laufe der Jahre stärker werden, weil Schüler von anderen Schulformen herüberwechseln. Zudem muss die Schule differenzieren können: Ab Klasse 7 können Kinder auf den Hauptschul-Bildungsgang umsteigen – in der jetzigen Stufe 8 sind das 25 von 81 Kindern des Jahrgangs, in der 7 sind es 16 von 69.

Was spricht gegen die Dreizügigkeit?

Die Schulaufsicht weist darauf hin, dass die Stadt 28 „gemeindeeigene Anmeldungen“ je Parallelklasse nachweisen muss — Einpendler aus Nachbarkommunen zählen nicht mit. 84 Realschul-Fünftklässler nur aus Hilchenbach gibt keiner der nächsten Jahrgänge her, die Prognosen bewegen sich zwischen 58 und 74. Die Jahrgänge an den beiden städtischen Grundschulen – die b school in Allenbach hat einen privaten Träger – sind zwischen 87 und 137 Kinder stark, von denen erfahrungsgemäß höchstens 44 Prozent an die Carl-Kraemer-Realschule wechseln. Rektorin Setzer rät davon ab, sich auf Prognosen zu verlassen: „Wir haben immer mehr Anmeldungen gehabt als vorausgesagt.“

Risiko mit vollen Klassen

Ein Negativ-Szenario gibt es aus Sicht der Stadtverwaltung doch: Wenn die Realschule auf zweizügigen Betrieb festgelegt wird und daher die Klassen-Kapazitäten ausschöpfen muss, könnte es passieren, dass für Wechsler vom Gymnasium, Seiteneinsteiger und Wiederholer kein Platz mehr ist.

Was spricht für die Zweizügigkeit?

Vor allem auch das Interesse von Nachbarkommunen, die ihre eigenen weiterführenden Schulen halten wollen. Aus Kreuztal kam auch der Widerspruch gegen die Hilchenbacher Pläne – die dortige Realschule ist weit unter ihren Kapazitäten ausgelastet, der nächste Jahrgang wird mit Kindern aufgefüllt, die eigentlich die Hauptschule in Eichen besuchen wollten. Die darf aber mangels ausreichender Zahl an Anmeldungen keine 5. Klasse bilden. An der Carl-Kraemer-Realschule sind für das nächste Schuljahr 53 Fünftklässler angemeldet: 41 aus Hilchenbach, 5 aus Kirchhundem, 3 aus Kreuztal, je 2 aus Netphen und Siegen.

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