Siegen. . Die Ausstellung „Deutsche im Heiligen Land“ in Siegen zeigt wie deutsche Christen zum kulturellen Wandel in Palästina beigetragen haben.

Zwei Wochen lang durchforstete der Historiker Dr. Jakob Eisler das Archiv der Deutschen Zeltmission in Siegen, um Spuren ihres Wirkens im „Heiligen Land“ zu finden – und er ist fündig geworden. Nicht nur Christen aus Siegen, sondern aus ganz Deutschland haben in Israel ihre Spuren hinterlassen. Wie württembergische Templer von Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu Beginn des Ersten Weltkriegs dort gewirkt haben, zeigt die Wanderausstellung des landeskirchlichen Archivs Stuttgart – sie ist ab heute Abend, 19 Uhr, in der Nikolaikirche zu sehen.

Siegener Hilfe in Palästina

Die Ausstellung, konzipiert von Eisler, zeigt, wie durch Hilfe von deutschen Christen Schulen und karitative Einrichtungen in Palästina entstanden sind. „Bevor die Deutschen kamen, gab es dort keine einzige Straße“, erklärt Eisler. Nur enge Wege, die mit einem Esel beritten werden konnten. Heute würde man die Hilfe der Christen als „Entwicklungshilfe bezeichnen“.

Studium in Tübingen und Haifa

Jakob Eisler ist in der Stadt Haifa in Israel aufgewachsen. Er hat an den Universitäten Tübingen und Haifa Geschichte und Geografie studiert.

Seine Ausstellung „Deutsche im Heiligen Land“ ist in der Siegener Nikolaikirche von Donnerstag, 18. April, bis Montag, 21. Mai, zu sehen.

Durch das Wirken der Deutschen Zeltmission gibt es auch eine Verbindung zwischen Siegen und Palästina. Ihr Gründer Jakob Vetter hatte den Auftrag gegeben, ein Missionserholungsheim in der Nähe von Haifa aufzubauen. Dies existiere heute nicht mehr – es sei in den 1980er Jahren abgerissen worden, erklärt der Historiker. In Israel gebe es erst seit den 1990er Jahren einen Denkmalschutz für Gebäude, die in der Zeit des Osmanischen Reiches entstanden seien.

Der osmanische Sultan und Kaiser Wilhelm seien gute Freunde gewesen, weiß der Wissenschaftler. Deshalb habe der Missionsgedanke bei der Hilfe der Deutschen in Palästina nicht so eine große Rolle gespielt. Die Württembergischen Templer haben keine Missionsarbeit geleistet, allein ihr Leben sollte als Beispiel dienen, sagt Eisler.

Maßnahmen zur Modernisierung

Dafür hätten die Christen zu einer enormen Modernisierung des Landes beigetragen. Es seien beispielsweise die erste Zementfabrik oder eine moderne Seifensiederei entstanden. „Sieben Dörfer, die von den Württembergern gegründet worden, gibt es heute noch“, sagt der Historiker. In der Zeit von 1799 bis 1914 habe sich die Bevölkerung im heutigen Israel verdreifacht.

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Wie die Christen im 19.Jahrhundert den Städtebau und das Leben in Palästina beeinflusst haben, zeigt Eisler in verschiedene Themenbereiche gegliedert. Den Besuchern wird zum Beispiel erläutert, wie die traditionelle Landwirtschaft funktionierte und wie sie durch die Deutschen modernisiert wurde. Dass die Ausstellung in Siegen zu sehen ist, geht auf ein Treffen von Pfarrerin Annegret Mayr und Jakob Eisler in Jerusalem zurück.

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