Siegen. . Sehnsucht nach Weite inspiriert die junge Künstlerin aus der Ukraine. Warum die meisten ihrer abstrakten Landschaftsbilder keinen Titel tragen.
Die meisten Werke der Künstlerin Evelina Velkaitė tragen keinen Titel. Von 40 Gemälden in der Ausstellung im Haus Seel, die am kommenden Donnerstag um 19 Uhr eröffnet wird, haben nur vier einen Namen. Titel würden nur ablenken, weil der Betrachter sich dadurch zu stark leiten lasse, erklärt die Malerin. „Die Geschichte zu den Bildern ist nicht so wichtig.“ Besucher sollten einfach die Landschaften anschauen, sagt Velkaitė.
Natur und Konstruktion
Die junge Künstlerin, die aus Litauen stammt, hat sich auf Landschaften spezialisiert, doch sie malt nie eine reale Landschaft. Genau dies sei so faszinierend, meint Albrecht Thomas, Vorsitzender des Kunstvereins Siegen. „In der Theorie sagt man, dass die Malerei endgültig vorbei sei.“
Doch die Bilder von Evelina Velkaitė würden es schaffen, dass sie „etwas in uns bewegen können.“ Die Synthese aus Landschaften und Architektur mache die Bilder so aussagekräftig. Die Arbeiten seien immer „an der Natur orientiert und mit konstruierten Elementen verquickt“, sagt Albrecht Thomas. Ausgangspunkt für die Bilder könne zum Beispiel ein Zeitungsartikel sein.
„Architektur – Landschaften“ bis Mai im Haus Seel
Die Ausstellung „Architektur – Landschaften“ mit Werken von der Künstlerin Evelina Velkaitė ist im Haus Seel ab Donnerstag, 12. April, um 19 Uhr, bis Sonntag, 13. Mai, zu sehen.
Am Sonntag, 13. Mai, findet ab 16 Uhr ein Künstlergespräch mit Velkaitė statt.
Die Berichterstattung der Zeitschrift „Stern“ habe den Impuls für die dreiteilige Landschaft geliefert, beschreibt die Künstlerin. In dem Bild stecken zwei Themen – ein Erdbeben in Tibet und die Krise in der Ukraine. „Mich hat es sehr bewegt, dass bei dem Erdbeben viele Bauwerke und wichtige Kulturgüter eingestürzt sind.“
Die Bilder von Evelina Velkaitė sind von verschiedenen Erlebnissen der Künstlerin inspiriert, so hat sie durch ihren Aufenthalt in der Schweiz zum ersten Mal Berge in ihre Malereien aufgenommen. Viele Weiden in einem nebeligen und flachen Teil der Niederlande animierten sie zu einer zweiteiligen Serie. Doch eine Gemeinsamkeit verbindet sie — die Motivation der Malerin: „Es ist die Sehnsucht nach Weite, da hat es sich natürlich angeboten Landschaften auf die Leinwand zu bringen.“
Kunstgymnasium
Schon während ihrer Schulzeit hat sich Velkaitė künstlerisch entfaltet. Sie hat in ihrem Heimatland Litauen ein Kunstgymnasium besucht. Dort habe sie sich unter anderem in der Bildhauerei ausprobieren können, sagt die junge Frau. Studiert hat sie zehn Jahre lang an Akademien, die meiste Zeit davon in der Ruhrgebietsstadt Essen (Folkwang Universität der Künste und Freie Akademie der bildenden Künste).
Zu ihren Studienfächern gehörten Kommunikationsdesign, Fotografie und Malerei. Nach dem Studium habe sie sich zunächst freiarbeiten müssen, weil sie sehr viel gelernt habe. „Ich bin aber wieder zu meinen Ursprüngen zurück gekommen.“
In der Ausstellung sind Bilder aus den Jahren 2009 bis 2018 zu sehen. Franz-Josef Weber, Geschäftsführer des Kunstvereins, erklärt, dass die Werke in den zwei Stockwerken eigentlich chronologisch nach neu zu alt sortiert werden sollten. „Beim Aufhängen haben wir gemerkt, dass dies einfach nicht passt.“ Deshalb seien die Werke nun gemischt aufgehängt. Ein Bild, an dem sie besonders hängt, hat Evelina Velkaitė nicht. Aber doch Lieblinge: „Das Liebste ist mir immer das neueste Bild, weil es mich inspiriert, weiter zu machen.“
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