Kreuztal. . Einen solchen Erfolg hätte vor zehn Jahren niemand erwartet: Bei einem Gottesdienst in der Kreuzkirche wird an die Anfänge des Projekts erinnert.
Am Anfang standen Angst und Ungewissheit, „ob überhaupt jemand kommt“, erinnert sich die frühere Pastorin Ursula Groß an den Start des Kreuztaler Mittagstisches am 8. April 2008. „Wir hatten einen großen Möhrenpott gekocht“, sagt Christine Benfer – und dann seien gerade mal neun Personen gekommen. Aber weggeschüttet wurde der Eintopf natürlich nicht, „wir waren und sind sehr einfallsreich“, versichert die Leiterin des Projekts in der vollbesetzten Kreuzkirche am Sonntag. Heute, zehn Jahre später, werden an beiden Tagen „zwischen 60 und 90 Essen ausgegeben.“
Anlass der damaligen Entscheidung für ein großes Gemeinschaftsprojekt der Ev. Kirchengemeinden war vermeintlich der 2007 vorgelegte Familienbericht der Stadt Kreuztal: 30 Prozent Arme, „in einigen Bezirken sogar 50“. Tatsächlich sei einfach „viel Geld in der Kasse gewesen“, erklärt Groß; Geld, das seinerzeit für ein offenes diakonisches Projekt eingesetzt werden sollte, und aus dem der nun so erfolgreiche Mittagstisch wurde.
Neun Nationen
Dienstags und freitags treffen sich dort von 11.30 bis 13 Uhr „Menschen aus derzeit neun Nationen, neuerdings auch verstärkt Familien mit sechs Kindern und mehr“, so Christine Benfer.
Sie sieht allerdings den Januar 2018 mit „mehr als 700 versorgten Personen“ als durchaus traurigen Rekord. Andererseits zeige schon der bunte Speiseplan, dass der Mittags- garantiert „kein Armentisch“ sei. Als es kürzlich 300 Ostereier von einem Supermarkt gab, „haben wir eben Eier mit Senfsoße daraus gemacht“.
60 000. Essen im Mai
Vor allem aber nutzt sie den „Geburtstags-Gottesdienst“ für ein ausgiebiges Dankeschön „an meine Mädels und Jungs“ – anfangs 22 Frauen „und ein Mann, der zum Auftakt kam und dann nie etwas getan hat“, lacht sie. Inzwischen sind es 48 Aktive, davon neun Männer. 980 Arbeitstage habe es in den zehn Jahren gegeben, im Juni stehe der 1000.
an. Schon im Mai werde das 60 000. Essen ausgegeben. Die Männer fahren vor allem den Bully, um Spenden der Supermärkte und weiterer Unternehmen abzuholen. Der hat das Kennzeichen „SI MT 5000“, laut Pastor Thies Friederichs stehe das für „Mittagstisch“ und auf Anregung Dietmar Brauns auch die „Speisung der 5000“.
Großes Engagement
Ursula Groß lobt Benfer und ihr Engagement in höchsten Tönen, Friederichs überreicht ihr einen Blumenstrauß. Und Schokolade für alle anderen – ein wirklich angemessenes Dankesgeschenk könne es ohnehin nicht geben. Für Thies Friederichs werde beim Mittagstisch viel mehr geleistet, als nur „zu schnibbeln, zu kochen und Essen auszugeben, dass „wie zu Hause schmeckt, bei Mutter, oder bei der Oma“.
Die Menschen fühlten sich geborgen, bekämen Wärme, Freundlichkeit und das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Der Mittagstisch zeige, dass es sich lohne, hart für einen Traum von Gemeinschaft und Geborgenheit zu arbeiten. Der Staat könne so etwas gar nicht leisten, die Arbeit der Ehrenamtlichen sei unverzichtbar.