Siegen. . Die Verwaltung will für den städtischen Fuhrpark zwei Wagen mit Brennstoffzelle anschaffen. Der Antrieb ermöglicht auch größere Reichweiten.
Siegen hat als erste Stadt in Südwestfalen den Zuschlag für eine Wasserstofftankstelle bekommen. Das Betreiberkonsortium „H2 Mobility Deutschland“ hatte einen bundesweiten Wettbewerb zur Infrastruktur für Elektromobilität ausgeschrieben. Die Tankstelle wird außerhalb der regulären Standortplanung im Industriegebiet Oberes Leimbachtal errichtet. Für die Bewerbung wurde die Initiative „H2 Siegerland“ mit Universität, Stadt und Kreis sowie Unternehmern gegründet. Die Fertigstellung ist für Ende 2018 geplant.
Die Tankstelle
Die Bundesregierung plant, bis 2019 insgesamt 100 Wasserstofftankstellen in Deutschland ans Netz zu bekommen. Schwerpunkte dabei sind Metropolregionen und die wichtigsten Verkehrsachsen.
Siegen ist Regiopole, liegt mitten in einem ansonsten ziemlich weiträumig unversorgten Gebiet und kann mit seiner geplanten Mobilitätsstation im Gewerbegebiet Oberes Leimbachtal ein passendes Konzept vorweisen. Dort sollen nach der Wasserstofftankstelle – die auch für Busse und Nutzfahrzeuge geeignet ist – Schnellladesäulen für batterieangetriebene Elektroautos und E-Car- und -Bike-Sharing-Stationen sukzessive entstehen.
Die Ziele
Gewerblich: Laut Ratsbeschluss schafft Siegen für den städtischen Fuhrpark zwölf Elektrofahrzeuge an, zwei davon mit Brennstoffzelle.
Die Ressourcen-Frage
Für die Produktion von Lithium-Ionen-Akkus sind enorme Mengen Energie nötig. Eine Brennstoffzelle, die auch viel leichter ist als Batterien, hat eine bessere Umweltbilanz, so Dominik Eichbaum.
Wasserstoff ist massenhaftes Abfallprodukt der Chemieindustrie, wird dort meist verbrannt. Viele Siegerländer Firmen nutzen ihn als Prozessgas für Oberflächentechnik. Die Lieferinfrastruktur könnte mitgenutzt werden. Bevorzugt würde allerdings Wasserstoff aus erneuerbaren Energien.
Auch für Unternehmen soll sich die Tankstelle als Standortfaktor erweisen: Dass Geschäftskunden mit E-Auto an den Flughäfen Köln/Bonn oder Frankfurt abgeholt werden können zum Beispiel. Mit den kleineren Reichweiten batterieangetriebener Elektrofahrzeuge kann das heikel werden.
Privat: Zugleich will die zuständige Abteilung für Wirtschaftsförderung damit auch Möglichkeiten alternativer Mobilitätstechnik aufzeigen und Siegen zukunftsfähig machen. „Wir möchten das Thema als Stadt ganzheitlich betrachten“, sagt Wirtschaftsförderer Dominik Eichbaum.
Umweltschutz: Nicht nur weil es keinen Kraftstoff verbrennt ist ein Brennstoffzellenfahrzeug umweltfreundlicher – es produziert auch deutlich weniger Feinstaub, weil der Elektromotor mitbremst und so Bremsscheiben oder -trommeln weniger beansprucht werden. Stichwort Sandstraße....
Das Auto
Brennstoffzelle: Herzstück solcher Fahrzeuge. Wie bei jedem Auto auch strömt vorn Luft herein – nur dass die nicht der Kühlung dient, sondern dem Antrieb. Aus einem Tank – bei diesem Modell rund fünf Kilo – wird Wasserstoff zugeführt. Die Brennstoffzelle ist ein Energiewandler aus beschichtetem Metall.
Oberhalb strömt Wasserstoff darüber, unterhalb Sauerstoff, erklärt Dominik Eichbaum. Beide Gase tauschen im chemischen Prozess Elektronen aus: Aus Wasser- (H) und Sauerstoff (O) wird Wasser (H2O). Der Wagen produziert sprichwörtlich Wasser – und Strom. Der treibt entweder den Elektromotor an oder lädt eine Batterie auf. Energie wird, wie bei allen Elektrofahrzeugen, auch durch Bremsvorgänge zurückgewonnen. Und ganz nebenbei ist Wärme auch noch so ein „Abfallprodukt“ – Energie für die Standheizung etwa entfällt ebenfalls.
Reichweite: Die liegt bei solchen Wasserstoffautos zwischen 400 und 600 Kilometern, je nach Verkehrslage und Fahrweise.
Die meisten batterieangetriebenen E-Autos schaffen um die 200 Kilometer.
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