Geisweid.. Projekt „Mach was daraus“ des Türkisch-Deutschen-Elternvereins nimmt junge Geflüchtete in den Fokus. Hilfe beim Start ins Berufsleben.
Das größte Problem für die Mitarbeiterinnen des Projekts „Mach was daraus – es geht um dich“, bei dem Jugendliche mit Migrationshintergrund in Sachen Ausbildung und Berufswahl beraten werden: Die Jugendlichen überhaupt zu erreichen (wir berichteten).
Schwierige Akquise
In Zusammenarbeit mit der Uni Siegen bot der Türkisch-Deutsche Elternverein (Tüdev) ab April 2016 die kostenlose Beratung an, um türkische Jugendliche ohne Ausbildung in den Arbeitsmarkt zu integrieren. In der Zwischenzeit wurde die Arbeit auf alle Migrantengruppen, besonders Flüchtlinge, ausgeweitet, so Mitarbeiterin Larissa Schüpstuhl: „Die Strukturen im Quartier sind eng verflochten, als Außenstehende ist es schwer reinzukommen.“
Schüpstuhl und ihre Kolleginnen Annbritt und Wiebke Siebert holten türkischstämmige Mitarbeiter ins Boot – doch selbst denen sei es schwer gefallen, die Jugendlichen zu erreichen, sagt Schüpstuhl. Als das Beratungsangebot schließlich auf junge Flüchtlinge erweitert wurde, „sind wir fast überrannt worden“, berichtet die Lehramtsstudentin.
Bedürfnisse von Flüchtlingen
Diese Gruppe hat allerdings ganz andere Probleme als die türkischstämmigen Jugendlichen, die sich mit den teils widersprechenden Anforderungen des deutschen Bildungssystems und traditionellen Erwartungen der Familien konfrontiert sehen. Je nach Herkunftsland war den Flüchtlingen das Prozedere mit Bewerbung, Anschreiben und Vorstellungsgespräch völlig unbekannt, sagt Wiebke Siebert, die Soziale Arbeit an der Uni Siegen studiert, einige hätten gar keine Abschlüsse oder Dokumente. Viele litten unter psychischen Problemen, dem Druck des Asylverfahrens, wohnten in schimmelbefallenen Kellerwohnungen.
Andere hätten teils abstruse Vorstellungen von den paradiesischen Zuständen in Deutschland, kennen Werte wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit oder gepflegtes Auftreten mitunter nicht. Wieder anderen macht die komplexe Bürokratie zu schaffen: Ein junger Mann hatte die Auflage, in Wenden zu wohnen, ihm winkte eine Ausbildungsstelle in Netphen – da kam er aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht hin.
Grundsätzlich, so Schüpstuhl, wünschten sich die meisten mehr Kontakt zu Einheimischen, fühlten sich ausgeschlossen – Integration werde so erschwert, die Unzufriedenheit wachse.
Bilanz der Beratung
Im Verlauf zweier Jahre haben die Mitarbeiterinnen 26 Teilnehmer konstant beraten und ihnen beim Start ins Berufsleben geholfen. Erfolgsquote: 90 Prozent, sagt Schüpstuhl stolz. Neben der Unterstützung bei Bewerbungsschreiben leisteten sie Integrationsarbeit, etwa mit kulturellen Aktivitäten, Deutsch-Nachhilfe, Vermittlung grundlegender Kenntnisse des deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkts.
Parallel dazu seien die Erkenntnisse der Soziologen der Uni, die lange Interviews mit den türkischstämmigen Jugendlichen, die in Deutschland geboren sind, sehr hilfreich bei der Akquise neuer Klienten gewesen, sagt Larissa Schüstuhl. Angestoßen hätten das Projekt die Mütter der Jugendlichen, sagt Tüdev-Vorsitzende Gül Ditsch: „Ihre Kinder finden keine Ausbildung oder keinen richtigen Job, die Mütter waren unzufrieden mit dieser Situation.“
- Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.