Siegen. . Die Big Band des Evangelischen Gymnasiums setzt ihre Abschiedstour durch die Region fort – mit einem fantastischen Abend im Lyz.
Folk-Ikone Joan Baez macht es, die Weltstars Paul Simon und Elton John haben es angekündigt, die Stones werden es wohl nie machen: Eine Abschiedstournee. Auch im Siegerland findet eine statt. Die Big Band des Evangelischen Gymnasiums, kurz Evau Big Band genannt, gibt ihre letzten Konzerte. Genau 36 Jahre nach ihrer Gründung. Am Freitagabend fand das Abschiedsfest dort statt, wo die Band fast 30 Mal aufgetreten ist: Im Kulturhaus Lyz.
Opener des Abends ist „Sergeant Pepper“ der Beatles: Die Bläser-Fraktion der Band mit satten Power-Riffs, vier Sängerinnen und Karsten Burkardt, letzterer seit Jahrzehnten das vokale Aushängeschild der Band, rocken los und bringen das Publikum im rappelvollen Lyz sofort auf Betriebstemperatur. Um mit „A little Help from my Friends“ sofort auf Ballade umzuschalten, den Joe-Cocker-Urschrei in der Burkardt-Version eingeschlossen.
Stimmen, die sich perfekt ergänzen
Big Band Chef Hartmut Sperl hat die Arrangements dieses perfekten musikalischen Auftakts selbst geschrieben. Wie viele andere Bearbeitungen auch, etwa Titel der Jackson Five und von Earth, Wind and Fire. Hier glänzt Trompeter und Chef der Uni Big Band Martin Reuthner auch als Solist. Einer aus der Reihe hervorragender Gastmusiker des Abends. Ebenso wie Julian Bieler, der mit Mascha Burkardt Stings „Fields of Gold“ ein wunderschönes Posaunen- und Flötenduett zelebriert.
Die Evau’er wagen sich auch an einen Titel von Peter Herbolzheimer, „einer der besten europäischen Big Band-Arrangeure“, wie Hartmut Sperl weiß. Und als seine Band und die Sänger und Sängerinnen „Let the good Times roll“ von B.B. King auf die Bühne zaubern und Gitarrist Max Strohmann sich als wahrer Saiten-Zauberer zeigt, kennt die Begeisterung im Saal und auch bei Hartmut Sperl keine Grenzen mehr: Er springt höher als einst Hans Rosenthal bei „Das war Spitze!“ Ein besonderes Markenzeichen der Evau Big Band sind neben dem satten Sound der Instrumentalisten die Sängerinnen, deren Stimmen sich gerade durch ihre Andersartigkeit perfekt ergänzen. Sie harmonieren wie bei Christina Aguileras „Candyman“ im Stil der Andrew-Sisters. Ob Sophia Achenbach mit dem Prince-Hit „Purple Rain“; Luisa Sperl, begleitet von ihrer Schwester Silvia am Klavier, mit Whitney Houstons „I wanna dance with somebody”; Jana Kebschull mit einem Michael Jackson-Hit, den Saxofonist Hinrich Schmoch für sie arrangiert hat – oder auch Maite Roth: Immer neue, überraschende Stimmfarben schaffen Hochspannung. Und dann kommt auch noch Michelle Kessler ins Spiel, mal Balladen-Interpretin, mal Rockröhre. Ihr „Summer of 69“ gehört zu den Höhepunkten des Abends.
Besonderer Dank an den Chef
Der vorletzte Titel heißt „Masterpiece“ von Bruno Mars. Es hätte die Überschrift für den gesamten Abend sein können. Denn mit einem Meisterstück haben sich die EVAU Big Band und ihr charismatischer Leiter Hartmut Sperl auf der Lyz-Bühne verabschiedet. „Thank you for the Big Band“ der Musiker ist deren musikalischer Dank an ihren Chef. Und der gebürtige Bochumer bedankt sich standesgemäß jazzig, humorvoll und damit Tränen-trocknend mit einem Klavier-Solo: „Und dennoch hat sich Bolle ganz köstlich amüsiert“. Sehr viel Wehmut kommt bei dem Gedanken auf, die Big Band, zumal in dieser besonderen Formation, nie mehr hören zu können.
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