Freudenberg. . Die Parteien streiten im Freudenberg Rat über das mögliche Gewerbegebiet am Ischeroth. Eine Lösung ist noch lange nicht in Sicht.

Die Stadt kann mit den Waldbesitzern am Ischeroth weiterverhandeln über den Erwerb von Flächen für ein mögliches Gewerbegebiet Wilhelmshöhe-Nord. Dafür hat der Rat gestern Abend gestimmt.

Basis ist die kürzlich von der Verwaltung bei der Bürgerversammlung vorgestellte Kompromisslösung (vermittelte Variante), die Bedenken aus der Bühler und Büschergründer Bürgerschaft aufgegriffen hatte. Einmal gab es Streit: Die Anwohner lehnen das Gewerbegebiet grundsätzlich ab, die CDU will die Ergebnisse eines Gutachtens Ende 2018 abwarten. Die SPD warf der CDU darum Hinhaltetaktik vor.

CDU: „Bürgermeisterin schafft Fakten mit Brechstange“

Bereits im Vorfeld des eigentlichen Tagesordnungspunkts hatte es erregte Diskussionen zwischen den beiden größten Ratsfraktionen gegeben: Die CDU wollte das Thema Wilhelmshöhe-Nord gar nicht erst behandeln, weil die Bürgermeisterin Fakten „mit der Brechstange schaffen“ wolle, warf Fraktionschef Christoph Reifenberger Nicole Reschke vor. „Wir lehnen die Verhandlungen ab, nicht weil wir gegen ein Industriegebiet sind, sondern weil wir gegen diesen Weg sind.“

Populismus sei das, entgegnete SPD-Chef Arno Krämer – die CDU habe das Thema doch selbst initiiert: „Erst heißt es, ihr müsst handeln und wenn vollzogen wird, schieben sie Probleme von einer Ecke in die andere.“ Kein weiteres Gewerbegebiet könne man akzeptieren – aber dann müsse man auch mit den Konsequenzen leben, Erhöhung von Steuern und Abgaben etwa.

Zumal es nicht um eine Entscheidung für oder gegen die Wilhelmshöhe-Nord gehe, sondern eben um die Variante, über die mit den Eigentümern verhandelt wird, merkte Nicole Reschke an. Ob die zustimmen, steht auf einem ganz anderen Blatt.

FDP: Gewerbesteuereinnahmen für Zukunft sichern

Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende, forderte Christiane Berlin (Grüne): „Wir drehen uns im Kreis, ein Jahr lang haben wir uns mit neuen Planungsvarianten befasst, die am Ende weitgehend der Ursprungsversion entsprechen.“ Es werde keine einvernehmliche Lösung mit den Bürgern geben – und der Eingriff in die Natur spreche einfach dagegen. „Warum muss immer Gewerbe Steuern bringen, warum setzen wir nicht auf Tourismus?“

„Stillstand heißt Rückschritt, wir brauchen dringend Gewerbeflächen“, mahnte FDP-Fraktionsvorsitzender Torsten Freda in seiner Haushaltsrede. Um Freudenberg als attraktive, lebenswerte Stadt zukunftsfähig aufzustellen, müssten die Gewerbesteuereinnahmen gesichert werden – ergo brauche es Gewerbegebiete. „Uns wird vorgeworfen, wir würden uns nicht um die Belange der Bürger kümmern. Wir persönlich haben nichts von einem Gewerbegebiet. Aber die Bürger haben was davon.“ Die Politik müsse an alle Freudenberger denken, nicht nur an die in Bühl und Büschergrund.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.