Netphen. . Fußballvereine sollen 40 Prozent der Kosten zur Erneuerung der Kunstrasenplätze selbst zahlen. CDU kann ihren Vorschlag nicht durchsetzen

Ausdrücklich macht Bürgermeister Paul Wagener am Mittwoch während der Ratssitzung auf das Mitwirkungsverbot wegen Befangenheit aufmerksam. Denn es geht um die sieben Kunstrasenplätze in Netphen. Sie müssen demnächst nach und nach erneuert werden, doch das kostet. Die Fußballvereine in Dreis-Tiefenbach, Netphen und Salchendorf haben bereits Erneuerungsbedarf angemeldet. Doch auch die anderen Plätze verschleißen. Nun sollen die Ratsmitglieder entscheiden: Wer zahlt wie viel für die Arbeiten?

Ergebnis

Die Verwaltung schlägt eine 60/40 Regelung vor. Konkret heißt das, die Stadt trägt den Großteil der Kosten mit einer fixen Fördersumme pro Platz. Die Vereine müssten sich mit den restlichen 40 Prozent beteiligen.

Nach einer ausgiebigen Diskussion steht fest: Die Mehrheit ist für den Vorschlag der Verwaltung. Final abgestimmt wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit – denn der Antrag von Helga Rock (Grüne), diesen Punkt in den öffentlichen Teil zu ziehen, lehnte die Mehrheit der Anwesenden ab. Das Ergebnis: 19 gegen 8 Stimmen für die 60/40-Variante.

Zunächst 75 Prozent gefordert

75 Prozent würden sich die Vereine wünschen, erklärte Wolfgang Decker (CDU) bereits in der Sitzung des Sportausschusses. Decker, der gestern im Rat nicht mitstimmen durfte, vertritt die Fachschaft Fußball im Stadtsportverband. Er machte im Fachausschuss klar, dass 40 Prozent für die Vereine nicht machbar seien.

Befangenheit

Ein „emotionales Thema“, wie Benedikt Büdenbender (CDU) bereits in der Vorberatung im Sportausschuss Ende Februar festgestellt hatte. Dieses Mal darf er nichts zum Thema sagen. Er und drei weitere Männer erheben sich und nehmen wegen Befangenheit am Rand Platz – unter ihnen ist auch Wolfgang Decker (CDU), der wie Büdenbender Vorstandsvorsitzender in seinem Verein ist. Beide hatten an der Sitzung des Fachausschusses teilgenommen. Nun hören sie teilweise grummelnd zu, was die anderen zu sagen haben.

Positionen

70/30-Regelung ist ein Vorschlag der CDU. Alexandra Wunderlich macht klar: „Die Vereine würden eine 75/25 Regelung bevorzugen. Wir haben uns beraten und entschieden: Eine 70/30 Regelung wäre ein Kompromiss.“ 40 Prozent seien für Vereine nicht leistbar. Baudezernent Erwin Rahrbach erklärt daraufhin, dass – sollte der Vorschlag Anklang finden – ein Mindestbeitrag der Vereine festgelegt werden müsse. So vermeide man eine Überförderung.

60/40-Regelung wollen die meisten. Manfred Heinz (SPD) ergreift das Wort und macht seinem Unmut Luft: Im Fachausschuss sei bezüglich der Befangenheit ein falscher Entschluss gefallen. Das müsse in Zukunft besser gehandhabt werden. Auch die SPD würde Fußball gut finden, doch Heinz gehe es um Gleichberechtigung. Auch andere Vereine bräuchten Unterstützung. „Wenn man nur knappe Mittel hat, dann muss man sie sinnig nutzen.“ Die Christdemokraten würden mit ihrer Forderung Unfrieden zwischen Sportlern und Vereinen riskieren. Helga Rock (Grüne)empfand das ähnlich. „Es geht um die Gleichberechtigung der Sporttreibenden. Die sehe ich im Vorschlag der Verwaltung.“ Darüber hinaus würde die Stadt einmalige Kosten tragen.

Heinz ärgert sich darüber, dass Wunderlich von einer „geringen Differenzsumme“ gesprochen habe. 140 000 Euro im freiwilligen Bereich seien wahrlich nicht wenig. Die SPD stimme für den Vorschlag der Verwaltung und befürworte zudem eine Sonderregelung für Dreis-Tiefenbach, da der Platz dort auch von anderen Akteuren genutzt werde. Helmut Buttler (UWG) stimmt zu und sagt: „Wir sehen die 60/40 Regelung als wichtigen Eckstein für die Zukunft.“ Der Fraktionslos Ekkard Büdenbender: „Vielleicht sollten wir 60/40 einfach mal akzeptieren!“

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