Siegen-Wittgenstein. . Fachschule richtet dritte Eingangsklasse ein. Kita-Träger würden angehende Nachwuchskräfte lieber von Anfang an in ihren Einrichtungen einsetzen.

Das Berufskolleg AHS reagiert auf den Ausbau der Kitas und erweitert die Aussbildung an seiner Fachschule für Sozialpädagogik: Bisher standen 54 Plätze pro Jahrgang in zwei Klassen zur Verfügung, im nächsten Schuljahr wird eine dritte Klasse eröffnet. 151 junge Frauen und Männer haben sich um Aufnahme beworben.

Bafög oder Ausbildungsvergütung?

Das Nadelöhr ist nicht die Schule, sondern das dritte Ausbildungsjahr, das die angehenden staatlich anerkannten Erzieherinnen in den Einrichtungen absolvieren müssen. „Wir waren bisher davon ausgegangen, dass nicht mehr Plätze zur Verfügung stehen“, erklärte Schulleiter Armin Stöhr dem Jugendhilfeausschuss, der jetzt im Berufskolleg tagte, und forderte, dass die Anerkennungspraktikanten dann auch tatsächlich aufgenommen werden. Bernd Zimmermann (Kreisjugendring) wunderte sich: „Der Fachkräftemangel ist doch schon lange bekannt.“

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Zimmermann wünscht sich „viel intensivieren Praxisbezug“ während der Ausbildung. So weit damit „PiA“ gemeint ist — siehe Infobox –, widerspricht Schulleiter Stöhr: „Wir sind nicht der Überzeugung, dass das der richtige Weg ist.“ Die angestellten Nachwuchskräfte müssten eine Vergütung erhalten, die im ersten Jahr bei 600 Euro liegt — von denen bis zu 200 Euro Fahrtkosten selbst zu tragen wären. Fachschüler und Gymnasiasten könnten dagegen Bafög in Anspruch nehmen. Und dazu noch das Schülerticket, das Heilerziehungspflegern in praxisintegrierter Ausbildung verweigert werde. Matthias Vitt (Caritas) bekundet dennoch für seinen Verband „deutliches Interesse, praxisintegrierte Ausbildung weiterzudenken“.

Der Weg über „PiA“, so Armin Stöhr, werde vor allem von älteren und von männlichen Bewerbern gewählt. Anne Bade (Grüne) sieht darin auch einen Zugang für Tagespflegepersonen, die sich weiterqualifizieren wollen — sie haben in der Regel einen Kurs über 160 Stunden absolviert, einen Bruchteil der 3600 Stunden, die Erzieherinnen und Erzieher im Laufe ihrer Ausbildung sammeln. „Es ist wichtig, dass auch junge Männer Erzieher werden“, sagt Vorsitzender Michael Plügge (SPD) und fordert, „den Beruf so attraktiv wie möglich zu gestalten.“ Immerhin: Acht Prozent der Studierenden an der Fachschule sind Männer, doppelt so viele wie im Landesdurchschnitt.

„Ein bisschen enttäuscht“ zeigt sich Anne Bade (Grüne): Warum die zusätzliche Klasse nicht am Berufskolleg Wittgenstein eingerichtet werde, fragt sie. Lohnt nicht, erwidert Schulleiter Stöhr: „Mit zehn bis zwölf Interessenten können Sie keine Klasse füllen.“


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