Trupbach. . Es klingt kontrovers: Mit kontrollierten Bränden will die Naturschutzbehörde Siegen-Wittgenstein die Artenvielfalt erhalten. So funktioniert es.

Dicke Rauchschwaden und ein Geruch, der bereits an Osterfeuer erinnert, ziehen durch die Trupbacher Heide. Am Hammel zeigt sich die Ursache. Zwei Männer in gelben Feuerschutzanzügen streifen durch die Felder und setzen die Landschaft in Brand.

Was auf den ersten Blick wie Brandstiftung aussieht, ist das Verfahren eines Pilotprojekts, das die Untere Landschaftsbehörde des Kreises Siegen-Wittgenstein eingeleitet hat (wir berichteten).

Mit den kontrolliert gelegten Feuern soll der alte Oberboden beseitigt werden. Der daraus entstehende Rohboden bildet die Grundlage für neu keimende Heiden. Zwei bis drei Hektar sollen abgebrannt werden, wie Michael Gertz erläutert. Er ist stellvertretender Leiter der Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung.

Globale Naturschutzstrategie

Die Herren in den gelben Anzügen sind Feuerökologen aus Freiburg und Experten für feuerökologische Pflegemaßnahmen. Mit einem brennbaren Gemisch entzünden sie die Landschaft. Diese Pflegemaßnahmen sollen zu einer Naturschutzstrategie gehören, die weltweit angewendet werde, wie Michael Gertz sagt.

„Ziel feuerökologischer Maßnahmen ist der Erhalt des Artenreichtums.“ Gefährdete Arten wie das Sandglöckchen können so bald wieder blühen. Auch wenn es bei den herrschenden windigen Witterungsverhältnissen anders erscheint: Eine unkontrollierte Ausbreitung des Feuers ist laut Gertz nicht möglich.

Flächenbrand ausgeschlossen

„Es sind ausreichend Brandbarrieren vorhanden – sei es in Form der Wanderwege oder der vereinzelten Birken.“ Vor allem sei das wechselhafte Wetter der letzten Tage dafür verantwortlich, dass ein Großteil der Heide nur schwer entzündlich sei.

Hartnäckig vereiste Wegpassagen wechseln sich mit Stellen ab, bei denen der Matsch so tief ist, dass er an einen Sumpf erinnert. Der drastische Wetterumschwung hat nicht nur den Wanderwegen in der Trupbacher Heide sichtlich zugesetzt.

Wetterlage wichtiger Faktor

Die zusammenhängenden Flächen, die entzündet werden, brennen lediglich mosaikartig ab. Gras und Moos sind trotz des sonnigen Wochenbeginns noch sehr klamm. „Wenn das Wetter heute nicht mitspielen würde und es nur zu ein oder zwei Sonnenstunden gekommen wäre, hätten wir den Termin für diese Pflegemaßnahme komplett verschieben müssen“, so der Naturschützer.

Dabei sei das Zeitfenster, in denen feuerökologische Maßnahmen dieser Art umsetzbar sind, auch ohne unzuverlässige Witterungsverhältnisse eng genug gefasst.

Im Sinne der Tierwelt

„Natürlich wird das Thema Tierschutz immer wieder andiskutiert. Noch ist der Großteil der Tiere aber nicht wieder in ihren gewohnten Lebensraum zurückgekehrt. Deswegen machen wir es jetzt“, erläutert Gertz.

Außerdem hätten weder die Fortpflanzungszeit, noch die Vegetationsperiode für Pflanzen begonnen, weshalb sich der jetzige Zeitpunkt anbiete. „Prinzipiell handeln wir damit auch im Sinne der Tiere, da so wichtiger Lebensraum rekonstruiert wird.“

2004 wurde die Heide zum Naturschutzgebiet erklärt. Kulturbiotope wie dieses seien auf menschliches Eingreifen angewiesen. Bislang bekam die Naturschutzbehörde Unterstützung vom ortsansässigen Landwirt. Dieser sorgte dafür, dass seine Schafsherde sich dem veralteten Oberboden widmete. Für mehr Effizienz greift die Behörde nun zu anderen Mitteln.

  • Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.