Siegen-Wittgenstein. . Beispiel Montessorischule am Siegener Lindenberg: „Poollösung“ ermöglich gebündelten Einsatz von Assistenzkräften.

Die Montessorischule auf dem Siegener Lindenberg geht voran — dass die Schulträger in den anderen Städten und Gemeinden folgen, wünschte sich im Sozialausschuss des Kreistags nicht nur Corie Hahn (CDU). „Schritt für Schritt“, so Sozialdezernent Henning Setzer am Donnerstag, könnten an den Schulen die großen „Pools“ mit Integrationshelfern gebildet werden.

Das Thema kommt mit der Inklusion an den Schulen: Eine Reihe von Kindern mit Förderbedarf benötigt Assistenz, um die sich zuvor die Eltern bemüht haben: bei den Jugendämtern die Kinder mit seelischer Beeinträchtigung, über die Sozialhilfe die mit anderem Förderbedarf. Dass jedes Kind seine eigene Integrationskraft mitbringt, „läuft eigentlich dem Gedanken von Inklusion zuwider“, stellt Setzer fest. „Es ist auch schwierig, in solchen Klassen zu unterrichten“, berichtet Corie Hahn (CDU), Studiendirektorin an der Kreuztaler Gesamtschule. Manchmal müssen sich die Kinder und ihre beiden Lehrer den Raum mit bis zu sechs weiteren assistierenden Erwachsenen teilen.

Auf dem Lindenberg hat die Stadt Siegen zum Schuljahr 2016/17 den ersten Schritt gemacht, die Bruchteilsstellen für Integrationshelfer und Schulbegleiter des Jugendamtes zusammengefasst und regulär beim Träger des offenen Ganztags angestellt, der wiederum mit dem Personal des benachbarten Kinder- und Jugendtreffs zusammenarbeitet. Nun steigt der Kreis mit „seinen“ In­tegrationskräften ein: In der „großen Poollösung“ wird jede Klasse mit einer Fach- und einer Assistenzkraft ausgestattet. Insgesamt sind dann künftig 18 statt bisher 24 Integrationshelfer im Einsatz.

Einsparungen als Nebeneffekt

Dass dadurch auch „deutliche Einsparungen“ erzielt würden, sei „nicht das Hauptargument“ für die Umstellung, betonte Dezernent Setzer. Vernachlässigt sehen wollte Karl-Heinz Jungbluth (FDP) diesen Aspekt aber auch nicht: „Die Gesamtkosten gehen in die Höge,“ 3,9 Millionen Euro habe der Kreis zuletzt jährlich für Integrationshelfer bezahlt, vier Jahre zuvor seien es noch 1,2 Millionen Euro gewesen. Ralf Knocke (Linke) forderte, in die kleinere Klassen und in die Weiterqualifizierung der Integrationskräfte zu investieren: Bund und Land seien in der Pflicht, das zu finanzieren.

Bedingung: Alle müssen mitmachen

Damit der „Pool“ funktioniert, müssen alle Beteiligten mitmachen: Stadt, Kreis, VAKS und Invema als freie Träger der Integrationsstellen – und vor allen die Eltern.

Matthias Vitt (Caritas) wies darauf hin, dass Eltern ihren individuellen Anspruch auf Assistenz für ihr Kind abtreten. „Das geht nicht gegen den Elternwillen“, bestätigte Dezernent Setzer.

Der Kreis wolle „in Qualität investieren, nicht in Quantität“, sagte Dezernent Setzer: „Jedes Kind braucht seinen eigenen Stuhl, aber nicht seinen eigenen Assistenten“ — es sei denn, die Eins-zu-Eins-Betreuung sei erforderlich: „Dann wird die auch gewährleistet.“

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