Siegen. . Verantwortliche in der Gesundheitsbranche werden aufgefordert, im Kreis Siegen-Wittgenstein Strukturen anzupassen und Geld besser zu verteilen.

„Wer die derzeitigen Zustände billigend in Kauf nimmt und nichts daran verändert, verstößt gegen den grundlegenden 1. Artikel unserer Verfassung.“ Die Initiative „Wa(h)re Gesundheit“, die sich für bessere Bedingungen in der Pflege einsetzt, appelliert in einem offenen Brief an die Verantwortlichen im Gesundheitswesen, ein Modell für die Region zu entwickeln, mit dem die würdevolle Arbeit und Versorgung im Bereich der Pflege wieder hergestellt werde.

Die Ausgangslage

„Das System steht vor einem Kollaps“, heißt es in dem Brief, den zahlreiche Personen aus der Region – darunter Vertreter aus Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur, Politik, Kirchen und Gesundheitswesen – unterzeichnet haben (siehe unten).

Die Autoren verweisen auf ein Martini-Stadtgespräch mit dem Thema „Die Würde des Menschen ist (un-)antastbar – wir müssen reden: Über-Leben im Krankenhaus und Altenheim, Über-Arbeiten in der Pflege und über uns“, in dem deutlich geworden sei, dass die Krankenhäuser in der Region in einem lange nicht mehr dagewesenen Konkurrenzkampf stünden. Die seien zum Teil bedingt durch die Vorgaben im Abrechnungswesen (DRG): „Ein solcher Konkurrenzkampf erscheint uns alles andere als sinnvoll und förderlich für die Situation der Pflege.“

Geld werde ausgegeben für den Bau von Luxus-Pflegestationen, für doppelte Arztgehälter, um Mediziner für das Haus zu werben, für Doppel- und Dreifachstrukturen und für neu geschaffene Stellen in den Mittelebenen der Verwaltung. Und das Geld gehe der Pflege ab. Würdevolle Versorgung von Patienten und Pflegebedürftigen sei so nicht mehr gewährleistet. Und: „Die Würde der Pflegenden, die unter den derzeitigen Bedingungen arbeiten müssen, auch nicht.“

Die Überbelastung der Pflegekräfte habe zudem zur Folge, dass der Pflegeberuf an Attraktivität verliere. „Wer sich dennoch bewirbt für eine Ausbildung, sagt nach den ersten Monaten des Arbeitsalltags, dass er / sie nicht lange unter diesen Umständen arbeiten kann bzw. möchte“, heißt es weiter.

Die Forderungen

Die Verantwortlichen der gesundheitlichen Versorgung und Pflege, Träger von Krankenhäusern und Altenheimen im Kreis werden dringend dazu aufgefordert ...

  • mit Vertretern der Pflege und der Ärzte ein konstruktives Modell für die Region zu entwickeln, mit dem die würdevolle Arbeit und Versorgung im Bereich der Pflege wieder hergestellt werden,
  • gemeinsam auf die Gesetzgeber einzuwirken, das DRG-System abzuschaffen oder immerhin so zu modifizieren, dass die Pflege darin abgebildet wird.

„Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht – um der Würde derer willen, die auf Pflege angewiesen sind und die in der Pflege arbeiten!“

Die Unterzeichner

Prof. Dr. Ingo Baldermann, Siegen; Ulrich und Doris Banken, Siegen; Lisa Bleckmann, Siegen; Joachim Boller, Siegen; Thomas Börger, Siegen; Dr. rer. nat. Robert Brandt und Nicole Brandt, Attendorn; Dorothee Breyer, Siegen; Prof. Dr. Günther von Bünau, Siegen; Ulrike von Bünau, Siegen; Anne Bürger, Siegen; Ansgar Cziba, Siegen, Gerd Doege, Sabine Doege, Carola Dienenthal, Jörg Dienenthal, Dr. Diethlinde Enslin, Dr. Catharina Friedrich, Siegfried Förster; Hans-Wilhelm Fuchs, Siegen; Silvia Gabelmann (MdB); Bärbel Gelling, Siegen; Urdel Götting, Siegen; Patrick Grebe, Siegen; Dr. Astrid Greve für Die Gustav-Heinemann-Friedensgesellschaft e.V. Siegen; Wilnsdorf; Pfr. Leonhard Gronbach und Doris Gronbach, Freudenberg; Michael Groß, Siegen, Annerose Hello, Siegen; Roswitha Heumann, Wilnsdorf; Beata Hill, Siegen; Reinhard Hillnhütter, Siegen; Dr. Achim Hoferichter, Siegen; Oliver Hoffmann, Wilnsdorf; Monika Hundt, Wilnsdorf; Gisela und Friedhelm Hundhausen, Reichshof; Burkhard Irle, Siegen; Herlinde Jäger, Siegen; Angela Jung, Siegen; Gisela Kirsch, Mudersbach; Svenja König für Bündnis 90/Die Grünen, Stadtverband Siegen; Siegen; Alexander Kölsch, Freudenberg; Florian Kraft, Siegen; Ulrich Krombach, Siegen; Dr. med. Gisela Labenz, Burbach; Ulrich und Mechthild Lorenz, Siegen; Dr. Susanne Lösser, Siegen; Christiane Luke für Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Siegen; Christine Müller, Siegen; Martina Müller, Wilnsdorf; Johann Detlef Niemann, Siegen; Herbert Obst, Wilnsdorf; Herbert Ochel, Siegen; Helge Pruisken, Dresden; Falko Reichwald, Wilnsdorf; Monika Richter, Wilnsdorf; Dr. jur. Johann-Peter Schäfer, Siegen; Marie Schlüter, Siegen; Prof. Dr. Horst Schmidt-Böcking, Frankfurt; Gabriele Schmittel, Netphen; Klaus Schreiber und Anne Schreiber-Lindl, Wilnsdorf; Olaf Schneider, Bielefeld; Sven Schneider, Mühlheim, Rudolf Schneider, Siegen; T. und D. Schulte, Wilnsdorf; Prof. Dr. Peter Schuster, Siegen; H.D. und Doris Schuß, Siegen; Vera und Konstantin Slawinski, Wilnsdorf; Margret Sonntag, Siegen; Ulrike und Wolfram Stille, Siegen; Daniela Stoker, Siegen; Pfrn. Ute Waffenschmidt-Leng, Siegen; Ursula Wagener, Siegen; Christine Weber, Wilnsdorf; Jürgen Weiskirch für verdi Siegen-Olpe; Dr. Eleonore Winter, Siegen; Rüdiger Winterhager, Freudenberg; Die Linke, Siegen-Wittgenstein; Pflege am Boden, Siegen.