Netphen. Im Obernautal beginnt der Bau der Pflegeeinrichtung für 60 Bewohner mit schwerer Demenz. Das Angebot ist weit und breit einmalig.
Mit einem symbolischen Spatenstich hat der Bau des Hauses St. Anna begonnen. Im Frühjahr 2019 werden hier die ersten von insgesamt 60 Bewohnern in eine der fünf Hausgemeinschaften einziehen. „Wir haben einen sehr guten Standort gefunden“, sagte Bruno Sting, Verwaltungsratsvorsitzender des Siegener Marienkrankenhauses, das sich gerade zum Gesundheitsunternehmen „Marien Gesellschaft“ neu formiert und Träger der Einrichtung ist.
Bewohner sollen sich wohlfühlen
Dass das Haus für schwer demenziell Erkrankte neben dem Freizeitpark gebaut wird – auf dem Grundstück, das sich die Stadt lange für ein Hotel reserviert hatte – , stand vor fünf Jahren noch nicht fest: Damals erschien die Option auf einen Bauplatz unweit des Haues St. Elisabeth noch realistisch. Doch auch im Obernautal, so Sting, biete das Haus „ideale Bedingungen durch eine sehr gute Lage“, es sei auch für Angehörige der Bewohner sehr gut erreichbar.
Stephan Almasi hat das zweigeschossige Haus mit den Boulevards als Begegnungsraum auf jeder Etage, den offenen Innenhöfen und dem Garten als Architekt konzipiert; Generalunternehmer ist die Helgersdorfer Bauunternehmung Günther, deren Geschäftsführer Elmar Siebel ebenfalls mit zum Spaten griff.
Ihr Auftrag ist anspruchsvoll: Sie müssen so bauen, dass die Bewohner ihren Bewegungsdrang ausleben können und sich trotzdem gut aufgehoben fühlen. „Wir möchten Menschen mit Demenz familienähnliche Pflege vermitteln“, sagt Bruno Sting. Dazu soll neben der guten Versorgung auch die Einbindung des Hauses in örtliche Strukturen gehören.
Geschaffen werde ein „für die Region einmaliges Versorgungsangebot“, betont Verwaltungsratsvorsitzender Sting. Von einem weiteren „Alleinstellungsmerkmal“ für Netphen spricht denn auch Bürgermeister Paul Wagener.
Für die Stadt bedeute das Haus St. Anna eine „sehr wertvolle Bereicherung des bereits vorhandenen Betreuungsangebots“. Die neue Einrichtung komme zur rechten Zeit. Der Bedarf sei groß und steige stetig. Den 60 Bewohnern werde „hier ein schönes Zuhause geboten, ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit“.
Eröffnung wird ab jetzt vorbereitet
„Was lange währt, wird endlich gut“, sagt Pfarrer Werner Wegener, der dem katholischen Träger Grüße der katholischen und evangelischen Gemeinden überbringt. Auch für sie werde das Haus „sicherlich eine Bereicherung“ sein.
Zweiter Standort in Netphen-Mitte
7 Millionen Euro investiert das Marienkrankenhaus in das Haus St. Anna neben dem Freizeitbad. Knapp 4000 Quadratmeter groß ist das Grundstück.
6 Einrichtungen gehören künftig zu „Marien Pflege“: in Burbach, Niederfischbach, Friesenhagen, Siegen und zwei Mal in Netphen: Elisabeth seit 25 Jahren, Anna ab 2019.
Wegener übersetzt den Namen der Einrichtung: „Jahwe hat sich erbarmt“. Die heilige Anna, Mutter Marias und damit Großmutter Jesu, stehe für Liebe, Gnade und Anmut, „sie soll die Lieblingsheilige von Martin Luther gewesen sein“. Womit das Haus St. Anna sogar einen ökumenischen Beitrag leistet.
Von einem „denkwürdigen Tag“ spricht auch Wegener – „auch wenn wir heute kein Stück Erde bewegen“. Was nicht nur der eisigen Kälte und dem festgefrorenen Boden geschuldet ist, sondern auch der Entscheidung für den Sandhaufen, in dem die Spaten für die Erinnerungsfotos und -videos stecken.
Danach geht es dann aber wirklich an die Arbeit, nicht nur für die Bauleute. Für Diana Ruhmöller, Leiterin des künftigen Unternehmensbereichs „Marien Pflege“, „startet mit dem Spatenstich die Pre-Opening-Phase“: Die künftigen Bewohner und ihre Angehörigen müssen von dem Angebot erfahren. Und, „fast noch wichtiger“, die gesuchten gerontopsychiatrischen Pflegekräfte: 60 bis 70 Teil- und Vollzeitstellen sind zu besetzten.
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