Kreuztal. . Komikerin Mirja Boes lässt ihre selbstironische Band Honkey Donkeys leiden – Sehr zur Freude des Kreuztaler Publikums.

„Für Geld tun wir alles“ versprechen Mirja Boes und die Honkey Donkeys – und das Kreuztaler Publikum nutzt dieses Gelöbnis in der Stadthalle unverfroren aus. Was müssen die notleidenden Musiker nicht alles erdulden, während die Komikerin hämisch danebensteht: Ritterkostüme und öffentliches Kuscheln standensicher nicht in der Jobbeschreibung.

Noch mehr Aufgaben für die Bandmitglieder

Der Improvisationsteil der Show folgt in der zweiten Hälfte: Die Zuschauer sammeln in der Pause Aufgaben, die Band muss sie ausführen.

So entsteht eine spontane und schockierend gute A-capella-Version von „Barbie Girl“ mit Beatbox-Einlagen, ein zweideutiges Gedicht und ein Genre-Medley des Conchita-Wurst-Hits: Schmalzig, Reggae, gekonnt gequakter Country, eine ungesunde Kombination aus Walzer und Oper, stimmverzerrter Techno, und letztlich die Heavy-Metal-Version. Schlechte Screaming-Versuche inklusive.

Das neue Programm, das die Komikerin zusammen mit der Band entwickelt hat, ist eine freudige Mischung aus Kabarett, Konzert und Improvisation. Das Licht im Saal ist öfter an als aus. Boes möchte wissen, mit wem sie es im Siegerland zu tun hat und kündigt an, dass es bei vielen Pärchen nach der Show nicht mehr friedvoll ablaufen wird.

Ballerina mit Glitzer-Tütü

„Ich bin jede Frau“, singt Mirja in einem Lied und prangert an, dass das weibliche Geschlecht für viele Männer immer mehrere Dinge auf einmal zu sein hat – das sollen auch die Kostüme der Band ausdrücken. Trompeter Tobias Weidinger trägt einen kuscheligen rosa Pullover mit Einhornkapuze, Gitarrist Simon Manthey ist eine stolze Diva, Bassist Philipp Bardenberg spielt das anzügliche Schulmädchen.

Getoppt wird das von Saxophonist Frank Sackenheim als Ballerina mit Glitzer-Tütü und Blumen in den Haaren. Keyboarder Dirk Schaadt hat sich als menschliche Banane verkleidet, Florian Bungardt gibt am Schlagzeug den Ritter.

Einhorn im Publikum

In diesen reizenden Kostümen bekommt dann auch jeder der Honkey Donkeys seinen Moment im Rampenlicht: Die Banane führt einen frechen Tanz mit gekonntem Hüftwackeln vor, ebenso das Schulmädchen: mit heliummisstönender Stimme trägt Bardenberg Britney Spears‘ „Hit Me Baby One More Time“ vor und gibt deutlich zu verstehen, welche Version der vermeintlich perfekten Frau er an diesem Abend darstellt.

Das pinke Einhorn zeigt seine gefühlvolle Seite: geschmeidig mit Seidentüchern wedelnd springt es über die Bühne, bemüht elegant. Ungern, so sagte Sackenheim vorher, mache er das, doch wie Mirja Boes so schön erklärt: „Wenn ihr ihm beim Tanzen in die Augen guckt, seht ihr, das kommt von Herzen.“ In der Tat wird sofort nach einer Zugabe verlangt: wie ein Wirbelwind rennt das Einhorn durchs Publikum, untermalt von Balladen.

Bemerkenswertes Gesangstalent

„Ein bisschen wie Conchita Wurst,“ lacht Boes über das Diva-Outfit, das der bärtige Gitarrist zur Schau stellt.Daraus machen die beiden dann eine großartige Schau: Er gibt mit leidenschaftlicher Pose „Rise Like A Phoenix“ zum Besten, Boes kniet vor ihm und sorgt mit angeblich viel zu heißem Reise-Fön für wehende Haare für die nötige Dramatik. Schließlich bleibt noch die Ballerina, die fröhlich mit ihrem Rock spielt und graziös über die Bühne tänzelt.

Wer nicht wusste, dass Mirja Boes auch Gesangstalent besitzt, wird in diesem Programm überrascht: Die Komikerin beweist sich tatsächlich mit einer angenehmen Stimme, die gut mit der Band harmoniert. Obwohl die Songs primär natürlich der Belustigung dienen und Texte wie „Hast du alles? Ja, ich hasse alles!“ die Zuhörer erheitern, gehen sie trotzdem schnell ins Ohr und sind auch aus musikalischer Sicht durchaus zu genießen. Von Volksmusik über eine Lichtershow mit elektronischen Beats und Autotune zu Deutschrap beweist die Gruppe eine große Bandbreite.