Siegen. . Die Zustände werden immer schlimmer, Versorger nicht bezahlt, häufig wechselnde Eigentümer reagieren nicht . Stadt Siegen zieht jetzt Reißleine.
Wegen gravierender Verstöße gegen das Bauordnungsrecht lässt die Stadt Siegen das Studentenwohnheim an der Unteren Dorfstraße in Bürbach räumen. Seit Jahren haben sich die Verhältnisse dort immer weiter verschlechtert, die Eigentümer kamen ihren Verpflichtungen nicht nach, die Verwaltung zieht jetzt die Reißleine: Entweder werden die Mängel behoben oder das Gebäude wird am 28. Februar leergezogen. Da kann niemand mehr leben“, so AStA-Vorsitzende Vera Fengler.
Wie ist die Situation?
Feuerlöscher, Notbeleuchtung, Brandschutztüren – Fehlanzeige. Dafür Schimmelbefall. „Die Eigentümer kamen den Forderungen der Bauaufsicht seit Monaten nicht nach“, so Dirk Helmes, Universitätsbeauftragter der Stadt. Im Sommer 2016 drohten die Versorger, Strom- und Wasserlieferungen zu kappen, weil Rechnungen nicht bezahlt wurden. Seinerzeit sprang die Verwaltung für die damals knapp 300 Bewohner in die Bresche.
Inzwischen sind dort noch 50 Personen gemeldet, wie viele dort tatsächlich wohnen, ist aber unklar. Der größte Teil des unübersichtlichen Komplexes steht leer, die verbliebenen Bewohner leben in zwei Trakten. Der geringere Anteil sind Studierende, überwiegend aus dem Ausland: Die Angaben schwanken zwischen 8 und 15.
Es spricht einiges dafür, dass einige der Bewohner diese Wohnsituation in Kauf nehmen – weil sie keine Miete zahlen müssen. Ansprechpartner bei den Eigentümern gibt es nicht, einen Hausmeister auch nicht. „In den letzten sechs Monaten ist die Lage nochmal schlimmer geworden“, sagt Marie Kirschstein vom AStA.
Was ist mit den Eigentümern?
Seit Jahren haben Stadt und AStA das gleiche Problem: Die Eigentümer des Gebäudes sind irgendwelche Immobilienfirmen mit Sitz im Ausland, in Steuerparadiesen wie Luxemburg oder den britischen Kanalinseln. Vor 18 Monaten gehörte der Komplex noch der Deutschen Real Estate, die das Gebäude Schritt für Schritt entmieten und dann sanieren wollte – und die inzwischen insolvent ist.
Der mutmaßliche heutige Eigentümer 21st Real Estate soll ebenfalls pleite sein. Stadt und AStA bemühten sich vergeblich um Kontakt, die Behörde setzte Fristen – „das können wir nicht ewig durchhalten“, so Helmes.
Was passiert mit den Bewohnern?
Das Studentenwerk kann die Studenten zum Teil in Wohnheimen unterbringen. „Zum Semesterende wurden ein paar Mietverträge gekündigt, diese Zimmer bieten wir den Betroffenen aus Bürbach bevorzugt an“, sagt Burkhard Lutz, Abteilungsleiter Wohnen.
Der AStA sorgt sich vor allem um die Studierenden, die über die Semesterferien in der Heimat sind und bei ihrer Rückkehr vor verschlossenen Türen stehen könnten. „Manche weigern sich, auszuziehen“, sagt Marie Kirschstein. „Wir versuchen, allen zu helfen.“
Das versucht auch die Verwaltung. Betroffene können sich an die Wohnungsnotstelle der Stadt wenden, die für akute Fälle Unterkünfte organisieren kann.
Entsprechende Aushänge und Hinweise, sich neue Wohnung suchen zu müssen, gebe es seit einigen Wochen vor Ort, sagt Helmes. „Wenn jemand anruft, helfen wir umgehend. Niemand wird obdachlos“, sagt Helmes.
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