Eichen. . Fusion mit Beschäftigungsgarantie überzeugt die Mehrheit. Nur 19 Kreuztaler TKSler sagen Nein.
97,2 Prozent. So viel Zustimmung gab es nur noch an zwei der größeren Standorte von Thyssen Krupp Steel. In Eichen und Ferndorf haben 657 von 676 Teilnehmern an der Abstimmung „Ja“ zum Zukunftstarifvertrag gesagt. Und damit zu den Bedingungen, unter denen die IG Metall der Fusion von Thyssen Krupp Steel und Tata Steel zustimmen wird.
Die Spannung war längst raus: Immerhin schon um 11 Uhr hatten Andree Jorgella, 1. Bevollmächtigter der IG Metall in Siegen, Betriebsratsvorsitzender Axel Ganseuer und Helmut Renk, Leiter der gewerkschaftlichen Vertrauensleute, die Stimmen ausgezählt. Aber die Freude des dreiköpfigen Wahlvorstands war auch am Nachmittag noch groß, als das um die 232 online abgegeben Stimmen ergänzte Gesamtergebnis offiziell wurde. „Das ist ein starkes Zeichen für diesen Tarifvertrag“, sagte Jorgella. „Für uns alle ist das eine große Erleichterung, so ein tolles Ergebnis zu haben“, sagte Renk.
Wenn Thyssen Krupp und Tata fusionieren, ist der Arbeitsplatz für alle TKS-Beschäftigten bis 30. September 2026 sicher. Die Garantie gilt auch für die meisten Standorte und Anlagen. Mit drei Ausnahmen, von denen eine die Bandbeschichtung in Eichen ist. Die Bandbeschichtung muss Ende 2020 eine Wirtschaftlichkeitsprüfung bestehen, die Garantie dort gilt nur bis 31. Dezember 2021. Dennoch: Mit nur 19 Nein-Stimmen war die Skepsis in Kreuztal deutlich geringer als an den beiden anderen ähnlich betroffenen Standorten Bochum und Duisburg-Hüttenheim. „Entscheidend für die Kollegen ist die Beschäftigungsgarantie“, sagte Jorgella. Und die sei in ihrem Umfang von neun Jahren ohne Beispiel.
„Wir haben auch Kröten schlucken müssen“, betont Axel Ganseuer: Die Montanmitbestimmung ist weg, „das wird sich nachteilig für uns auswirken.“ Ungeklärt sei auch noch, ob das neue Unternehmen wirtschaftlich tragfähig ist und wie die britischen Pensionsverpflichtungen das Joint Venture belasten. Das Votum der Gewerkschaftsmitglieder – abstimmungsberechtigt waren in Kreuztal 845 – „gibt uns Rückendeckung und Stärke für die nächsten drei Jahre“.
China-Stahl für NRW-Brücken
Das, so auch Andree Jorgella, „ wird die große Aufgabe sein“: den Standort zu sichern und neue Produkte zu entwickeln. Zur Abstimmung über Investitionen wird der TKS-Vorstand in nächster Zeit in Kreuztal erwartet. „Es sind ja über Jahre hinweg keine Investitionen geflossen. Das müssen wir jetzt einfordern.“ Hilfreich sei die Unterstützung von Bürgermeister Walter Kiß, Landrat Andreas Müller und des früheren Bundestagsabgeordneten Willi Brase gewesen. „Ansonsten habe ich von öffentlicher Unterstützung aus der Politik wenig gemerkt.“ Ausdrücklich nicht in den Dank einbezogen hatte Jorgella die NRW-Landesregierung. Dass jetzt Brücken mit chinesischem Stahl saniert würden, „zeigt wie vieles in diesem Land im Argen liegt.“
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