Kreuztal. . Landschaftsarchitektin: Gärten sind nicht für Großveranstaltungen gemacht. Ehemalige Heuwiese neben der Weißen Villla könnte Alternative sein.
Als die Familien Dresler, Inhaber des Kreuztaler Drahtwalzwerks, 1869 und 1884 in ihre Villen auf der anderen Seite der Chaussee einziehen und um das weiße und das gelbe Wohnhaus eine Parkanlage mit Gewächshäusern und Musikpavillon anlegen lassen, da haben sie einen privaten Garten geschaffen. „Da ist kein Schotterrasen drunter“, erinnert Susanne Weisser dezent an die begrenzte Strapazierbarkeit der Anlage. Im Infrastrukturausschuss stellte die Garten- und Landschaftsarchitektin am Montag das „Parkpflegewerk“ vor, ein „gartendenkmalpflegerisches Gutachten“. Denn der Park ist nicht nur Veranstaltungszentrum, sondern auch Denkmal.
Vergessener Teil im Süden
„Wie viele Feste verträgt der Park?“, will Dieter Gebauer (Grüne) am Ende wissen. Susanne Weisser antwortet diplomatisch, verweist auf die immer noch sichtbaren Spuren des Weihnachtsmarkts, die die Bodenstruktur unumkehrbar beeinträchtigen: „Ich möchte hier ja nicht als Spaßbremse auftreten.“ Die Gutachterin lenkt allerdings das Augenmerk auf die Heuwiese — oder das, was neben der Weißen Villa davon noch übrig ist, seit auf dem Großteil des Geländes neben den eigentlichen Gärten das Schulzentrum entstanden ist. Wenn die Drainage wieder funktioniert, wäre das ein alternativer Veranstaltungsbereich, der zumindest nicht von wertvollen Baumbestand gesäumt sei.
In ihrem Gutachten, das Grundlage für die künftige Parkpflege sein wird, verweist die Landschaftsarchitektin nicht nur auf inzwischen zugewachsene Sichtachsen, die den Dreslers und ihren Gästen das Flanieren über Bogenbrücken zu Sitzecken und dem Aussichtshügeln lohnenswert gemacht hat. Susanne Weisser verweist auf Missstände rund ums Kutscherhaus wie Pflanzkübel auf den Wegen und Strahler in den Bäumen. Dass der Musikpavillon Lagerplatz ist, „kann nicht sein“. Und dass jemand darüber nachdenkt, den Wassergraben zu verfüllen, „ist für mich eigentlich nicht nachvollziehbar.“
Von der Fabrikantenvilla zum Bürgerpark
1869 ziehen die Familien Heinrich Adolf und Wilhelm Dresler in das „weiße Haus“ ein. 1884 ist das gelbe Haus auch fertig.
1997eröffnet die Stadt das Bürger- und Kulturzentrum Dreslers Park. Der letzte Dresler-Nachfahre ist 1985 ausgezogen.
„Der Park wird sich verändern.“ Die vielen alten Bäume erwartet ein „Generationswechsel“, sagt die Gutachterin voraus: „Das wird nicht mehr so ewig dauern.“ Dann kommt es darauf an, das Richtige nachzupflanzen. Was für die Bäume, von der Kletterbirke bis zu Eibe, Robinie und Blutbuche zutrifft, gilt auch für die Blumen. Mit den Beeten waren die Dreslers sparsam — Susanne Weisser empfiehlt Dotterblumen neben den Buschwindröschen. Und sie verrät, worauf es sich noch zu achten lohnt: auf das Gartenhaus der Weißen Villa. Und auf den von der B 508 abgeschnittenen Südteil des Parks, der heute der Kirche und dem Landesbetrieb Straßenbau gehört: „Den sollte man auf Dauer pflegen und erhalten.“
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