Siegen. . Für seine Bühnenfassung von Antoine de Saint-Exupérys Klassiker kombiniert Apollo-Intendant Magnus Reitschuster Modernes mit Altbekanntem.

Ein Pilot stürzt in der Wüste ab und trifft dort auf einen kleinen Prinzen. „Zeichne mir ein Schaf!“, ruft dieser immer wieder. Es ist der Anfang einer großen Freundschaft. In einer Dramatisierung von Intendant Magnus Reitschuster und unter der Regie von Michael Bleiziffer wurde das weltbekannte Märchen „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry nun im ausverkauften Apollo-Theater auf die Bühne gebracht.

Die Geschichte

„Mein ganzes Leben ist abgestürzt“, sagt der Pilot (Martin Hofer). Gescheitert ist er in doppelter Hinsicht: Einerseits sitzt er in der Wüste fest, andererseits konnte er seinen Kindheitswunsch, Maler zu werden, nie verwirklichen. Der Pilot flüchtete sich in den Alkohol. Er zeigt dem kleinen Prinzen (Gurmit Bhogal) ein Bild: es zeigt eine Riesenschlange, die einen Elefanten verdaut. Nur sieht das in der Erwachsenwelt keiner – jeder hält es für einen Hut. Allein der kleine Prinz erkennt das wahre Motiv.

Schließlich erzählt er dem Piloten von seiner Heimat und seiner Rose (Mia Kühn): „Eines Tages sah ich sie in ihrer nie verwelkenden Schönheit.“ Aber nach und nach wurde seine geliebte Rose immer anspruchsvoller, eitler – er floh. „Mein Planet ist viel zu klein und die Liebe viel zu groß“, sagt der kleine Prinz.

Seine Reise führt ihn auf viele Planeten, immer wieder begegnet er neuen Charakteren. So trifft er auf einen Geschäftsmann (Werner Hahn), der Sterne im Internet verkauft und nur sich selbst und die Zahlen kennt. Er leidet an Genickstarre, weil er zu viel am Bildschirm arbeitet. Auf dem nächsten Planeten begegnet der Prinz einer Königin (Undine Schneider). Immer mehr Untertanen verließen sie, als sie die Worte „Wir schaffen das!“ aussprach. „Man kann einem Volk nicht befehlen, gut zu sein“, sagt sie. Auch einem Laternenanzünder (Werner Hahn) läuft der Prinz auf einem Planeten über den Weg.

Auf der Erde trifft er einen Fuchs, gesprochen von Martin Hofer, mit dem er Freundschaft schließt und der ihm ein Geheimnis offenbart: „Erstens: Nur mit dem Herzen sieht man gut. Zweitens: Das Eigentliche ist für das Auge unsichtbar. Drittens: Die Zeit, die du mit deiner Rose verbracht hast, macht sie für dich bedeutsam. Viertens: Du darfst deine Rose nicht vergessen. Fünftens: Was du gezähmt hast, dafür bist du verantwortlich. Auf immer!“ Der kleine Prinz erkennt, dass er sofort nach Hause muss, um sich um seine Rose zu kümmern. Durch einen Schlangenbiss gelangt er auf seinen Heimatplaneten und auch der Pilot kehrt zurück in die Zivilisation.

Die Inszenierung

Die Bühnenfassung des Apollo-Intendanten feierte bereits im vergangenen Jahr im Regensburger Turmtheater Premiere und unterscheidet sich von Antoine de Saint-Exupérys Märchen. Die Rahmenhandlung, die der Pilot erzählt, spielt in einer Bar. Auch textlich ist die Sprache moderner und nüchterner als das Original.

Seit jeher steht das Märchen „Der kleine Prinz“ für Mitmenschlichkeit und Freundschaft. Gegenüber der Vorlage mit ihren pathetischen und stark sentimentalen Momenten ist das Stück reduzierter, schlichter, ohne die moralische Botschaft einzubüßen.

Die nächsten Vorstellungen

Die nächsten Vorstellungen von „Der kleine Prinz“ sind am Samstag, 24., und Sonntag, 25. Februar, jeweils um 19 Uhr. Weitere Veranstaltungen sind für März und Mai geplant.

Karten gibt es im Apollo-Theater, an den Vorverkaufsstellen oder unter www.apollosiegen.de.

Die Figuren sind fein herausgearbeitet, ihre Kostüme mit Liebe gestaltet. Auch das Bühnenbild beeindruckt und zieht die Zuschauer in die magische Welt des kleinen Prinzen. Kaum betritt er einen neuen Planeten, wird eine weitere kleine Kugel sinnbildlich für die neue Welt vom Bühnenhimmel herabgelassen. Die Musik von Petra Fierlbeck schafft eine ruhige Atmosphäre und die Schauspieler brillieren. Besonders die junge Tänzerin Mia Kühn sticht neben dem Prinzen, gespielt von Gurmit Bhogal, heraus.

Im Gegensatz zur Vorlage richtet sich Reitschusters Fassung vor allem an Erwachsene und spart daher auch nicht an Politik- und Gesellschaftskritik. An den richtigen Stellen wird mit der Vorlage gebrochen, Modernes hinzugefügt und dennoch die ursprüngliche Poesie des Märchens nicht vergessen. Ein Kunststück, das am Ende des Abends mit langem Applaus belohnt wird.

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