Hilchenbach. . Hilchenbach widmet sich lieber wieder Gästen auf Rädern. Standort auf dem Giller ist nicht mehr zu haben: Waldgenossen haben neue Bäume gepflanzt.
Man lebt in Naturnähe, man wohnt ruhig, man kann Sport machen. Das sind drei Merkmale, in denen das, was Hilchenbach bietet, dem am nächsten kommt, was die Stadt Hilchenbach für ihre Bürger attraktiv macht. Diese Erkenntnis, die ihnen Frank Luschei aus der Uni-Studie zu den Attraktivitätsmerkmalen von Städten vermittelt hat, haben die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschuss noch im Ohr, als Nina Ehrler mit der kalten Dusche hinterherkommt: Um Menschen herbeizulocken, „haben wir hier einfach nicht die attraktive Lage“.
Wie Hilchenbach aufs Camping kommt: Die Mitarbeiterin der Wirtschaftsförderungs-Stabstelle spricht allerdings nicht, wie Luschei, über neu zu gewinnende Einwohner. Sondern über Camper, konkret: „Touristikcamper“. Ein „klares Nein“ habe sie sich von Betreibern von Campingplätzen eingeholt, als sie deren Interesse an Hilchenbach erkundete. Allenfalls „Dauercamper“ wären zu gewinnen — aber die bringen alles mit, machen wenig Umsatz in Handel und Gastronomie, sind mithin auch ökonomisch kaum interessant, zumal Nina Ehrler den Investitionsbedarf auf 720 000 Euro beziffert. Oliver Schneider (CDU) schüttelt sich hörbar: Dauercamper — das sei „ein ganz anders Klientel. Ich weiß nicht, ob man sich das wünschen muss.“
Die Initiative, über einen Campingplatz für Hilchenbach nachzudenken, hatte die FDP ergriffen. Freizeitangebote, Lage, Erreichbarkeit und Ausstattung müssen stimmen, so die Quintessenz der städtischen Wirtschaftsförderung. „Ich kenne keinen Campingplatz, der nicht irgendwo am Wasser ist“, nennt Martin Born (fraktionslos) ein weiteres Kriterium — wohl ein Grund, warum die FDP als denkbaren Standort das Lützeler Freibad ins Spiel brachte. „Wir werden niemals einen Campingplatz an der Breitenbach-Talsperre schaffen können“, stellt Oliver Schneider (CDU) fest. Denn dort wird Trinkwasser gewonnen.
Wie die Zelte Räder bekommen: Womöglich ist das Zelten sowieso nicht mehr angesagt. Schneider erwähnt das veredelte „Glamping“, Glamour-Camping also im Mobilheim. Nina Ehrler berichtet über den Trend zum Reisemobil, und dafür bietet Hilchenbach immerhin schon vier Stellplätze an: „Die werden wirklich sehr gut nachgefragt.“ Stabstellenleiter Kyrillos Kaioglidis weist darauf hin, dass 20 000 Euro Eigenmittel bereitstehen, um ein IKEK-Projekt für die Erweiterung und Attraktivierung von Reisemobil-Stellplätzen zu stemmen; 65 Prozent Landeszuschuss seien zu erwarten. „Wir können im Prinzip loslegen.“ Und so wird es wohl kommen.
Warum Ernst Erich Becker sauer ist: Waldvorsteher Becker (SPD) ist mit dem Campingplatz-Thema noch nicht durch, vor allem nicht damit, dass die FDP Standorte wie den Giller und das Lützeler Freibad („ohne den Skiverein zu fragen“) ins Gespräch gebracht habe. Die anstehende Neuverpachtung der Jagd werde nun schwieriger: „Wie kann man nur auf so eine Idee kommen?“ Becker erinnert an die letzte große Initiative, rund um die Liftschänke ein Hüttendorf zu errichten. Der Investor („Wir waren uns einig“) habe verschiedene Standorte ausprobiert, sei aber letztlich an den Vorgaben der Landesplanung gescheitert. Und an der Unverpachtbarkeit der Liftschänke, die keine Wohnung für einen Pächter hat und auch nicht aufgestockt werden darf. „Wir haben die Fläche zugepflanzt, Zaun drum, Ende.“ Und die Attraktivität, das Wasser? „Moorbäder kann ich da anbieten.“ Schließlich ist das der Stoff, aus dem die Ginsberger Heide besteht.
Kyrillos Kaioglidis regt an, es bei der neuen Landesregierung doch noch einmal mit dem Giller zu versuchen. „Hirngespinste“, findet Klaus Stötzel (SPD): Nicht einmal dem Skiverein hätten sie ein Wasserreservoir erlaubt. Für die Schneekanone.
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