Allenbach. Solange Schadstoffe im Boden liegen, wird aus dem Allenbacher Hammerwerk kein neues Gewerbegebiet. Stadt bemüht sich um Geld für die Sanierung.
Der Hammergraben ist geschlossen. „Ein Schritt in die richtige Richtung“, findet Bürgermeister Holger Menzel. Den verdankt die Stadt allerdings nicht dem Hammerwerk, sondern dem Eigentümer des Nachbargrundstücks zwischen Ortsumgehung und Wittgensteiner Straße, der das Gelände in den letzten Monaten hat planieren lassen. Eine Entwicklung für die immerhin rund 25000 Quadratmeter Fläche umfassenden Industrieruine zeichnet sich nach wie vor nicht ab.
Das Gelände, an das die Hallen der ehemaligen Schraubenfabrik Otto Ziel angrenzen, die heute als „Gewerbepark Allenbach“ vermietet werden, gilt längst als „Filetstück“ für eine Gewerbegebietsplanung. „Die würden das lieber heute als morgen loswerden“, weiß Menzel über die Eigentümer des stillgelegten Hammerwerks. Dem im Wege stehe allerdings der „ganz passable Kaufpreis“, den die italienische Metalcam dafür erwarte. Und deren Wunsch, das mit dem Grundstück verbundene Risiko ebenfalls abzuwälzen. Das, so der Hilchenbacher Bürgermeister, sei allerdings „ganz schwierig“. Es geht um die Bodenbelastung, die das Hammerwerk hinterlassen hat: „Da ist der Alteigentümer in der Pflicht.“
Hammer-Geschichte über fast 600 Jahre
1419 wird eine Hütte, 1461 ein Stahlhammer in Allenbach erstmals erwähnt. Nach dem Brand von 1781 werden Hütte und Hammer wieder aufgebaut, 1821 wird die Hütte stillgelegt.
1852 wird Johann Friedrich Vorlaender alleiniger Besitzer des Hammers genannt, an dem auch das Stift Keppel beteiligt war.
1912 wird das Puddelwerk geschlossen, der Betrieb konzentriert sich auf die Weiterverarbeitung von Schmiedeteilen.
1997 geht das Hammerwerk Vorlaender zusammen mit dem Dreisbacher Hammer in Dreis-Tiefenbach in Insolvenz, betroffen sind rund 170 Mitarbeiter. Weitergeführt wird der Betrieb mit etwa 30 Mitarbeitern als „Schmiedetechnik Hammerwerk Carl Vorlaender“, Eigentümerin wird die Metalcam mit Sitz im nördlich von Mailand gelegenen Breno.
2015 gibt Metalcam den Standort auf, 43 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz – eine Folge auch der Schwierigkeiten, in denen sich der Hauptkunde aus der Nachbarschaft in Dahlbruch, der Anlagen- und Maschinenbauer SMS, befindet.
Regelmäßige Bodenproben
Konkret geht es um Kühlemulsionen, die im Bereich der Bohrbank und der Dreherei ins Erdreich eingedrungen sind. Voruntersuchungen haben womöglich nur einen kleinen Teil der Verunreinigung sichtbar gemacht – ehemalige Mitarbeiter weisen darauf hin, dass an den stärker betroffenen Stellen noch gar nicht gegraben wurde. Sollte Öl in die Ferndorf gelangen, würden die Behörden sofort handeln müssen.
Die Bodenschutzbehörde des Kreises hat sich von der Metalcam bereits 2016 ein Gutachten über die Bodenbelastung vorlegen lassen. Seitdem muss das Unternehmen von sieben Untersuchungspunkten mindestens vier Mal im Jahr Bodenproben ziehen und das Ergebnis vorlegen. Mehr ist nicht zu erwarten — für ihren Betrieb in Allenbach haben die Eigentümer das Insolvenzverfahren eröffnen lassen. Wichtig für die Behörde sei, dass der Hammergraben abgesperrt worden sei und somit keine Schadstoffe mehr aus dem Boden ausgeschwemmt werden können, sagt Arno Wied, Umweltdezernent des Kreises.
Mit der Bezirksregierung spricht die Stadt über Möglichkeiten, das Gelände zu reinigen und damit wieder verwertbar zu machen – immerhin würde damit eine Gewerbefläche von der Größe der halben Vorderen Insbach verfügbar. „Wir sind noch nicht weitergekommen“, sagt Bürgermeister Menzel. Förderprogramme zur Altlastensanierung, wie sie zum Beispiel die Stadt Netphen für das Susan-Gelände nutzen konnte (dort ist an der Netphe ein kleines Wohngebiet entstanden), kommen auch für Allenbach in Frage, stellt Arno Wied fest: Nämlich dann, wenn die Stadt sich für die künftige Nutzung des Geländes festlegt — Art und Umfang der Sanierung unterscheiden sich, je nach dem, ob es bei der gewerblichen Nutzung bleibt oder doch ein Gebiet für Einzelhandel oder Wohnbebauung in Frage kommt. Ähnlich geht die Stadt Kreuztal vor, die eine Sanierungsuntersuchung auf dem ehemaligen Bender-Gelände in Ferndorf bezuschussen lässt, um Möglichkeiten für eine Wohnbebauung zu prüfen.
Keine zweiten Lederwerke
Eine Lösung wie in Hilchenbach, wo die Stadt die Landesentwicklungsgesellschaft für die Sanierung der Lederwerke-Altlast gewann (die letztlich durch den Investor für das Gerberpark-Einkaufszentrum mitfinanziert wurde), wird es wohl nicht noch einmal geben. Dass die Stadt das Hammerwerke-Gelände kauft und selbst mit staatlicher Förderung saniert, sieht Menzel „eher nicht“. Bleibt, so Menzel, das „ungute Gefühl“, dass sich früher oder später die Schadstoffe aus dem Boden lösen. Von dem Eigentümer verspricht er sich da wenig: „Die sehen das, auch aufgrund der räumlichen Distanz, relativ gelassen.“
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