Kreuztal. . Stadt stellt Bürgern Umbauplanungen vor und lädt zum Gespräch über den möglichen Trägerwechsel. Betroffene fühlen sich übergangen und sind besorgt.
Die Fronten zwischen Verwaltung und den Littfelder Eltern bleiben wohl vorerst verhärtet. Daran scheint auch der am Montag einberufene Informationsabend im Bürgertreff Kapellenschule nichts geändert zu haben. Streitobjekt ist die Kita in Littfeld. Derzeit gibt es zwei Einrichtungen von zwei Trägern: Stadt und AWO. Doch vor allem die städtische Kita muss dringend saniert werden. Um diese Maßnahme wirtschaftlich und zukunftsweisend durchführen zu können, möchte die Stadt die Trägerschaft an die AWO übergeben. Statt zwei gegenüberliegenden Einrichtungen soll dann eine Kindertagesstätte mit drei Gruppen entstehen.
Pläne
Zunächst nutzte die Stadt die Gelegenheit, um den rund 50 Anwesenden die Pläne für die „neue“ Kita in der Adolf-Wurmbach-Straße vorzustellen. Planer Frieder Bosch: „Wir stellen uns vor, das Gebäude nach Westen zu erweitern.“ Derzeit sei das Gebäude 405 m² groß, die Erweiterung bringe weitere 285m². Angedacht seien drei Gruppenräume mit Nebenräumen sowie zwei Schlafräume plus die nötigen Pflegeräume für die Kleinsten. Ein Atrium solle für Licht sorgen und könne auch als eine Art „grünes Klassenzimmer“ genutzt werden, so Bosch. Spielhalle und Mehrzweckraum blieben erhalten, genau wie Büro und Küche im alten Gebäudeteil. Im neuen Flur sollen Abstellmöglichkeiten und Garderoben entstehen. Auch einen Personalraum möchte Frieder Bosch schaffen. Zudem sollen die Sanitäranlagen erweitert und auf den neusten Stand gebracht werden – kindgerecht. Außen sind Terrassen mit Sandkästen sowie neue Parkplätze vorgesehen.
Kosten und Zeit
925 000 Euro würde die gesamte Maßnahme kosten, so Bosch. Davon entfallen 695 000 Euro auf die Erweiterung, Planung und den Außenbereich. 230 000 Euro würden für die Renovierung des Bestands anfallen. „Die Investition ist hoch“, so Bürgermeister Walter Kiß. Deshalb müsse über eine Finanzierung nachgedacht werden. Schlüssig sei in dieser „untypischen Situation“ nur, beide Einrichtung zusammenzuführen und so eine Gegenfinanzierung durch die AWO zu sichern. „Die Stadt bekommt sonst keine Zuschüsse oder Mieteinnahmen. Das hat für Aufregung gesorgt, aber es ist wichtig zu überlegen, wie wir das wirtschaftlich darstellen.“ Die Haushaltsmittel seien für 2018 eingeplant, Elterninformationen seien erfolgt.
Wenn der Rat Ende Februar die Maßnahme beschließen sollte, dann wolle Bosch im August mit dem Bau im laufenden Betrieb beginnen. Der Rohbau für die Erweiterung solle dann 2018 fertiggestellt sein, der Rest soll 2019 folgen. „Wir haben reichlich Erfahrung damit im laufenden Betrieb zu bauen“, so Kiß.
Zuständigkeiten und Plätze
Zuständig für die Bedarfsplanung ist der Kreis Siegen-Wittgenstein – an diesem Abend vertreten durch Ralf Pohlmann vom Kreisjugendamt. Die Stadt Kreuztal ist in diesem Konstrukt nur einer von vielen Trägern. Insgesamt entstehe durch den Anbau Platz für 65 Kinder – es gehe kein Platz verloren, es komme aber auch kein zusätzlicher dazu. Nach momentaner Planung stehe man gut da, so Pohlmann. Der Bedarf sei gedeckt. Sollten Plätze fehlen, sei der Einsatz einer Großtagespflegestelle denkbar.
Diskussion
Der U2-Bedarf: Das sehen die Anwesenden nicht so. Sie wünschen sich eine eigene Gruppe für die U3-Kinder. Viele Frauen seien schwanger und würden sich anderweitig um Betreuungsmöglichkeiten bemühen, da das Angebot fehle, so eine Dame. Der Schwerpunkt der U3-Betreuung für den Norden liege allerdings in Krombach, so Kiß. Das habe der Rat beschlossen. „Das ist ja schön geplant. Aber ich kann das nicht verstehen. Seit Jahren haben wir mehr U2-Bedarf“, meldet sich eine weitere Frau zu Wort. Rechtsanspruch auf einen Platz gebe es mit einem Jahr, so Kiß. Dieser müsse geltend gemacht werden, damit der Bedarf erfasst werden könne. „Zahlen müssen erstmal belegt werden. Wir haben keine Glaskugel“, so Pohlmann.
Nichtsdestotrotz sei der Anbau so ausgelegt, dass dort auch die Kleinsten gut betreut werden könnten, so Kiß. „Man kann nicht wahllos bauen. Man muss das gesamt betrachten“, wirbt Stadträtin Edelgard Blümel um Verständnis.
Die Beteiligung: „Eine Beteiligung der Elternschaft findet nicht statt. Das entsetzt mich“, sagt ein Vater. „Wir haben das Gefühl, auf uns wird nicht eingegangen“, ergänzt eine Frau. Beides relativiert Walter Kiß. Man befinde sich schließlich gerade in der Bürgerbeteiligung, nichts sei final beschlossen. Die Anregungen wolle die Stadt mitnehmen.
Was passiere, wenn der Rat Nein sage, will jemand wissen. „Dann gibt es nix. Dann bleiben zwei Kitas in der bisherigen Qualität“, wirft Bernd Meichelböck ein. Die Zukunft sei dann unsicher.
Die AWO und Erzieherinnen: Auch die AWO-Bereichsleiterin Patricia Hecker ist an dem Abend vor Ort: „Wir haben uns Gedanken gemacht, was Sie bewegt.“ Eine „große Patchwork-Familie“ nannte sie das Projekt. Der Übergang solle sensibel gestaltet werden, Gespräche seien mit den Mitarbeiterinnen des städtischen Kindergarten geführt worden. Die AWO wolle den Eltern nichts überstülpen, sondern aktiv das Gespräch suchen. „Was passiert mit den Erzieherinnen?“, fragt eine Dame. Der Bürgermeister: „Niemand wird arbeitslos.“ Viele Möglichkeiten seien denkbar.
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