Netphen-Salchendorf. . Nach Salchendorfer Tradition gibt es deftige Späße zum Jahresausklang. Hier wird alles auf die Schippe genommen: Alltägliches und auch Politik.

Neun Motivwagen stehen bereit, dazu gibt es noch eine Fuß- und eine „Radel“-Gruppe.

Auch an diesem 31. Dezember 2017 haben die Wurstekommissare wieder zum Silvesterumzug eingeladen, viele Einwohner und Auswärtige haben sich an den Straßenrändern versammelt.

Burschen in Frauenkleidern

Seit vielen Jahrzehnten schon wird das Geschehen des kurz vor dem Ende stehenden Jahres satirisch-fröhlich von den Salchendorfer Junggesellen auf die Schippe genommen, manchmal auch politische Spitzen gesetzt.

Das ganze Dorf ist auf den Beinen, wenn die Junggesellen loslegen. Oder auch auf den Schultern.
Das ganze Dorf ist auf den Beinen, wenn die Junggesellen loslegen. Oder auch auf den Schultern. © Michael Kunz

Diesmal allerdings sind es die kleinen und großen Malheure des Alltags, Unfälle beim Heimwerken, Misstöne auf der Fußballtribüne oder Peinlichkeiten beim Familienausflug, die Anlass für liebevollen Spott und säuselnde Häme sind und den „Burschen“ reichlich Gelegenheit geben, in Frauenkleider zu schlüpfen.

Auditorium urteilt

Schwerpunkte in den kleinen Schwänken, die vor großer Kulisse in unterschiedlicher Schauspielqualität geboten werden – einmal urteilt das Auditorium vernehmbar „ausreichend minus“ – sind der ausgiebige Genuss geistiger Getränke, das gegenseitige Anpöbeln sowie die Entsorgung der Endprodukte des menschlichen Stoffwechsels.

Auch ein Striptease steht an diesem lauen Silvesternachmittag auf dem Programm. Das reicht mindestens für braven Applaus, manchmal aber auch für fast rasende Begeisterung.

Ein ehemaliger Bürgermeister erzählt

„Als ich vor gut 40 Jahren dabei war, haben wir uns wirklich Sorgen um die Zukunft des Brauchtums gemacht“, sagt der einstige Wurstekommissar und spätere Netpher Bürgermeister Werner Büdenbender.

Inzwischen lebe diese Idee aber so großartig bei vielen jungen Menschen, da mache er sich keine Gedanken mehr, sagt er und verweist auf die regelmäßigen Treffen, die für eine gute Gemeinschaft im Dorf sorgten.

Eine Gaststätte nicht selbstverständlich

„Eine Gaststätte haben wir hier auch noch“, betont er – längst nicht mehr selbstverständlich in jedem Ort. Später fügt sich auch der aktuelle Verwaltungschef Paul Wagener in die fröhlichen Reihen ein.

Nach dem feuchtfröhlichen Umzug mit reichlich Flüssignahrung allenthalben geht es in Salchendorf natürlich auch noch weiter: Abends steht der Silvesterball bei „Horbes“ auf dem Programm, am Neujahrsmorgen der Männerfrühschoppen.