Siegen. . Siegerländer Kabarettduo präsentiert mit musikalischer Begleitung sein neues Programm. „Glück“ ist eine witzige Liebeserklärung an die Heimat.

Seit Jahrzehnten sind sie die feste Größe der südwestfälischen Kabarett-Szene: Christa Weigand und Bernd Michael Genähr, seit einigen Jahren musikalisch veredelt durch die sicherlich kleinste Band der Welt – Karl Parchow, den gelassenen Schlagzeuger, und das musikalische Multitalent Giuseppe Todaro an den Tasten, als Rapper und am Cajón. Durch ihr neues Programm zieht sich wie ein roter Faden ein Zustand, den alle Menschen suchen und manchmal auch finden, das Glück.

Aus dem Off hören die Zuschauer, dass sich eins nicht verändert hat: Die unverwechselbare Ursel und Herr Genähr, ihr wortgewandter cooler Partner, den sie sehr bewundert. „Mein Gott, Herr Genähr, was bist du ein guter Mensch“ – der kontert: „Ich bin lyrisch und romantisch, aber keine Frau.“ Doch als Zugereister schon lange im Siegerland angekommen, wie sein „R“ schon beim ersten Lied beweist: „Dat bruche mr net.“

Doch Bernd Michael steht auch für große Politik. Er schlägt Bögen von der Organspende über die Panama-Papers bis zum Brexit, den er in seinem Song „I’m a lucky Guy“ im rauchigen Udo-Lindenberg-Moll beklagt.

Eine neue Jacke für Ursel

Christa Weigand als Ursel hat nach vielen Bühnenjahren endlich ihr kleines Glück gefunden. In Form einer neuen Jacke. Doch niemand merkt es: „Die alte war zu eng. Ich stehe kurz vor dem C-Körbchen.“ Das erste Lied widmet sie ihrer gleichaltrigen besten Freundin Margret, die auch im Zuschauerraum sitzt: „Ich spür die Libido in mir.“ Doch Margret hat längst die Flucht ergriffen.

Herr Genähr hat sein kleines Glückserlebnis im Supermarkt vor dem Regal für Küchenrollen, nachdem er es vor einem Stapel für Toilettenpapier vergeblich gesucht hatte: „Man braucht nur ein Blatt, muss es aber geschickt falten. Dann erhält man vier Reinigungsflächen.“ Guiseppe Todaro besingt im Hip-Hop-Rhythmus die Geschichte seiner Großeltern, die einst auf der Suche nach dem Glück aus Sizilien nach Deutschland kamen und es hier gefunden haben.

Ein Hauch von Wehmut

Natürlich verwandelt sich Christa Weigand auch wieder in den nörgelnden Besserwisser Arthur mit Raucherhusten, der mit seinen Rentner-Genossen eine Gesprächsrunde gegründet hat. Ihr aktuelles Thema: das Abnehmen der körperlichen Kraft. Zum Glück gibt es einen Ausweg: Den Roboter-Rasenmäher Robbie: „Hä macht de Arwet, ech gocke zoo.“ Ein weiteres Arthur-Thema ist das dritte Geschlecht: Das erste, so sagt es die Bibel, natürlich der Mann, das zweite, aus dessen Rippe geschnitten, die Frau. Drittes Geschlecht der Wittgensteiner.

An einigen Stellen schleicht sich auch ein Hauch von Wehmut ein. Vor allem, wenn es ums Altern und die damit verbundene Demenz geht, die man vor Jahren, wie Ursel beschreibt, bei Dorle und Lydia einfach Duddeligkeit nannte. Doch insgesamt überwiegen bei Christa Weigand, Bernd Michael Genähr und ihren Kollegen Karl Parchow und Guiseppe Todaro Fröhlichkeit und Komik, so wie bei den schreiend schrägen Übungen Ursels auf der Yoga-Liege Siesel 21 und bei den wunderbaren gesprochenen oder gesungenen Wortspielen von Herrn Genähr.

Ihr neues Programm basiert auf der alten Rollenverteilung der Beiden. Ursel und Arthur als Ur-Siegerländer, er der coole, kreative Wortkünstler. Das hat sie bekannt und beliebt gemacht und genau das will ihr Publikum sehen.

Die Überraschungen geschehen eher musikalisch. Die Songs des Programms sind neu und frisch, teilweise werden die Zuhörer angenehm und nie aufdringlich einbezogen. Das letzte Lied ist eine deutsche Adaption der heimlichen amerikanischen Nationalhymne „This land is your land, this land is my land“: „Dies Land ist mein Land, unser Land ist Siegerland.“ Eine größere Liebeserklärung an die Heimat und das Glück, hier zu leben, ist kaum möglich.

>>> Info: Nächsten Aufführungen Anfang Januar

Die nächsten Aufführungen von Weigand & Genährs „Glück“ laufen vom 3. bis 6. Januar jeweils ab 20 Uhr im Lyz, St.-Johann-Straße 18.

Karten gibt es im Kulturbüro des Kreises Siegen-Wittgenstein im Lyz, 0271/333-24 48 und auf www.lyz.de – wie auch Infos zum übrigen Programm.

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