Siegen. Siegens Innenstadt setzt ihre positive Entwicklung im Jahr 2017 fort. In Geisweid läuft es dagegen etwas zäher.

Viel hat sich in der Stadtmitte in der jüngeren Vergangenheit getan, viel wird sich angesichts anstehender Großprojekte noch tun. Doch nicht in allen Stadtteilen läuft es flüssig.

Siegberg

Einen Berg bringt man nicht so nebenbei auf Vordermann. Auf ihrer Homepage gibt die Stadt noch den ursprünglichen Zeitplan für das Städtebauprojekt „Rund um den Siegberg“ an – demnach sollten wesentliche Teile bereits erledigt und die Fertigstellung für das Jahr 2022 geplant sein. Der Abschluss ist zwar inzwischen auf 2026 verschoben, dafür ist die Umsetzung praktisch sicher. Am 30. März hatte sich die Jury für einen Siegerentwurf des freiraumplanerischen Wettbewerbs ausgesprochen. Die Wahl fiel in dem anonymisierten Verfahren auf das Atelier Loidl, mit dem die Siegener bereits Erfahrungen haben: Die Berliner setzten sich Jahre zuvor mit ihrem Entwurf im Wettbewerb für die Neuen Ufer durch, nun sind sie Generalplaner für das Siegbergprojekt. Die ersten 1,7 Millionen Euro von Land und Bund sind auch schon da – das Vorhaben ist zu 70 Prozent förderfähig, die restlichen 30 Prozent zahlt die Stadt. Bei einem Gesamtvolumen von geschätzt mehr als 23 Millionen Euro – die teure Sanierung der Stadtmauer ist enthalten – bleibt das zwar kostspielig, doch die Pläne mit Erweiterung und Aufwertung des Schlossparks, Umgestaltung der Fissmer-Anlage und Erschließung des Siegberghangs machen begründete Hoffnung, dass die Oberstadt in Sachen Optik und Aufenthaltsqualität die positive Entwicklung der Unterstadt nachvollziehen wird.
Bilanz: Unten hui – oben auch. Siegen Mitte geht den Weg zu mehr Attraktivität konsequent weiter.

Uni in die Stadt

Warten auf Bahnhof, Park und Bad

Herrengarten. Dass das kleine Einkaufszentrum mit seiner zumindest gewöhnungsbedürftigen 1970er Jahre-Optik verschwinden und Platz für eine Grünanlage machen soll, stand länger fest. 2017 konkretisiert sich der Zeitplan. Anfang 2018 wird ein städtebaulicher Realisierungswettbewerb ausgeschrieben, eine Jury kürt den Sieger und spätestens Ende 2020 rückt der Abrissbagger an. Wenn alles glatt geht, ist der Bürgerpark 2022 fertig. Finanziert wird das weitestgehend über Fördermittel, da das Land die Maßnahme noch dem Regionale-Projekt „Siegen – Zu neuen Ufern“ zurechnet.

Stadtbad. Das Jahr beschert den Siegener Hallenbädern Ruhe vor dem Sturm. Nachdem das Bädergutachten im Jahr zuvor zu dem Schluss kam, dass das Löhrtorhallenbad angesichts des Sanierungsbedarfs nicht zu halten ist und statt dessen ein neu zu bauendes Hallenbad in Weidenau den Bedarf decken soll, lief der Badebetrieb weiter wie bisher; freilich immer unter dem Damoklesschwert, dass aus Sicherheitsgründen kurzfristig eine Schließung des maroden Löhrtorbads erforderlich werden könnte. Nun ist der Auftrag für ein Gutachten raus, Anfang kommenden Jahres sollen Nachfragen bei Schulen, Vereinen und Badegästen die Grundlagen für das Raumprogramm liefern. Anschließend gibt es einen Wettbewerb, um einen Entwurf zu küren – die Stadt hat mit Wettbewerben gute Erfahrungen gemacht. Bisherige Schätzungen gehen von 10 Millionen Euro Kosten und einer Eröffnung 2021 aus. Es könnte allerdings teurer werden und länger dauern.

Bahnhof Siegen. Die Modernisierung der Station und der Bau der Fußgängerbrücke zum Fuß des Fischbacherbergs kommen 2017 nicht so zügig voran wie geplant. Eigentlich hätte Ende des Jahres alles fertig sein sollen, mittlerweile ist von Mitte 2018 die Rede. Na dann.

Schossi. Die Siegtalstraße durch Niederscheldens Ortskern soll deutlich schöner werden. Die politischen Gremien stimmten 2017 einer Umgestaltung zu, die die Attraktivität der Einkaufsstraße steigern soll. Der Beginn der Arbeiten ist für 2018 vorgesehen.

Die Wirtschaftswissenschaften der Uni Siegen sind seit 2016 in der Innenstadt. Doch der Campus Unteres Schloss ist nicht das Ende der Fahnenstange. Das Stichwort „Uni in die Stadt“ ist längst ein feststehender Begriff für das Vorhaben, auch die Fakultät I/Philosophische Fakultät und die Fakultät II/Bildung - Architektur - Künste vom Haardter Berg in die Mitte zu holen. Dafür braucht es aber Platz, und der ist im urbanen Raum knapp. Zwar stehen Maßnahmen wie der Mensa-Neubau hinter dem ehemaligen Stadtkrankenhaus fest; doch wie und wo genau zwei weitere Fakultäten mit hunderten Mitarbeitern und tausenden Studenten unterkommen sollen, bleibt spannend. Besitzer von Innenstadt-Immobilien können entspannt in die Zukunft schauen. Und das selbst, wenn sie nicht verkaufen möchten; denn die Belebung, die die Studenten in die City bringen, wird schon heute deutlich. Für die Gebäude am Haardter Berg bedeutet das übrigens nicht das Aus: Die lässt das Land für rund 100 Millionen Euro sanieren, da dort die naturwissenschaftlich-technisch Fakultät IV bleibt.
Bilanz: Das Zusammenrücken von Uni und Stadt gibt Siegen atmosphärisch und im Selbstverständnis neue Impulse. Ein Projekt dieser Größenordnung erfordert aber viel Geld, Arbeit, Weit- und Umsicht.

Geisweid

Erst wurde das Quartier Hüttenstraße aufgewertet, dann das Rathausumfeld umgestaltet – es schien, als habe Geisweid einen Lauf. Doch dann: nichts. Im Jahr 2015 wurden die Pläne für einen Vollsortimenter – Rewe – und einen Discounter auf dem Areal neben dem Rathaus vorgestellt. Inzwischen ist zwar die Abrissgenehmigung für die noch dort befindliche Parkpalette erteilt, doch keines der Geschäfte gibt es bisher.

Der Discounter wurde aus der Planung neben dem Rathaus gestrichen, sollte aber auf einem alternativen Standort entstehen. Allein: Der findet sich nicht. Klar ist nur, dass sich dieser Ort nicht durch Verlagerung des Zentralen Omnibusbahnhofs schaffen lässt, denn das wurde geprüft. Dem leerstandgeplagten Stadtteil bekommt das Warten nicht gut. Immerhin: In seinem Weihnachtsgrußwort schreibt Bürgermeister Steffen Mues, „dem lang erwarteten Baubeginn des neuen Rewe-Markts steht nichts mehr entgegen“. Das steht zu hoffen.
Bilanz: Übel. Einziger Trost: Die Sanierung des Dr.-Dudziak-Parks ist beschlossene Sache für 2018.

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