Siegen. . Im WuP an der Marienborner Straße in Siegen finden viele Kulturschaffenden einen Raum für ihre Proben. 2001 wurden die Räume kernsaniert.

Wer groß rauskommen will, fängt klein an. Das gilt für Sportler, Musiker und Politiker gleichermaßen. Viele Bands, die heute große Konzerthallen füllen, haben ihre ersten Auftritte in der kleinen Eckkneipe gegeben. Sie probten im Keller, wenn sie Glück hatten, fanden sie einen kleinen externen Raum. Kulturschaffenden aus Siegen geht das genauso. Sie brauchen einen Ort, an dem sie Platz haben, laut sein können, niemanden stören.

Abhilfe leistet seit 20 Jahren das Werkstätten- und Probenhaus (WuP) an der Marienborner Straße, in dem sich derzeit etwa 20 Gruppen aus den Bereichen Musik, Theater, Foto oder Literatur treffen. Für die Siegener Künstler, allesamt Amateure, war und ist das WuP die ideale Trainingseinrichtung.

Schlagzeuger kommen im WuP auf ihre Kosten.
Schlagzeuger kommen im WuP auf ihre Kosten. © Flemming Krause

Wie alles begann: Als Hans Hoppe Anfang der 1980er Jahre aus Schleswig-Holstein nach Siegen übersiedelte, um als Professor an der Uni zu arbeiten, da „war die kulturelle Situation in Siegen miserabel, hier war tote Hose“, erinnert sich der Initiator des WuP. Daran musste sich etwas ändern. Nur wie? Womit fängt man an? Die Antwort: Es muss einen Ort geben, an dem sich Kulturschaffende treffen, eine Art Zentrum für Kultur. Etwa im alten Brauhaus in Weidenau, doch die Stadt legte damals ihr Veto ein – das Geld fehlte.

„Um jedoch eine Kulturszene etablieren zu können, braucht es Räume“, betont Hoppe, der damals nicht locker ließ. Mit Erfolg: Eine Musikgruppe, bestehend aus Hoppes Studenten, organisierte 1997 ein Festival und sammelte 15 000 D-Mark ein. Geld, das sie sofort bereitstellten. Nun brauchte es „nur“ noch zweierlei: Eine passende Immobilie und jemanden, der sie finanziert. Gesucht, gefunden: Seit 1997 ist das Werkstätten- und Probenhaus in der alten Hainer Schule. Und den Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen (VAKS) konnte Hans Hoppe als Trägerverein gewinnen.

Ohne sie geht es nicht: WuP-Initiator Hans Hoppe (links) und Michael Groß, Geschäftsführer des Trägervereins.
Ohne sie geht es nicht: WuP-Initiator Hans Hoppe (links) und Michael Groß, Geschäftsführer des Trägervereins. © Flemming Krause

„Wir waren zwar mittellos, aber haben den Versuch gewagt“, erinnert sich Michael Groß, Geschäftsführer des VAKS, an die Anfänge. Es ging auch nur, weil die Stadt Siegen als Eigentümer dem Verein das Haus seit Beginn quasi kostenlos überließ, nur Nebenkosten und kleinere Reparaturen muss der Träger bezahlen. Dieser wiederum überlässt die fünf Musikräume sowie drei weitere für Theater, Tanz oder Fotografie seinen „Kunden“ zum Selbstkostenpreis.

Ein Problem indes blieb – die alte Schule war überhaupt nicht für ein Probenhaus ausgelegt. Die Räume waren weder schallisoliert noch gab es eine Bühne. „Und wir hatten das Problem, dass wir mitten im Wohngebiet liegen“, so Groß.

Umbaumaßnahmen: 2001 war das wohl bedeutendste Jahr für das WuP – kurz nach der Jahrhundertwende flossen 600 000 D-Mark Fördergelder vom Land NRW nach Siegen. Mit dieser gewaltigen Summe wurden die Räume der alten Schule schallisoliert, die fehlende Bühne angeschafft, die Elektrik überarbeitet, das Gebäude neu gestrichen und sogar ein kleines Büro eingerichtet. Seitdem boomt das Probenhaus, freie Kapazitäten für neue Gruppen gibt es kaum noch. Parallel dazu hat sich eine Kulturszene in Siegen etabliert, die regelmäßig im Apollo, Lyz oder in der Blue Box auftritt – und nicht wenige sich dafür im WuP vorbereiten. „Wir sind so eine Art Vorfeldeinrichtung“, beschreibt Groß – denn das WuP verstand sich immer als Arbeits- und Produktionshaus und nie als Veranstaltungsort.

Plan für die Zukunft: Michael Groß und Hans Hoppe haben zwei Wünsche. Erstens: Das WuP solle stark frequentiert bleiben – Grund zur Sorge gibt es nicht. Und zweitens: „Es wäre natürlich schön, wenn wir die Räume von innen in naher Zukunft generalüberholen könnten, es gehen doch immer mehr Gegenstände kaputt“, so Groß. Damit auch in den nächsten 20 Jahren viele Kulturschaffende zum Proben ins WuP kommen.

>>> Info: Verschiedene Projekte

Der Verein für soziale Arbeit und Kultur Südwestfalen unterstützt v erschiedene Projekte – wie zum Beispiel Integrationskurse oder das Antidiskriminierungsbüro in Siegen. Weitere Informationen zum WuP finden Sie im Netz unter www.wup-siegen.de

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