Siegen. . Weihnachtswichtel Antonia Jost hilft beim Dekorieren einer Studenten-WG. Dabei spricht sie mit Laura Köhler über Heimweh und Festtagstraditionen.

Es riecht nach Glühwein und Keksen, als ich die Wohnung von Laura Köhler und ihrer Mitbewohnerin Anna Schüttler betrete. Noch lässt außer einer Lichterkette und dicken weißen Schneeflocken vor der Balkontür nichts erahnen, dass Weihnachten vor der Tür steht. Das möchte ich ändern – als Weihnachtswichtel verleihe ich der Studenten-WG mit festlicher Dekoration und einem Mini-Weihnachtsbaum die richtige Stimmung.

Laura Köhler nimmt mir die Tüte mit den Deko-Utensilien ab und reicht mir einen Teller Plätzchen. „Frisch gebacken“, erklärt sie. Während ich mich fürs Schmücken stärke, unterhalten wir uns über ihre Weihnachtspläne. „Nächste Woche fahre ich nach Hause“, erzählt sie. Zu Hause, das ist in Bamberg in Bayern – eine ziemlich weite Reise von Siegen. Der Zug kommt allerdings nicht infrage: „Dieses Mal nehme ich den Fernbus, das ist günstiger“.

Zum Fest in die Heimat

Laura Köhler studiert Literatur, Kultur, Medien im Bachelor und ist es gewohnt, für längere Zeit von zu Hause weg zu sein. „Aber für den Master ziehe ich wieder nach Bamberg“, sagt sie. Dann wird sicher auch ihr inzwischen nur noch leichter bayerischer Dialekt wieder stärker zum Vorschein kommen.

Nachdem ich auch den Glühwein probiert habe, geht es ans Schmücken – Laura hilft mir dabei. In die Balkontüren kommen zwei Weihnachtssterne aus Papier, die wie die restliche Dekoration in Rot und Gold gehalten sind. Auch ihre Mutter dekoriert jedes Jahr farblich abgestimmt, erzählt Laura Köhler und fügt hinzu: „Sie liefert sich immer einen Wettbewerb mit meiner Oma: Wer hat den schönsten Weihnachtsbaum?“

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Dann zeigt sie mir ein Foto vom Baum im vergangenen Jahr – fast deckenhoch und mit goldenen und roten Kugeln geschmückt, darunter liegen Geschenke. „Wir legen die Geschenke immer schon vor Heiligabend unter den Baum“, sagt die 24-Jährige. „Ich fühle mich dann jedes Jahr ein bisschen wie früher als Kind und drücke auf den Geschenken rum, um rauszufinden, was drin sein könnte.“

Einen kleinen Baum habe auch ich mitgebracht, er wird mit roten Kugeln und Tannenzapfen geschmückt, bevor ich farblich passende Deko-Geschenke darunter lege. Laura Köhler weiß schon genau, was sie sich für dieses Weihnachten wünscht: „Neue Lautsprecher hätte ich gerne. Und eine Halskette, die zu allem passt!“

Die Geschenke sind schon geplant

Auch ihre Geschenke für die Familie sind schon geplant: „Mein Papa und ich schenken uns jedes Jahr gegenseitig Bücher.“ Und die Lektüre beginnt umgehend: „Ich kann es kaum erwarten, bei meinem Papa im Wohnzimmer zu sitzen, zu lesen und das Kaminfeuer zu genießen.“

Die Tatsache, dass ihre Eltern geschieden sind, macht das Weihnachtsfest nicht schlechter. „Dieses Jahr verbringe ich Heiligabend bei meiner Mama und meinem Stiefvater, am ersten Weihnachten besuche ich dann Papa.“ Im nächsten Jahr wird dann getauscht und sie ist am Heiligen Abend bei ihrem Vater. „Außerdem verstehen meine Eltern sich ja, sie beschenken sich sogar zu Weihnachten“, fügt sie hinzu.

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Mein kleines Mitbringsel besteht aus einem Tannenbaum, der in vier verschiedenen Farben leuchtet und die Küche in Blau, Rot, Lila und Grün erstrahlen lässt. Draußen hat es aufgehört zu schneien. Von weißen Weihnachten träumt Laura schon immer: „Meist ist es aber nur a weng an’gzuckert“, sagt sie. Und je mehr sie von ihrer Heimat erzählt, desto mehr kommt die Bayerin in ihr zum Vorschein.

Den Abschluss machen zwei Sternenketten, die wir um die Heizung und ihre Postkartensammlung drapieren. „Schon viel weihnachtlicher“, sagt Laura und schaut sich lächelnd in der dekorierten Küche um. Vielleicht versüßen die Lichter ihr die Zeit, bevor sie nach Hause fährt und das Fest der Liebe im Kreis ihrer Familie genießen kann. Ich frage sie noch, wie sie Weihnachten in drei Worten beschreiben würde. Sie überlegt kurz und sagt dann: „Familie, Entspannung und Geborgenheit“.

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