Kreuztal. Hendrik Marx hat seine Wurzeln im historischen Kreuztaler Hof. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit hat er sein Handwerk mobil gemacht.
Jemand hat mal den Vergleich gezogen: Aneinandergereiht und ins rechte Licht getaucht vermitteln die Pagodenzelte so ein bisschen den Eindruck von Kultur Pur in klein. Mit dem Unterschied, dass Hendrik Marx darin keine Bühnen aufbaut, sondern Grills und Büfetts. Nicht oben auf der Ginsberger Heide, sondern auf jedem geeigneten Garten- oder Firmengrundstück. Man muss ihn nur anrufen. Oder ihn auf seiner Webseite besuchen. Digital auszufüllende Anfrageformulare führen zum gewünschten Angebot.
Der Aufbruch
Aus dem alten Kreuztaler Hof zur neuen Gastronomie 4.0
Hendrik Marx ist Koch. Ein echter Kreuztaler. Gelernt hat er bei Klaus Dreute, drüben im Hotel Keller. Aufgewachsen ist er im Kreuztaler Hof – der Großvater hatte die alte Gastwirtschaft Kaletsch von der Stadt gekauft und 1963 neu eröffnet. Vielleicht stünde der 49-Jährige heute als Wirt in der dritten Generation hinterm Tresen. Die Zeitläufe wollten es anders: Vater Friedhelm musste den Betrieb vor über zehn Jahren aufgeben. Sohn Hendrik machte sich mobil, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Schankraum warten gerade 700 Sektgläser auf ihren Abtransport; sie kommen bei einem Empfang an der Uni zum Einsatz.
Ausgerechnet in einem der ältesten Häuser Kreuztals – 1855 war das Anwesen nicht nur Gasthof, sondern auch Umspannstation für Pferde der Postkutschen – schlägt das Herz eines Gastronomieunternehmens der Generation 4.0. Als „Food- und Non-Food-Partner“ empfiehlt er sich für die Planung von Familienfeiern und Firmenempfängen, für das Barbecue auf Wunsch sogar zum Selbergrillen und fürs Büfett. Und als Privat-Koch. Er liefere „alles, was man essen kann“, bringt Marx sein Konzept auf einen Nenner. Zusätzlich aber auch das, was man zum Essen und zum Trinken braucht. Siehe die Sektgläser. Auf Wunsch sogar ohne Inhalt. „Wenn die Kunden mit nichts etwas zu tun haben möchten, dann komme ich“, sagt Hendrik Marx, „bis zum Eiswürfel bringen wir alles mit.“
Die Wege
Vom Privatkoch zum„Business-to-Business-Caterer“
Angefangen hat er seinen Weg in die Selbstständigkeit als Mietkoch. Diese Rolle übernimmt er heute selbst nicht mehr; aber er bringt die Freiberufler unter seinen Kollegen immer noch mit den Köchen zusammen, die gerade einmal Verstärkung brauchen. Den Privatkoch gibt Marx indes nach wie vor gern: Bis zu zwölf Personen bekocht er, im wahrsten Sinne des Wortes, direkt und live in der Küche des Gastgebers.
Natürlich: Die Silberhochzeit von Tante Erna und Onkel Otto mit 20 Gästen richtet Marx gern aus. Das Hauptgeschäft indes hat sich verlagert. Der B-2-B-Caterer, sprich: „Business to Business“, empfiehlt sich den Firmen in der Region. Im Netzwerkverbund sind Veranstaltungen bis 1000 Personen realisierbar. Hier wird nichts dem Zufall überlassen – digitale Festplatzskizzen zeigen dem Kunden, wo alles stehen wird. Ganz spontan geht’s natürlich auch: „Wir bauen unsere Garküche in kürzester Zeit da auf, wo es der Kunde wünscht.“ Und das kann dann eben auch Street Food in wahrsten Sinne des Wortes sein. „Live kochen trägt zur Veranstaltungsatmosphäre bei.“
Auf die Frage nach dem Siegerländer Krüstchen, die sich am historischen Ort stellen darf, antwortet Hendrik Marx diplomatisch: „Wir greifen jeden Kundenwunsch auf.“ Das ist dann aber doch eher die Lachspraline. Oder die asiatische Putenbrust mit Teriyakisoße. Mit Spezialitäten vom Halal-Grill, sprich einem Grill, auf dem noch nie Schweinefleisch gegrillt wurde, zeigt Marx auch ethnologisches Gespür für seine Gäste.
Die Zukunft
Gedankenspiele mit undohne Kreuztaler Hof
Ganz losgelöst hat Hendrik Marx sich von seinen Wurzeln längst nicht. Eine Weile hat er einmal über eine Bürger-Genossenschaft für den „Creuzthaler Hof“ nachgedacht, die beiden Architektinnen Stefanie Schulz-Ballion und Tülay Pickhan haben dafür sogar bereits schon die Gebäude-Bestandsaufnahme gemacht. Nun, nach dem zehnten Versteigerungstermin, hat die Postkutschenstation von 1852 mit Askin Saftekin einen neuen Eigentümer gefunden. Einfach wird es jedoch nicht, das denkmalgeschützte Gebäude mit knapp 1000 Quadratmetern Nutzfläche zu renovieren. Hendrik Marx hält deshalb auch Ausschau nach neuen, modernen Produktionsräumen.
>>>> INFO:Familiengeschichte rund um das Gasthaus
Conrad Kaletsch lebte in Marburg und war Postknecht auf der Strecke nach Siegen. In Kreuztal kaufte er 1847 ein Grundstück und baute dort, gegenüber der Posthalterei, einen Gasthof mit Pferdewechselstation auf.
Conrads Enkel Albert siedelte nach Kassel über und betrieb dort ein Café. Dessen Sohn Konrad Kaletsch (1898-1978), Cousin und Mitarbeiter des Kreuztaler Industriellen Friedrich Flick, wurde Ehrenbürger der Stadt Kreuztal.
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