Ferndorf. . Mahlen nach allen Regeln der Kunst: Eine Auswahl der Exponate zeigt Stötzel zum Ferndorfer Weihnachtsmarkt im Heimatmuseum. Die älteste ist von 1780.

  • Stötzel übernahm zwei Mühlen aus Nachlass seines 1985 verstorbenen Vaters. 1985 schon 180
  • Manche Mühlen mit Jahreszahl und Initialen dienten als Geschenke zu feierlichen Anlässen
  • Siegerländer Mühlen sind eher schlicht – der Trank aus der Bohne war lange ein Luxusgut

Kaffeemühlen? Klar, das ist auch die Kanonenkugel, die die Bohnen wie ein Mörser in der Schüssel zerdrückt. „Da muss man samstags mahlen, damit man montags Kaffee trinken kann“, mutmaßt Helmut Stötzel. Nein, er meint schon die richtigen Mühlen mit der Kurbel. Sitzmühlen, die den Stuhl verlängern. Tischmühlen, die auf dem Tisch stehen. Schoßmühlen, die zwischen den Schenkeln festgeklemmt werden. Wandmühlen, die an der Wand hängen. Kommodenmühlen, die ... Nein, die stehen nicht auf der Kommode, sondern sie sehen aus wie eine.

Im Siegerland eher schlicht

Mit zwei Mühlen, die er aus dem Nachlass seines 1985 verstorbenen Vaters übernommen hat, fing es an. Um die 180 Kaffeemühlen besaß der Brauersdorfer, als er vor gut 20 Jahren seine Sammlung erstmals in der Hilchenbacher Wilhelmsburg ausstellte. Heute hat Helmut Stötzel um die 700 dieser Haushaltsgeräte, die — fast — alle nur das eine können: Kaffeebohnen mahlen. Eckhard Dippel hat die Gelegenheit genutzt, als er Stötzel zu Ferndorfs 925-Jahrfeier im Heimatmuseum begrüßte. Das war im Sommer. Jetzt, wenige Tage vor dem Weihnachtsmarkt-Wochenende, steht die erste Kaffeemühlen-Sonderausstellung.

Eher ein Mörser – aber auch eine Kaffeemühle.
Eher ein Mörser – aber auch eine Kaffeemühle. © Steffen Schwab

Die aus der Türkei kann Mokka mahlen. Aber auch Pfeffer. Manche Mühle ist mit Jahreszahl und Initialen graviert: Hochzeitsmühlen sind das, als Geschenk zum feierlichen Anlass die gängige Alternative zum Bügeleisen. Oder die hier: „Das ist nicht die schönste“, räumt Stötzel beim Blick auf das wuchtige, aber irgendwie doch wieder formschöne Gerät ein – ein Soldat hat diese Kaffeemühle im zweiten Weltkrieg aus einem Baumstamm geschnitzt.

Eine Kaffeemühle aus Lüdenscheid.
Eine Kaffeemühle aus Lüdenscheid. © Steffen Schwab

Es gibt sie aus Holz und aus Metall. Aus Bakelit für unterwegs oder aus Keramik. Stötzel deutet auf die Mühle der Firma Leinbrock aus dem sächsischen Bad Gottleuba. Mit Rösler-Dekor auf der Kachel. Es zeigt Rosen, die sich zueinander öffnen. „Küssen“, sagt Helmut Stötzel, „das ist so selten wie die Blaue Mauritius.“ Jahreszahlen zurück bis 1780. Bekannte und weniger bekannte Hersteller. Von Peugeot bis zu den Lüdenscheider Alexanderwerken. Herkunftsländer von Österreich, wo zur Verzierung viel Gold eingesetzt wurde, bis Schweden.

Der Kaffeemühlen-Sammler trinkt lieber Milch

Und das Siegerland? Museumsleiter Eckhard Dippel hat die Dose für die Bohnen beigesteuert. Der „Westfalia-Kaffee“ kam von hier, von Alfred Bähren und seiner „Westfalia Nährmittelfabrik“, die nach 1945 in der ehemaligen Ferndorfer Fliegerhalle ihre Produktionsstätte hatte. Die Kaffeemühlen, die im Siegerland in Gebrauch waren, sind eher schlicht, so dass Stötzel sich für die Ausstellung mit wenigen Exemplaren begnügt. In den Zeiten, als der Trank aus der Bohne noch Luxus war, hat man sich hierzulande eher von – dünnem – Bier ernährt. Helmut Stötzel, der Sammler, ist da keine große Hilfe. „Ich trinke keinen Kaffee.“ Tee? „Noch schlimmer.“ Der Brauersdorfer bevorzugt Milch.

In Stötzels Sammlung finden sich Mühlen in verschiedensten Varianten.
In Stötzels Sammlung finden sich Mühlen in verschiedensten Varianten. © Steffen Schwab

Diese Vorliebe müssen die Besucher der Kaffeemühlen-Schau nicht teilen. Im Museum gibt es zum Kuchen Kaffee. Der wird, verspricht Jörn Krause vom ehrenamtlichen Museumsteam, „hier live geröstet“. Allerdings nur am zweiten Ausstellungswochenende. Am ersten Wochenende werden die Gäste auf das Angebot auf dem Weihnachtsmarkt, direkt nebenan rund um die Laurentiuskirche, verwiesen. Man will sich ja keine Konkurrenz machen.

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Die historischen Kaffeemühlen werden vom 2. bis 10. Dezember gezeigt. Die Ausstellung ist samstags und sonntags, 2. und 3., 9. und 10. Dezember von 11 bis 18 Uhr geöffnet, montags bis freitags dazwischen von 14 bis 18 Uhr.

Der Weihnachtsmarkt wird am Samstag, 2. Dezember, 14 Uhr, von den Turmbläsern eröffnet. Danach gibt es Dudelsackmusik und Kammermusik, gegen 18 Uhr werden gemeinsam Weihnachtslieder gesungen. Am Sonntag findet um 10 Uhr ein Adventsgottesdienst statt. Im Laufe des Tages treten die Chorgemeinschaft Kreuztal und der Chor der Kreisverwaltung sowie Frank Neuser mit seiner Feuer- und Jonglage-Show auf.

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