Kreuztal. . Ausverkaufter Saal: Pawel Popolski alias Achim Hagemann erzählt ebenso sinnlos wie amüsant von der Erfindung der Popmusik durch Opa Piotrek.
In einer Ecke steht die Wohnzimmereinrichtung von Opa Piotrek Popolski, in der anderen ist das Kofferschlagzeug aufgebaut. Dazwischen gibt es ein Piano und eine große Bildwand, auf der zunächst ein Bild von Opa Piotrek selig zu sehen ist. Die weiteren Zutaten sind viel Musik, eine Menge verbaler Unsinn und nicht zuletzt reichlich Wodka. Der Künstler auf der Bühne muss sich alle 20 Minuten „einen verlöten“, um dem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen, und die gute Stimmung zu konservieren; die Zuschauer dürfen auch gleich zu Beginn des Abends eine Runde genießen, verbunden mit diversen Ritualen.
Alle Hits im Alleingang
Das ist eigentlich schon das Wichtigste des Spektakels, das am Freitagabend die Kreuztaler Stadthalle bis in den hinterletzten Winkel mit Zuschauern füllt, die schon in der ersten Sekunde so begeistert sind, dass „Pawel Popolski“ alias Achim Hagemann sich sicher ist, dass die alle schon fleißig „vorgelötet“ haben, „die Hackedicht-Fraktion in der zweiten Reihe“. Seit gut zehn Jahren gibt es die Familie Popolski im TV und auf der Bühne, mit der Hagemann nun unter dem schönen Titel „Der Popolski Wohnzimmershow“ auf Tour ist und ganz offenbar eine Menge Fans hat.
Möglicherweise ein wenig inspiriert vom Star Trek-Charakter Pavel Chekov, der alle Erfindungen der Menschheitsgeschichte stets in seiner Heimat Russland verortete, behauptet dieser polnische Pawel hier, dass sein Großvater im frühen 20. Jahrhundert im polnischen Zabrze nahezu im Alleingang alle großen Nummern der Popmusik geschrieben und diese damit praktisch erfunden hat: Popolski-Musik gleich Pop eben. Später sind sie ihm dann aber in gemeiner Weise vom bösen Westen und namentlich Dieter Bohlen gestohlen worden. Hier im Popolski-Wohnzimmer gibt es natürlich die polnischen „Originale“!
Achim Hagemann, einstiger Mitschüler und -streiter Hape Kerkelings demonstriert an der „Schießbude“ den genialen Sound des Großvaters, mit Hilfe eines „High-Tech“-Cassettenrecorders, mokiert sich über langweiligen Jazz oder Mambo, und weist eindeutig nach, dass die langweiligste und grausigste Art der Musik, der Walzer, eigentlich auch nur eine von einem betrunkenen Plagiator geschaffene Entartung der genialen Popolski-Polka-Wurzeln ist. Überhaupt, Polka ist das Stichwort, und Kreuztal wird dabei dann auch gleich zur „Polka-City Of The World“ befördert, während immer wieder mit Kartoffelschnaps „nachgelötet“ wird und die Becher fröhlich durch die Luft fliegen.
Erfindung des Raps im Rapsfeld
Dorota Popolski (alias Iva Buric Zalac), „vierzehnmalige Miss Zabrze“, begleitet ihren Cousin Pawel und darf einige der großväterlichen Hits singen, natürlich wird auch noch dessen Erfindung des Rap in einem Rapsfeld beschworen, mit viel „Hips und Hops“. Live aus dem „Plattenbau in Zabrze“ wird zudem der leicht zurückgebliebene kleine Bruder Janusz Popolski per Skypek zugeschaltet, „der trubste Tasse von der ganze Familie“. Martin Ziaja darf ein paar schöne Klänge auf dem Bass beisteuern, wird von seinem „Bruder“ die ganze Zeit beschimpft und von ein paar mutigen Damen im Publikum lauthals verteidigt.
Die Musik ist gut, der Hagemannsche Dialekt völlig absurd, eine Mischung aus Karel Gott und Adolf Tegtmeier, eigentlich ein Abend, den nur eine reine Familiengesellschaft mit viel Alkohol ertragen kann. Aber das ist es ja letztlich auch, und die begeisterte Verwandtschaft ist ganz offensichtlich riesig. Auch in Kreuztal. „Wir sind Popolski“ sozusagen. Aber wie die Polen das wohl finden...?
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