Burbach. . Die Bodenprobenaktion soll Gartenbesitzer dabei unterstützen, optimal Nährstoffe einzubringen: Mehr als zwei Drittel seien völlig überdüngt.
- Proben werden im hessischen Landeslabor Kassel analysiert
- Kooperation für Düngeempfehlung mit Gartenbaubetrieb
- Richtige Werte für Nährstoffe wie Kali, Phosphor, Magnesium
Seinen eigenen Garten hat Daniel Hinkebecker inzwischen ziemlich optimal eingestellt. Zumindest was den Rasen betrifft. PH-Wert, Phosphor, Kali, Magnesium – alles im empfohlenen Bereich. Den Phosphorwert zum Beispiel hat er in sechs Jahren von 96 auf 13 reduziert – es gibt in Burbach Gärten mit einem Wert von 399. „Auf Jahrzehnte überdüngt“, sagt der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins Burbach, grinst und rammt den Bodenprobenentnahmestab – ja, der heißt so – in sein Hochbeet.
Die Bodenprobenaktion führt der Verein bereits seit einigen Jahren durch. Die meisten Gartenbesitzer düngen fröhlich drauf los, ohne genau zu wissen, was der Boden eigentlich benötigt, damit es sprießt, wächst und gedeiht. „’Viel hilft viel’ nützt gar nichts“, sagt Hinkebecker; viele kauften günstigen Erdbeerdünger im Discounter und der ist dann ein Allrounder, pumpt kräftigt Phosphor, Kalk, Magnesium und Kali in den Boden. „Woher soll der Discounter wissen, was in meinem Garten los ist.“ In zwei Drittel der Gärten müsste düngetechnisch dringend etwas passieren, sagt er.
Also nimmt der Verein auf Wunsch Proben, 16 an der Zahl, insgesamt 500 Gramm, und lässt im hessischen Landeslabor Kassel ermitteln, wie es um die Böden in Südsiegerländer Gärten bestellt ist. Für die Auswertung arbeiten die Burbacher mit dem Unternehmen Samen Schneider in Haiger zusammen, das individuelle Düngeempfehlungen gibt und den Dünger auch anmischt. Wer einen Erdbeerdünger ohne Magnesium braucht, weil sein Boden davon genug hat, muss so nicht erst lange suchen.
Proben können überall dort entnommen werden, wo der Gärtner optimieren möchte: Im Gemüsebeet, auf der Wiese, um den Rasen gegen unerwünschtes Unkraut zu stärken, im Acker. Oder eben im Hochbeet. Das hat Hinkebecker neu. In feiner Humus-Erde wachsen Bohnen, Grünkohl, Chilis und Zucchini. Die Artischocken brauchen noch. Nicht ganz die richtige Region, „aber ich finde die so toll“, sagt Hinkebecker. Nächsten Sommer soll es Artischocken-Pizza geben.
Die Erde kratzt Friedhelm Thielmann, Hinkebeckers Vize, in einen Eimer – nur die unteren zehn Zentimeter, in dieser Tiefe beginnen die Wurzeln. Ab in den Gefrierbeutel mit den 16 Proben, die Küchenwaage sagt: 500 Gramm. Feine, krümelige Erde. Passt.
Tipps vom Gartenprofi
1.
Garten im Herbst umgraben: Komplett falsch, sagt Hinkebecker, „die Natur kennt keine kahlen Stellen.“ Feuchtigkeit soll in den Boden, damit der Frost die Erde schön körnig aufsprengt. Statt umgraben erreicht man das aber auch mit Senfsaat zum Beispiel. Die Pflanze wächst schnell, friert im Winter ab und muss im Frühjahr nur eingearbeitet werden.
2.
Kompost düngen mit Vorsicht. Wer viel Kaminasche in den Kompost füllt, tut dem Boden nicht gut. Kaffeesatz meistens schon.
3. Kalken zwischen Weihnachten und Neujahr. „Da gibt es genug Niederschlag, den Termin kann man sich gut merken und meistens haben die Leute frei“, sagt Hinkebecker.
4. Obstbaumschnitt: Auch wenn’s noch etwas dauert: Nicht mehr als 30 Prozent zurückschneiden, empfehlen die Experten vom Burbacher Obst- und Gartenbauverein. Am besten dickere Äste weit unten entfernen. Es gelte die alte Regel: Man muss einen Hut durch den Baum werfen können, damit sich die Früchte nicht Luft und Licht wegnehmen. Wer nur an den Rändern schneidet, erreicht das Gegenteil, sagt Daniel Hinkebecker, der Baum wird dichter. „An jeder Schnittstelle entstehen drei neue Triebe .“
- Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.