Siegen. . Die dritte Siegener Nacht der Musik setzt die bisherige Erfolgsgeschichte des Formats fort: Trotz miesen Wetters zieht sie Tausende in die Stadt.
- 27 heimische Chöre und Ensembles treten an neun Orten auf
- Publikum lässt sich auch vom bescheidenen Wetter nicht abhalten
- Große Bandbreite an Stilen und Darbietungsformen
Der Siegerländer meckert gerne über den Regen. Oft mit Recht. Doch er trotzt dem Wetter auch. Sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass am Samstagabend bei der dritten „Siegener Nacht der Musik“ Tausende in die Oberstadt pilgerten, um Musik aller Art zu genießen. Oft hatten sie die Qual der Wahl. Denn an neun Orten boten 27 heimische Chöre und Ensembles ihr Können an. Hier eine Auswahl.
Martinikirche
Gestandene Männer gestehen: „Ich wollte nie erwachsen sein.“ Sie nennen sich „Stimmbänd“ und ihre musikalische Liebe gilt an diesem Abend Peter Maffay. Da dürfen natürlich auch die sieben Brücken nicht fehlen. „Stimmbänd“ gründete sich vor vier Jahren aus dem traditionsreichen MGV 1848 Salchendorf. Unter der Leitung von Tobias Hellmann interpretieren sie Songs der Pop-Stars von Grönemeyer bis Müller-Westernhagen. Und eben Peter Maffay, auch bei dessen Suche nach dem verlorenen Paradies. Angenehme Klänge, vor allem in tiefen Lagen. Viele im wunderbaren Klangraum Martinikirche schließen die Augen und summen mit.
Haus Seel
Rappelvoll ist es im Haus Seel. Viele Zuhörer müssen stehen. Ganz allein auf einem Hocker sitzt Werner Hucks. Drei Gitarren hat er dabei. Der Saiten-Virtuose, der inzwischen in Köln lebt, entlockt ihnen einzigartige Wohlklänge. Vom Swing über eigene Kompositionen bis zu Tango-Rhythmen. Musik zum ganz ruhig werden, zurücklehnen, Augen schließen, genießen.
Rathaus Siegen
Schwungvoll-unterhaltsame Klassik ist im Ratssaal zu hören. Wo ansonsten eher langatmige Diskussionen in städtischen Ausschüssen stattfinden, spielen die Siegener Salonsolisten Melodien aus der Zeit, als Wien noch der Nabel der Musikwelt war. Viele der sechs Damen und Herren waren früher Mitglieder des Siegener Salonorchesters, einer musikalischen Institution der Region. Einige wohnen längst woanders, doch sie haben seh- und hörbares Vergnügen daran, ihre Kunst mit wunderbarer Leichtigkeit zu präsentieren. Ihr Programm ist ebenso spritzig wie der Sekt, den Pianist Bernd Grabe, der inzwischen in der Pfalz wohnt, aus seiner neuen Heimat mitgebracht hat.
Marienkirche
Gospeltrain vorzustellen hieße, Bier nach Krombach zu bringen. Vor mehr als 40 Jahren machten die Gospeltrainer die Musik der amerikanischen Sklaven im Siegerland bekannt. Doch sie haben unter der Leitung von Dr. Jörg Siewert ihren musikalischen Horizont ständig erweitert. Ihre Kern-Kompetenzen Spiritual und Gospel haben sie schon lange durch Pop-Songs und Filmmusik erweitert: Leonard Cohens „Hallelujah“ ebenso wie Bette Midlers „The Rose“. Dabei regieren nicht nur die Lautstärke, sondern auch ganz leise Klänge. Und sie können, im Gegensatz zu anderen Gospel-Formationen, auch die hohe Schule der Chormusik. A cappella: Das afrikanische „Homeless“ begeistert ebenso wie die Klang-Perle „Adiemus“, die an diesem garstigen November-Abend dem fröstelnden Publikum Gänsehaut-Momente bescherte.
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