Langenholdinghausen. . Der Herbst bietet Bastlern eine Fülle von Material. Expertin Inge Zöller gibt Tipps, wie auch Anfänger kleine Kunstwerke schaffen können.

  • Künstlerin Inge Zöller gibt Tipps für Herbstbasteleien jenseits bekannter Muster
  • Material findet sich beim Spaziergang links und rechts des Weges
  • Wichtigster Rat: Keine Scheu haben – einfach machen!

Aus Kastanien und Streichhölzern lassen sich ganz entsetzliche Dinge basteln – der eine oder andere wird sich mit Schrecken an die eigene Schulzeit erinnern. Es geht aber auch anders: Inge Zöller, Webmeisterin und Dozentin an der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein, zeigt, dass die Natur im Herbst Material für wirklich zauberhafte Gestecke und Phantasie-Landschaften liefert. In ihrem Garten in Langenholdinghausen gibt die Fachfrau Tipps – illustriert an zwei Arrangements: Dem Nest der „Wurzelmonster“ und dem „Eichenkrabbler und seinen Freunden“.

Tipp 1 Einfach mal machen. Wer sich gern als Herbstbastler versuchen möchte, aber nicht weiß, wie er anfangen soll, dem empfiehlt Inge Zöller „einen Spaziergang im Wald – und dann links und rechts des Weges gucken, da findet man schon allerhand“. Kastanien und ihre Schalen, Ästchen, Eicheln, Tannenzapfen, Flechten eigenen sich gut als Bastelmaterial. Natürlich sei es von Vorteil, wenn man keine Angst hat, sich die Hände ein wenig schmutzig zu machen. Und ein wenig Vorkenntnisse seien ebenfalls gut, insbesondere, wenn man mit Kindern unterwegs ist. „Es gibt im Wald schon Sachen, die man nicht in die Hand nehmen sollte“, betont Zöller – etwas Pflanzen wie Fingerhut oder einige Pilze. Umgekehrt ergebe sich bei einem solchen Such-Spaziergang die Möglichkeit, Kindern einiges zu erklären: „Dadurch lernen sie den Wald kennen, lernen viel über Früchte, Pflanzen und Tiere.“

Herbstliche Bastelarbeiten von Inge Zöller

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    Tipp 2 Auf die eigene Phantasie verlassen. Es gibt fertige Bastelanleitungen. Inge Zöller empfiehlt aber, der eigenen Kreativität freien Lauf zu lassen und sich ruhig etwas zuzutrauen. „Wenn man Kindern das Material hinstellt, kommen denen die Ideen von ganz allein“, weiß sie aus langer Erfahrungen. Und so sollten es auch Erwachsene angehen: „Einfach die Sachen in die Hand nehmen, damit spielen, ausprobieren – da ergeben sich dann von ganz allein Dinge heraus.“ Beispiel „Wurzelmonster“: Die putzigen Gesellen hat Inge Zöller aus den stacheligen Schalen von Esskastanien zusammengesteckt. Die Augen sind aus Wolle, gefunden an Sträuchern auf der Trupbacher Heide, an denen Schafe entlanggestreift sind. Kleine Papierstücke dienen als Pupillen: Denn natürlich ist es erlaubt, auch Material aus dem Haushalt einzubauen, wenn es beliebt.

    Tipp 3 Mut zum Recycling. Als Unterlage für die Gestecke und Szenen eigenen sich alte Blumenteller, Brettchen, Körbe, Töpfe.... All das lässt sich neu kaufen, Inge Zöller rät aber dazu, ruhig im Keller, auf dem Dachboden oder rund ums Haus nachzuschauen, ob sich etwas Geeignetes findet. Auch hier gilt: Mut zum Experiment. So manches, was eigentlich schon als Müll aussortiert war, erfährt auf diese Weise einen ganz neuen Nutzen.

    Tipp 4 Frisch halten. Der ideale Ort für herbstliche Basteleien ist draußen. Das natürliche Material geht dort – etwa im Garten – zwar den Gang alles Natürlichen und ist irgendwann weg, weil Tiere und Witterung daran knabbern; dafür bleiben die Arrangements aber lange frisch. Im Haus ist gelegentliches Anfeuchten mit dem Wassersprüher angeraten, weil die Sachen austrocknen. Und selbst, wenn irgendwann der Zenit überschritten ist: „Jedes Kunstwerk hat seine Zeit“, sagt Zöller.

    Tipp 5 Der Herbst ist nicht genug. Im Herbst findet sich zwar besonders viel und besonders schönes Material am Wegesrand. Aber auch im Frühling und Sommer gibt es einiges zu entdecken, das sich für kreative Projekte verwenden lässt. „Wenn ich etwas Schönes im Wald finde, nehme ich es mit“, sagt Inge Zöller. Das mache sie unabhängig von der Jahreszeit. „Ich bin Jäger und Sammler.“

    Zur Person Inge Zöller

    Inge Zöller ist Webmeisterin und Künstlerin. Sie gibt Kreativkurse für Erwachsene an der Schule für bildende Kunst und im Technikmuseum Freudenberg. Außerdem unterrichtet sie an der Jugendkunstschule Siegen-Wittgenstein.

     

     Die Affinität zu Natur-Materialien sei ihr „in die Wiege gelegt“, sagt sie. „Ich bin auf dem Land aufgewachsen. Ich habe nicht mit Puppen gespielt, sondern im Heu.“

     

    Diese besondere Mischung aus Naturverbundenheit und Kreativität möchte sie auch an ihre sechs Enkelkinder weitergeben. Bei der Materialsuche für die Wurzelmonster und den Eichenkrabbler etwa hat ihr die siebenjährige Frieda geholfen.

     

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