Kreuztal. In Kreuztal probiert die Gemeinde ab 2018 ein neues Modell: Im Winter Gottesdienst in der Friedenskirche, im Sommer in der Kreuzkirche.

  • Nur noch eine Handvoll Gottesdienste jährlich wird es dann in der Kapelle in Osthelden und im Dietrich-Bonhoeffer-Haus geben
  • Die evangelische Kirchengemeinde reagiert auf die schwindenden Mitgliederzahlen
  • Unter anderem für das Dietrich-Bonhoeffer-Haus wird nach einer geeigneten Lösung für eine alternative Nutzung gesucht

Die evangelische Kirchengemeinde Kreuztal begegnet schwindenden Mitgliederzahlen mit konkreten Maßnahmen: Die Gottesdienste sollen sich fortan im Wesentlichen auf die Friedenskirche Fellinghausen und die Kreuzkirche in der Innenstadt konzentrieren, und das im halbjährlichen Wechsel. Nur noch eine Handvoll Gottesdienste jährlich wird es dann in der Kapelle in Osthelden und im Dietrich-Bonhoeffer-Haus geben. Vor allem für letzteres suchen die Protestanten nach einer „geeigneten Lösung“ für eine alternative Nutzung, während sich für das Ostheldener Gotteshaus die Trägerschaft eines kirchennahen Fördervereins abzeichnet.

Zwei Kirchen

Von Grabenkämpfen, wie sie in der Vergangenheit aus der Nachbargemeinde Ferndorf zu erleben waren, war nichts zu spüren: Kreuztaler, Fellinghausener, Heestaler und Ostheldener wollen offenbar an einem Strang ziehen, wenn es darum geht, auf schwindende Mitgliederzahlen und Finanzen zu reagieren. Im kommenden Frühling wollen sie mit einem neuen Modell starten: Die Sonntagsgottesdienste finden im Sommerhalbjahr in der Kreuzkirche statt, in der Winterhälfte in der Friedenskirche in Fellinghausen. Abendgottesdienste wollen die evangelischen Christen in der jeweils „anderen“ Kirche der Saison feiern, Ostern und Weihnachten sowie Erntedank aber durchaus nach wie vor in der Kapelle Osthelden und im Dietrich-Bonhoeffer-Haus.

Diese Regelung, die das Gesamtpresbyterium nach ausgiebiger Diskussion beschlossen hatte und jetzt der Gemeinde vorstellte, habe am allerwenigsten finanzielle Hintergründe, so Presbyter Martin Roth, sondern sei gelebte Konsequenz aus dem gemeinsamen Motto „Wachsen und Zusammenwachsen“. Die rund 80 Anwesenden der Gemeindeversammlung in der Kreuzkirche nahmen sich nach Verkündung der für zunächst für zwei Jahre geplanten Innovation Zeit, in kleineren Gruppen deren Für und Wider auszuloten. An einen Fahrdienst müsse gedacht werden, so das Feedback, aber auch daran, dass man über die bisherigen Unterschiede in den Abläufen der Liturgien nachdenken müsse, um niemanden zu verprellen. Wie genau die Gottesdienste inhaltlich an Profil gewinnen könnten, besprechen Mitarbeiter der Gemeinde in der „Gottesdienst-Werkstatt“, einem Arbeitskreis, der bereits mehrmals getagt hat.

Die Kapelle Osthelden

Durchaus relevant ist die Frage der Finanzen in Sachen Gebäudemanagement der Gemeinde: Bereits aus dem Jahr 2015 stammt der Presbyteriumsbeschluss, sowohl für die Kapelle Osthelden als auch für das Dietrich-Bonhoeffer-Haus eine „geeignete Lösung“ zu finden. In Osthelden stehen bereits Ehrenamtliche der Gemeinde in den Startlöchern, um einen Förderverein zu gründen, der die finanzielle Trägerschaft der Kapelle übernehmen soll. Schon jetzt beleben die Ostheldener ihr Gotteshaus als Treffpunkt mit Tanzen, Handarbeiten, Kulturerleben und Gestalten. So wolle die Kirche vor Ort im Gespräch bleiben, erläuterte Kirchmeister Dirk Becker. Im Internet stellt sich die Ostheldener Idee auf der Seite „www.kapelle-mit-kultur.de“ bereits vor.

Das Bonhoeffer-Haus

Ungewiss ist derweil die Zukunft des Dietrich-Bonhoeffer-Hauses. Das Gemeindezentrum in der Fritz-Erler-Siedlung beherbergt neben den Gemeindekreisen eine städtische Kindergartengruppe im Untergeschoss, wartet aber noch auf einen potenziellen Interessenten, der ihm und der Gemeinde eine neue Nutzungsperspektive bieten könnte.

Perspektiven

Perspektiven sollten sich indes in der Kreuzkirche in der Martin-Luther-Straße am Rande der Innenstadt finden lassen, wenn Dienstag, 7. November, Baureferenten der Landeskirche und des Kirchenkreises gemeinsam vor Ort mögliche bauliche Veränderungen eruieren wollen. Die Kreuzkirche, deren 50-jähriges Bestehen die Gemeinde im Jahr 2013 feierte, bietet für die aktuellen Bedürfnisse der Gemeinde deutlich zu viel Fläche.
Konkret ist, was in der Friedenskirche in Fellinghausen geschehen soll: Dort laufen die Vorbereitungen für die Einrichtung einer neuen Küche im nächsten Jahr.

>>>> INFO: Die Kirchengemeinde in Zahlen

5200 Gemeindemitglieder zählt die evangelische Kirchengemeinde Kreuztal gegenwärtig, Tendenz abnehmend. Zu ihr gehören die evangelischen Christen aus den Stadtteilen Kreuztal, Fellinghausen, Osthelden und dem Heestal. Für sie arbeiten die beiden Pfarrer Thomas Rabenau und Thies Friederichs.

40 Gruppen und Kreise treffen sich in den bislang vier Gottesdienststätten: in der Kreuzkirche und im Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Kreuztal, in der Friedenskirche Fellinghausen und in der Kapelle Osthelden.

128 Gottesdienste finden im Laufe eines Jahres in der Gemeinde statt. Drei Trauungen, 28 Taufen und 85 Beerdigungen komplettieren die 12-Monats-Statistik.

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