Holzhausen. . Er war das erste Opfer der Nationalsozialisten im Siegerland – und stammte aus Holzhausen. Dort erinnert nun eine Tafel an Siegfried Betz.
Es sind schmerzliche Erinnerungen, die Willi Krautwald nicht vergessen kann. „Ich habe darunter gelitten, das kann man sich nicht vorstellen“, sagt der heute 95-Jährige. Dabei ist jene Greueltat, auf die er anspricht, die sein Leben und das eines ganzen Dorfes verändert hat, 85 Jahre her. Doch Willi Krautwald hat den Nachbarsjungen Siegfried Betz nicht vergessen. Einen jungen Sozialdemokraten aus Holzhausen. Und einen Mann, der dem Nationalsozialismus als erster überhaupt im Siegerland zum Opfer fiel.
Freitag Nachmittag enthüllten Ulrich Krumm aus dem Holzhausener Heimatverein, Volker Gerstner, der 1. Vorsitzender des SPD Ortsvereins, sowie Burbachs Bürgermeister Christoph Ewers eine Gedenktafel in Ehren für Siegfried Betz – unmittelbar vor dessen Elternhaus in der damaligen Hintergasse, heute Hainstraße.
Die Chronologie
25. Juli 1932: Im zarten Alter von 22 Jahren wird Siegried Betz von einem Sturmtrupp der Nationalsozialisten vor seinem Elternhaus angeschossen. Weil er, so beschreibt es Volker Gerstner am Freitag, sich für die Grundsätze der Demokratie und Arbeiterbewegung einsetzte.
8. August 1932: Rund zwei Wochen nach der Tat erliegt der Holzhausener, der eine Lehre als Schlosser erfolgreich abschließt, seinen schweren Schussverletzungen in einem Krankenhaus im hessischen Dillenburg.
12. August 1932: Zur Beerdigung kommen mehr als 2000 Teilnehmer. Sie wollen ein Zeichen setzen, für die Demokratie und gegen die aufkommende Nazi-Diktatur. So kommt es – davon berichtet Ulrich Krumm – zu einem der „letzten machtvollen Protestdemonstrationen der demokratischen Parteien im Siegerland gegen die Machtergreifung durch die Nazis.“
Die Gedenktafel
Der wichtigste Satz auf der Gedenktafel aus Basaltstein und Kupfer, die knapp 1500 Euro kostet und zu je einem Drittel von Dorfgemeinschaft, Heimat- und SPD Ortsverein getragen wird, lautet: „Sein Schicksal erinnert uns an alle Opfer von Terror und Gewalt, in unserer Gesellschaft darf solches nie wieder geschehen.“
Die Arbeitsgruppe
Auf Anregung des Heimatvereins Holzhausen und „vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklung“, so Krumm, bildet sich eine kleine Initiativgruppe, die sich für das Aufstellen einer Gedenktafel stark macht. „Wir wollen damit die Erinnerungskultur hoch halten, die Erinnerung an ein dörfliches Ereignis, das auch als Mahnung für jüngere Mitbürger dient“, betont Krumm.
Die Redner
„Wir freuen uns, dass die Erinnerung an den Tod von Siegfried Betz im Dorf nun einen festen Platz erhält – zum Gedenken an alle Opfer von Diktatur und Gewalt und uns allen als Mahnung“, betonte Krumm vor rund 100 Dorfbewohnern. „Und wir wollen, dass Holzhausen für Toleranz, Demokratie und für ein offenes Dorf für Zuziehende steht.“
Christoph Ewers ergänzte: „Es ist wichtig, dem Einsatz für Demokratie mit dieser Gedenktafel ein Gesicht zu geben.“ Und Volker Gerstner betonte: „Wir dürfen die Augen vor der Vergangenheit nicht verschließen. Diese Gedenktafel ist für unser Leben und unsere Zukunft enorm wertvoll.“ Und vor allem für Holzhausener Bürger.
- Die Lokalredaktion Siegen ist auch auf Facebook.