Hilchenbach. . Rund 120 Teilnehmer sind bei der Hilchenbacher Kinderbibelwoche dabei. Den Abschluss bildet ein Musical am Sonntag.
- Pfarrer Rüdiger Schnurr geht Mitt 2018 in Rente, deshalb ist es seine letzte KiBiWo
- Rund 50 Mitarbeiter arbeiten ehrenamtlich mit, um den Kindern eine schöne Zeit zu bereiten
- Am Sonntag findet der Abschlussgottesdienst statt. Dort wird das Musical vorgeführt
Geschäftiges Gewusel herrscht derzeit in der Florenburgschule. Denn die Evangelisch-Reformierte Kirchengemeinde Hilchenbach veranstaltet wieder die beliebte Kinderbibelwoche, kurz KiBiWo. Trotz der Ferien tummeln sich rund 120 Kinder in den Räumen. Klasse 1 steht an der Tür im Erdgeschoss. Es riecht nach Klebstoff, Musik läuft im Hintergrund. Dort liegt eine Schere, hier ein bisschen Glitzer. Die sechsjährige Hannah klebt gerade etwas an ihrem Burgturm fest. „Mir gefällt es hier sehr gut. Wir basteln sehr schöne Sachen“, sagt sie. Besonders toll sei, dass es morgens immer einen Sitzkreis gebe. „Es ist schön, dass da alle zusammenkommen.“
Die KiBiWo hat Pfarrer Rüdiger Schnurr bereits 1990 ins Leben gerufen. Seitdem hat sich die Veranstaltung stets weiterentwickelt. Rund 50 Helfer arbeiten ehrenamtlich mit, nicht wenige nehmen sich extra Urlaub, um dabei sein zu können. „Viele von ihnen waren früher selbst einmal Teilnehmer“, sagt Rüdiger Schnurr stolz. In der Aula der Realschule sowie in den Klassenräumen der Florenburgschule treffen sich die Kinder täglich von 9 bis 15 Uhr. Das Motto im Reformationsjahr: natürlich Martin Luther.
Pfarrer: Abschluss erzwungen durch den Ruhestand
1 Sie haben die Kinderbibelwoche vor 27 Jahren ins Leben gerufen. Dieses Jahr ist Ihre letzte, bevor Sie in Rente gehen. Wie fühlt sich das an und worauf freuen Sie sich im Ruhestand am meisten?
Ich habe es vor ein paar Jahren schon gesagt: Ich werde langsam zu alt dafür. Dennoch macht es immer sehr viel Spaß. Wir haben tolle Mitarbeiter, sodass ich die große Hoffnung habe, dass sie genauso toll weitermachen. Der Abschluss ist ja quasi erzwungen durch den Ruhestand. Ich habe mich jetzt schon morgens aus den Andachten zurückgezogen. Mitte nächsten Jahres gehe ich in den Ruhestand. Ich freue mich auf mehr Zeit mit der Familie... ich habe sieben Enkel.
2 Wie haben Sie es geschafft, die Kinder immer wieder für das Thema Kirche zu begeistern?
Wir haben das Thema in die Welt der Kinder geholt. Es ist nicht immer alles exakt historisch. Die Mitarbeiter sind sehr nah dran an den Kindern. Das ist wirklich toll.
3 Am Sonntag gibt es zum Abschluss ein Musical in der Kirche. Welche Rolle spielen Sie?
Ich wollte unbedingt die Rolle des Martin Luther spielen. Ich habe Theologie gelernt und fand die Art der Vermittlung toll. Luther erzählt von seiner Beziehung zu Gott, wie er zu ihm gefunden hat und wie er ihn erlebt hat – freundlich und nicht als „Angst-Gott“. Das wollen wir den Kindern vermitteln.
Illustrationen mit Playmobil-Bauten
„Wir beginnen in der Aula. Dort sitzt dann die Familie Luther am Tisch und der Vater erzählt aus seinem Leben“, erklärt Jugendreferentin Uschi Massow. 30 Minuten dauert der Einstieg ins Thema, bei dem Mitarbeiter in verschiedene Rollen schlüpfen. Rüdiger Schnurr spielt Martin Luther – das wollte er sich bei seiner letzten Kinderbibelwoche nicht nehmen lassen. Mitte 2018 geht er in Rente. „Für ihn ist das etwas ganz Besonderes“, sagt Massow. Die Erzählungen werden untermalt mit Illustrationen, sagt Schnurr. Dazu haben fleißige Helfer bereits vor der Woche Szenen mit Playmobil nachgebaut und fotografiert. „Es wird auf Leinwand projiziert, was Luther erzählt“, sagt Massow. Denn das Ziel ist, den Kleinen spielerisch das Leben des Reformators näherzubringen.
Danach geht es in die einzelnen Gruppen. Die sind nach Altersklassen unterteilt. Die Jüngsten sind sechs, die Ältesten 13 Jahre alt. Dementsprechend ist auch das Programm. „Wir wollen die Geschichte erlebbar machen“, sagt Stefanie Foesch. Sie ist die Gruppenleiterin der Kleinsten. Ihrem Team war es wichtig, dass sich die Kinder wohlfühlen. Deshalb gibt es eine Kuschelhöhle, gebastelte Kirchenfenster und ein unechtes Lagerfeuer im Klassenraum. „Eine große thematische Vertiefung ist nicht möglich, aber wir machen ein kleines Quiz“, sagt Helferin Anja Hoffmann, die auch im Musical eine wichtige Rolle spielt. Die KiBiWo sei eine feste Größe in Hilchenbach, so Foesch. „Auch katholische Kinder und Mitarbeiter machen mit. Wir hatten auch schon muslimische Kinder da.“ Die Ehrenamtler verstehen sich gut, sind zu Freunden geworden. Das macht die KiBiWo auch für sie besonders.
Während die Kleinsten fleißig Burgen basteln, singen und am nachgestellten Lagerfeuer spielen, bringen die Großen in Schönschrift ihre Lieblings-Bibelstellen aufs Papier. „Wichtig ist, dass die Kinder ihre eigene Bibel gestalten mit den Stellen, die ihnen wichtig sind“, sagt Betreuer Matthias Beumer. Die Ergebnisse werden am Freitag ab 10 Uhr in der Buchhandlung Buy Eva ausgestellt.
Auf Spenden angewiesen
Auch die anderen Gruppen sind fleißig. Die Zweitklässler gestalten Herzen mit Segenssprüchen. Die Kinder der dritten Klasse bauen Kreisel, die Fünfer Holzbrettchen mit der Lutherrose. Doch was alle gemein haben: Sie proben Lieder für ihren großen Auftritt am Sonntag. Darüber freut sich die kleine Hanna besonders: „Ich singe ein Solo“, sagt sie, „Ich weiß nur nicht genau, wie es heißt.“
>>>> INFO: Gottesdienst am Sonntag
Der Abschlussgottesdienst ist am Sonntag um 10 Uhr in der Evangelischen Kirche Hilchenbach. Dort führen die Mitarbeiter ein Musical auf, das musikalisch von den Kindern begleitet wird. Um Spenden zur Refinanzierung des Projekts wird gebeten. Es kostet rund 3000 Euro.
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